Reproduktionsmedizin

Salzburger Spermaprobe zweckentfremdet: Frau unwissentlich inseminiert

Die mikroskopische Aufnahme zeigt eine menschliche Eizelle, in die in einem Dresdner Speziallabor zu Demonstrationszwecken eine Injektionsnadel eingeführt wird (Archivbild vom 09.02.2009).
Veröffentlicht: 14. Juni 2025 14:46 Uhr
Ein Ehepaar aus Vorarlberg hat Anzeige gegen einen steirischen Arzt erstattet, der der Frau nach ihren Angaben ohne Zustimmung Fremdsamen injiziert haben soll. Die dadurch gezeugten Kinder wurden erst Jahrzehnte später durch DNA-Tests auf die wahren Umstände ihrer Entstehung aufmerksam. Einer der Väter kommt aus Salzburg.

Laut einem Bericht der "Tiroler Tageszeitung" hat eine Vorarlberger Familie mit drei Töchtern einen steirischen Reproduktionsmediziner verklagt, weil dieser der Mutter ohne deren Wissen Fremdsamen injiziert haben soll. Auch der leibliche Vater, ein Salzburger, soll nichts von der Verwendung seines Samens gewusst haben, berichtete die Zeitung am Samstag. Die Familie wandte sich an die Öffentlichkeit, um mögliche weitere Geschädigte zu finden. Von dem Arzt gab es vorerst keine Stellungnahme.

Mutter ohne Wissen und Zustimmung inseminiert

Das türkischstämmige Ehepaar habe sich 1992 erstmalig an den Arzt gewandt. Aufgrund von Sprachbarrieren habe es Verständigungsprobleme gegeben, beide hätten nicht gewusst, wie eine solche Behandlung ablaufe, eine Aufklärung habe nicht stattgefunden, so die Tiroler Anwältin Lisa Holzmann gegenüber der "TT". "Dabei ging die Mutter stets davon aus, dass sie bei der Spritze nur ein Medikament zur Fruchtbarkeitssteigerung erhält und eine Befruchtung dann auf natürlichem Weg erfolgen würde", wurde die Anwältin zitiert. "Doch bei jeder der insgesamt 14 Behandlungen wurde die Frau mit Fremdsamen inseminiert. Durch dieses Vorgehen sind die drei Töchter gezeugt worden."

DNA-Tests enthüllten unbekannte Väter

Für die Sitzungen flossen demnach insgesamt 84.000 Schilling (6.104,52 Euro), eine Rechnung habe die Familie nie erhalten. Ins Rollen kam das Ganze, weil eine der drei Töchter, eine Ärztin, ihrem Gefühl nachging "nicht ganz in die Familie hineinzupassen", darum einen DNA-Test machte und dabei herauskam, dass der Mann, den sie als Vater kennt, nicht ihr leiblicher Vater ist. Weitere DNA-Untersuchungen ergaben, dass auch ihre Schwestern offenbar nicht von ihm abstammen. Ihre Erzeuger sind unbekannt. Über Nachforschungen in Gen-Datenbanken stieß die Ärztin schließlich auf den Mann, der genetisch ihr Vater ist. Dieser hatte aber offenbar keine Ahnung, dass sie seine Tochter ist.

Leiblicher Vater aus Salzburg wusste von nichts

Der leibliche Vater war in den 1990er-Jahren ebenfalls Patient bei dem Medizinier, allerdings nur, um seinen Hormonstatus abklären zu lassen. Dass die Spermienprobe des Salzburgers mutmaßlich verwendet wurde, um sie einer fremden Frau zu injizieren, habe dieser nicht gewusst. "Tatsächlich aber wurde das Sperma gezielt eingefroren und wenig später bei unserer Mandantin ohne Aufklärung darüber und ohne die Zustimmung von allen Beteiligten einzuholen, für eine Fremdinsemination verwendet", so Anwalt Hermann Holzmann.

Möglicherweise weitere Geschädigte

Eigentlich wäre eine schriftliche Zustimmung einzuholen gewesen, auch die steirische Landesregierung habe entgegen der Bestimmungen keine Aufzeichnungen erhalten. Der Arzt bzw. dessen Sohn behaupte, ein Teil der Patientenakten sei in einem Lager durch einen Wasserschaden verloren gegangen. Man halte das für eine Schutzbehauptung, man habe eine weitere Patientin ausforschen können, der Ähnliches passiert sei. Als deren Tochter ihren biologischen Vater ausfindig machen wollte, habe der Arzt ebenfalls mit dem Wasserschaden argumentiert, ein anderes Mal aber angegeben, die Unterlagen seien bei einem Umzug verloren gegangen, so Holzmann. Man habe vergeblich versucht, über den Sohn mit dem mittlerweile betagten Arzt Kontakt aufzunehmen, so die "Tiroler Tageszeitung".

Die Familie wende sich nun an die Öffentlichkeit, um mögliche weitere Geschädigte ausfindig zu machen. "Es ist davon auszugehen, dass der Arzt auch andere Patientinnen einer Kinderwunschbehandlung Fremdsamen ohne ihr Wissen injizierte", so die Tiroler Anwälte. Man habe daher den Mediziner wegen des Verdachts des schweren gewerbsmäßigen Betrugs bei der Staatsanwaltschaft Graz angezeigt und zivilrechtlich auf Schadenersatz geklagt.

(Quelle: apa)

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