Medienbericht

Schwere Vorwürfe gegen Kärntner SOS-Kinderdorf

"Die versäumten Meldungen wurden nachgeholt, SOS-Kinderdorf hat sich von Führungskräften getrennt und die Vorwürfe mit Hilfe externer Unterstützungen umfassend aufgearbeitet", heißt es in einer Stellungnahme. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 17. September 2025 08:28 Uhr
In einem SOS-Kinderdorf in Kärnten sollen nach Recherchen der Wochenzeitung "Falter" Kinder bis vor wenigen Jahren von Pädagogen geschlagen, gequält und misshandelt worden sein. SOS-Kinderdorf sprach in einer Stellungnahme von "Fehlverhalten und Gewalt durch pädagogische Fachkräfte und Führungskräfte".

Schwere Vorwürfe gegen SOS-Kinderdorf: Die Minderjährigen sollen eingesperrt und etwa nackt fotografiert worden sein, wie es am Dienstag in der Veröffentlichung der Wiener Wochenzeitung hieß. Die Vorwürfe sollen verdeckt worden sein. Betroffen ist laut "Falter" der Standort Moosburg nahe Klagenfurt. Die Informationen der Wochenzeitung stammen aus einer Studie, die SOS-Kinderdorf selbst in Auftrag gegeben hatte. Die Jahre alten Ergebnisse wurden aber bis heute nicht veröffentlicht.

"Das Leid, das Kinder in der Betreuung von SOS-Kinderdorf erfahren haben, macht uns zutiefst betroffen. Erkenntnisse aus der Studie und aus anderen zahlreichen internen Aufarbeitungsmaßnahmen zeigen auf, dass am Standort Moosburg Fehler passiert sind und wir den Schutz von Kindern nicht immer lückenlos gewährleisten konnten", hieß es in einer Stellungnahme der NGO gegenüber der APA.

Nacktfotos von Kindern auf privatem Laptop

Der "Falter" zitiert aus der Studie, dass ein Pädagoge etwa Nacktfotos von Kindern auf seinem privaten Laptop hatte. Eine Kinderdorf-Mutter soll ein Mädchen drei Jahre lang jede Nacht in ihrem Zimmer eingesperrt haben, Kinder sollen mit Essens- und Wasserentzug bestraft worden sein. So soll etwa ein Wasserhahn abmontiert worden sein. Beim Duschen beobachtete die Pädagogin die Kinder, "um heimliches Saufen zu verhindern", zitiert der "Falter" aus der Studie. Die wehrlosen Minderjährigen sollen demnach auch gebissen und geschlagen worden sein.

Ein Kinderdorf-Leiter soll über die Vorgänge informiert gewesen sein, diese auch dokumentiert haben. Doch statt den Minderjährigen zu helfen, zeigte er sich ihnen gegenüber laut der Studie selbst gewalttätig.

Anzeige für den Anbieter APA Video über den Consent-Anbieter verweigert

Pädagogisches Fehlverhalten zwischen 2008 und 2020

SOS-Kinderdorf gab an, einen "umfassenden Aufarbeitungsprozess" von mehreren Fällen, die zwischen 2008 und 2020 vorgefallen waren, untersucht zu haben. 2020 sei dann im Auftrag der Geschäftsführung eine externe Begleitung hinzugezogen worden, um die Strukturen und Entwicklungen am Standort Moosburg aus einem "externen Blickwinkel" zu analysieren. Das Institut für Männer- und Geschlechterforschung wurde mit der Studie beauftragt.

Die Organisation entschuldigt sich laut Stellungnahme bei allen Betroffenen, von denen einige bereits ein Opferschutzverfahren durchlaufen haben. Ebenso seien Entschädigungszahlungen sowie die Finanzierung von Therapieeinheiten zuerkannt worden. "Damit können wir das Vergangene nicht ungeschehen machen, möchten aber eine Geste der Wiedergutmachung leisten."

Den Vorwurf, dass es keine Aufarbeitung gegeben habe, wolle SOS-Kinderdorf aber zurückweisen. Eine "umfassende Bearbeitung" sei 2020 eingeleitet worden, ein Teil davon war die vom "Falter" zitierte Studie. Daraus hätten sich nach Angaben von SOS-Kinderdorf Maßnahmen für den Standort abgeleitet.

SOS-Kinderdorf zieht Konsequenzen

"Die versäumten Meldungen wurden nachgeholt, SOS-Kinderdorf hat sich von Führungskräften getrennt und die Vorwürfe mit Hilfe externer Unterstützungen umfassend aufgearbeitet. Am Standort wurden strukturelle Änderungen vorgenommen", hieß es in der Stellungnahme. 2021 sei unter anderem eine neue Leitungsstruktur in Kraft getreten. Die Aufarbeitung habe in enger Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber, der Kinder- und Jugendhilfe des Landes Kärnten, stattgefunden. Zudem gab es mehrere Monate einen Aufnahmestopp für den Standort in Moosburg. "Die Kinder- und Jugendhilfe evaluierte SOS-Kinderdorf in pädagogischen sowie in wirtschaftlichen Belangen. Im Dezember 2020 wurde der Aufnahmestopp offiziell wieder aufgehoben", so SOS Kinderdorf.

Eine APA-Anfrage an die für die Kinder- und Jugendhilfe Kärnten zuständige Referentin, Landesrätin Sara Schaar (SPÖ), blieb vorerst unbeantwortet.

(Quelle: apa)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

17.09.2025
Großeinsatz

Mindestens zwei Tote nach Schüssen in Wien

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken