Für Rot und Blau war der Wahltag keiner zum Jubeln. Während sich die Freiheitlichen ihre Verluste mit der Ibiza-Affäre erklären konnten, müssen die Sozialdemokraten auf Motivsuche gehen.
Vorläufiges Endergebnis
Innenminister Eckart Ratz hat Sonntagnacht das vorläufige Endergebnis der EU-Wahl verkündet. Es enthält die Stimmen der Urnenwähler, die sie am Sonntag im eigenen oder (per Wahlkarte) in einem fremden Wahllokal persönlich abgegeben haben. Klarer Wahlsieger ist die ÖVP mit 35,4 Prozent. Weit dahinter landete die SPÖ mit 23,6 und noch weiter hinten die FPÖ mit 18,1 Prozent.
Die Grünen hielten sich - nachdem sie 2017 aus dem Nationalrat geflogen waren - mit 13,1 Prozent überraschend klar im EU-Parlament. Auch die NEOS werden mit 8,2 Prozent weiter im EU-Parlament vertreten sein. Für EUROPA Jetzt reichten 1,0 Prozent nicht, auch die KPÖ lag mit 0,8 Prozent weit unter den für ein Mandat erforderlichen beinahe fünf Prozent.
Die ÖVP wird künftig zwei EU-Parlamentarier mehr - insgesamt sieben - stellen, die SPÖ weiterhin fünf, die FPÖ drei (minus einen), die Grünen zwei (minus einen) und die NEOS weiterhin einen. Österreich kann vorerst wieder 18 EU-Mandate vergeben, mit dem Brexit kommt ein 19. dazu.
Wie deine Heimatgemeinde gewählt hat, kannst du HIER sehen. Die Daten stehen gesammelt ab kurz nach 23 Uhr zur Verfügung.
EU-Wahl: Wahlbeteiligung deutlich gestiegen
Die Wahlbeteiligung ist deutlich gestiegen und lag laut der ARGE Wahlen bei 58,8 Prozent. Die Hochrechnung (Auszählungsgrad 100 Prozent) beinhaltet auch schon eine Briefwahl-Schätzung. Die Stimmen der Briefwähler werden ja erst am Montagabend ausgezählt und sind im vorläufigen Endergebnis von Sonntagabend noch nicht enthalten.
Karas, Edtstadler und Kurz im Wahlkampf
Die Volkspartei hatte im Wahlkampf nicht nur auf die beiden Spitzenkandidaten Ohtmar Karas und Karoline Edtstadler gesetzt, sondern auch Bundesparteiobmann Sebastian Kurz in die Schlacht geworfen. Insofern sah Generalsekretär Karl Nehammer ein "ganz starkes Vertrauensvotum" für den Kanzler.
Wenig Freude bei SPÖ und FPÖ
Diesen erwägen SPÖ und FPÖ am Montag im Nationalrat abzuwählen. Heute gab es nichts zu feiern. Die Sozialdemokraten dürften etwa bei jenem Ergebnis bleiben, das man vor fünf Jahren erreicht hatte, also in etwa 24 Prozent. Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda war folgerichtig "nicht zufrieden".
Die FPÖ dürfte mit etwa 17 Prozent noch einmal gut zwei Punkte gegenüber dem enttäuschenden Resultat 2014 einbüßen. Als Erklärung wird wohl der Ibiza-Skandal um den mittlerweile zurückgetretenen Parteichef Heinz-Christian Strache dienen. Eine entsprechende Einschätzung gab Spitzenkandidat Harald Vilimsky bereits ab. Am Misstrauen gegenüber Kurz hat sich für ihn ebenso wie für Drozda auch nach dem heutigen Ergebnis nichts geändert.
Triumph für grünen Spitzenkandidaten
Eine Partynacht dürfte es bei den Grünen geben. Mit 13,5 Prozent verliert man zwar einen Punkt, nach dem verpassten Einzug in den Nationalrat sind die zwei erreichten Mandate aber ein Triumph für Parteichef und Spitzenkandidat Werner Kogler. Sein Ex-Parteifreund Johannes Voggenhuber scheiterte hingegen mit EUROPA Jetzt mit zwei Prozent klar.
NEOS halten Ergebnis von 2014
Unspektakulär verlief der Wahlsonntag für die NEOS, die mit ihrem "Vereinigte Staaten von Europa"-Konzept die gleichen acht Prozent wie bei der letzten EU-Wahl erreichen dürften.
VdB freut sich über pro-europäischer Stimmung
Einem gefiel, was die Österreicher gemacht haben, besonders. Der erste Eindruck sei, dass die pro-europäischen Stimmen überwiegen und nicht jene, die den Zerfall Europas befürworten, so Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einem kurzen Statement.
So wurde Trendprognose erstellt
Für die Trendprognose kooperierten ORF, APA und ATV sowie die Wahlforscher/innen von SORA, Arge Wahlen und Peter Hajek erstmals. Dazu wurden von den Wahlforschern unabhängig voneinander Umfragen durchgeführt, am Wahlsonntag wurde daraus dann eine gemeinsame Trendprognose erstellt. Insgesamt wurden zwischen Dienstag und Sonntag 5.200 Interviews mit Wahlberechtigten in Österreich geführt. Die Trendprognose weist eine Schwankungsbreite von etwa +/- 2,5 Prozentpunkten auf.
(Quelle: apa)