„Wir leben in einer Zeit, in der sich ein Individuum präsentieren will“, sagt Matthias Rohrer vom Wiener Institut für Jugendkulturforschung im SALZBURG24-Gespräch. Sich selbst perfekt darstellen und dieses Bild in die Welt hinaustransportieren – genau das passiert tagtäglich auf Instagram, TikTok und Co. Denn: „Social Media bietet dafür den perfekten Rahmen.“
Aber nicht nur um sich selbst zu präsentieren, verwenden vor allem 14- bis 18-Jährige – die klassische Nutzergruppe laut Rohrer – die unterschiedlichen Plattformen der sozialen Medien. Auch Unterhaltung, die durch interessante und lustige Beiträge geboten wird, sowie um Trends zu folgen, sind Gründe, warum derartige Apps beliebt sind.
Drastische Folgen des Social-Media-Konsums
Aber was passiert, wenn das neue Bild auf Instagram auf negative Reaktionen stößt? „Man möchte sich selbst präsentieren, von sich selbst Werbung in der Gruppe bzw. im sozialen Umfeld machen. Geht dies aber nicht auf und der Betroffene erhält negative Kommentare, dann fangen die Selbstzweifel an“, erklärt Rohrer. Gedanken wie „ich bin nicht gut oder cool genug“ treten auf und können bei einzelnen Fällen zu ernsthaften Folgen, wie Essstörungen oder einem übertriebenen Fitnesswahn, führen.
Sexismus im Netz: Meist Frauen betroffen
Überhaupt junge Frauen seien häufig Opfer von negativen Rückmeldungen. „Sexualisierte verbale Gewalt – von blöden Anmachen bis hin zu abfälligen Kommentaren über das Aussehen – erleben meist Frauen.“ Rohrer verweist auf Studien im Onlinebereich, die bestätigen: Mit einem Bild im Bikini erntet man oft abwertende, sexistische Kommentare, während ein Bild von einem durchtrainierten männlichen Körper bewundert wird.
Große Unterschiede bezüglich des Geschlechts gibt es auch bei der Nutzung von den unterschiedlichen Apps. So zeigt der Jugend-Internet-Monitor 2020 von saferinternet.net, dass beispielsweise TikTok bei der weiblichen Zielgruppe deutlich beliebter ist als bei männlichen Jugendlichen. 46 Prozent aller befragten Mädchen und 38 Prozent der Burschen nutzen TikTok. Bei der Online-Umfrage wurden 400 Jugendliche aus Österreich im Alter von elf bis 17 Jahren befragt. Insgesamt nutzen 42 Prozent der Befragten die TikTok-App.
Was tun zur Prävention?
Dadurch, dass es sich um Vorstellungen in der Gesellschaft handelt, bei denen ein globaler Prozess dahintersteht, seien diese Anschauungen nicht wirklich beeinflussbar. Sehr wohl aber könne man als Elternteil dazu beitragen, dass das Kind eine gesunde Beziehung zu seinem Körper aufbaut. Wichtig seien besonders zwei Dinge: „Das Selbstbewusstsein stärken und den eigenen Körper richtig wahrnehmen“, nennt der Experte für die Präventionsarbeit.
Darüber hinaus sei es wichtig, dass das Umfeld aufmerksam ist. Als Elternteil sollte man sich mit der Thematik Social Media vertraut machen und einen Zugang zu den Plattformen haben, denn: „Eltern wissen oft gar nicht, was ihre Kinder im Internet tun.“ Und auch das Alter spielt eine große Rolle, denn: "Mit zunehmendem Alter werden die Gefahren, die das Netz mit sich bringt, weniger, denn auch die Persönlichkeit wird zunehmend gestärkt," sagt Rohrer.
Weitere Informationen zum Thema
Weitere Tipps zur Prävention sowie zur Stärkung des Bewusstseins gegenüber Social-Media-Plattformen, findet ihr auf saferinternet.at.
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