Erste Kliniken am Limit

RSV-Infektion bei Kindern belasten die Spitäler

Veröffentlicht: 01. Dezember 2022 11:58 Uhr
Kinderkliniken in Deutschland haben aktuell große Schwierigkeiten, alle schwerstkranken kleinen RSV-Patient:innen zu versorgen. Ärzt:innen berichten von Fällen auch aus Bayern, in denen Babys und Kleinkinder mit schweren Atemwegsinfekten in über 100 Kilometer entfernte Kliniken eingewiesen werden mussten. Die Situation in Wiens Spitälern ist ebenfalls angespannt.
SALZBURG24 (tp)

Kleine Kinder sind in der Virensaison in der kalten Jahreszeit besonders häufig von einer Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) betroffen. Eine solche Erkrankung ist auch der häufigste Grund, warum Säuglinge und Babys wegen einer Atemwegserkrankung im Krankenhaus behandelt werden müssen. Sie brauchen oft Atemunterstützung.

"Katastrophale" Situation

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) bezeichnet die Situation als "katastrophal": Wenn ein gerade reanimierter Säugling in einer eigentlich voll belegte Kinderklinik aufgenommen würde, müsse dort ein Dreijähriger den dritten Tag in Folge auf seine dringend notwendige Herzoperation warten.

Massiver Mangel an Pflegepersonal

Die Ärztevereinigung will nun in Hamburg neueste Zahlen und Erkenntnisse aus einer aktuellen Umfrage unter Kinderkliniken vorstellen. Den Medizinern zufolge ist jedes Jahr ab Herbst mit einer Welle von Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) zu rechnen. Allerdings stehen immer weniger Kinderklinik-Betten zur Verfügung, wie Divi-Generalsekretär Florian Hoffmann am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin erläuterte. Wegen des Mangels an Pflegepersonal könne zudem ein großer Teil der Betten auf den Stationen gar nicht betrieben werden.

Viele Kinder mit RSV-Infektion in Wiener Spitälern

Die diesjährige RSV-Welle ist laut Fahcleuten besonders stark, in Wien müssen bereits besonders viele Kinder in den Spitälern behandelt werden. "Es handelt sich um eine Atemwegserkrankung, die für Kinder unter einem Jahr besonders gefährlich sein kann", erklärte Herbert Kurz, Leiter der Kinder- und Jugendheilkunde in der Klinik Donaustadt, in einer Aussendung am Dienstag. Während Erwachsene meist ein paar Tage mit Erkältungssymptomen belastet sind, müssen Babys und Kleinkinder oft stationär im Spital aufgenommen werden.

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"Das führt dazu, dass in ganz Wien die Kinderbetten in den Spitälern außergewöhnlich stark ausgelastet sind", erklärte der Kinderarzt. In der Klinik Donaustadt sind beispielsweise von den 32 Betten, die üblicherweise für Kinder mit Infektionserkrankungen zur Verfügung stehen, 27 Säuglinge mit RS-Viren belegt, nur zwei Betten sind am heutigen Tag insgesamt noch frei. "Derzeit müssen die Betten für die Allerkleinsten freigeschaufelt werden, es ist ein tägliches Jonglieren", so der Kinderexperte. Ein ähnliches Bild zeigt sich demnach in ganz Europa und Nordamerika.

Viren in kalter Jahreszeit

"Die RS-Viren treten üblicherweise in der kalten Jahreszeit auf. Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie haben das Muster des Auftretens anderer Viren aber verändert. Während im ersten Jahr der Pandemie die RSV-Welle gänzlich ausfiel, kam sie 2021 früher als sonst schon im September, und heuer zeigt sich eine außergewöhnlich starke Welle", erklärte Kurz. Deshalb ist es wichtig, erste Symptome zu erkennen, betonte der Mediziner. "Diese sind starker Schnupfen mit glasig-durchsichtigem Nasensekret und Husten. Oft haben diese Kinder kein oder kein hohes Fieber. Ein Warnsignal ist eher, wenn sie sich beim Trinken oder Atmen plagen", erläuterte Kurz. In solchen Fällen müssen die Kinder unverzüglich zur Kinderärztin oder den Kinderarzt bzw. in die Spitalsambulanz.

Säuglinge am meisten gefährdet

Je jünger die Kinder - am meisten gefährdet sind Säuglinge in den ersten Wochen und Monaten - desto schwerwiegender kann der Verlauf sein. Der Arzt rät dazu, nicht mit vielen Menschen zusammenzukommen und Menschenansammlungen möglichst zu vermeiden. "Erwachsene und Kinder ab dem 6. Lebensmonat sollten jetzt auch gegen die echte Grippe geimpft werden. Ein gemeinsames Auftreten von RS-Viren und Grippe würde betroffene Kinder und auch die Kinderabteilungen noch zusätzlich belasten", warnte Kurz.

Grippe-Fälle nehmen zu

Schon jetzt gibt es in Österreich mehr Grippe-Infektionen als in den beiden vergangenen Jahren. Das Gesundheitsministerium ruft deshalb zur Grippe-Schutzimpfung auf. Gegen Infektionen hilft auch das Tragen einer Maske. Eine Wiedereinführung der allgemeinen Maskenpflicht - auch die Corona-Fallzahlen steigen wieder – ist jedoch nicht in Sicht. "Die heben wir uns tatsächlich auf, für ja, schlimmere Situationen", sagte die Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit, Katharina Reich, am Dienstag im Ö1-Morgenjournal.

Die Österreicher:innen sind mittlerweile impfmüde geworden. Neue Impfkampagnen sollen nun für Aufmerksamkeit sorgen, meinte Reich. Wichtig sei jedenfalls, die Grundimmunisierung der Corona-Schutzimpfung – also drei Impfungen abzuschließen. Derzeit mache es außerdem Sinn, mit einer Auffrischung nicht sechs Monate nach einer Infektion abzuwarten. Rund um Weihnachten treffe man ja auch "vulnerable Personen, das heißt, man möchte ja nicht krank sein und ich glaube, dass es jetzt ganz gut ist, vor dieser intensiven Weihnachtszeit mitunter diese sechs Monate nicht abzuwarten, sondern früher zu gehen und sich den angepassten Impfstoff zur Auffrischung zu holen", sagte Reich.

Eine weitere Auffrischungsimpfung – also ein fünfter Stich – wird derzeit nur älteren und vulnerablen Menschen empfohlen. Wie oft eine Auffrischungsimpfung erforderlich sein wird, werde derzeit mit der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA besprochen. Reich rechnet damit, dass einmal jährlich aufgefrischt werden muss – ähnlich wie bei Influenza. Sie betonte auch, dass Grippe- und Corona-Schutzimpfungen problemlos gleichzeitig verabreicht werden können.

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(Quelle: apa)

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