Sorge um Sicherheitslücken

Gewerkschaft und ÖBB rund um Einsatzleiter-System im Clinch

Die Gewerkschaft vida warnt vor einer drohenden sicherheitstechnischen Fehlentscheidung bei den Österreichischen Bundesbahnen. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 31. Oktober 2025 14:01 Uhr
Die Gewerkschaft vida warnt vor einem möglichen Sicherheitsrisiko bei den Österreichischen Bundesbahnen. Grund seien geplante Einsparungen bei Einsatzleitern und Zugbegleitern, die laut vida die Sicherheit von Fahrgästen und Beschäftigten "massiv gefährden" könnten. Die ÖBB widersprechen: Es handle sich nicht um Kürzungen, sondern um eine Neustrukturierung.

Die Gewerkschaft vida warnt vor einer drohenden sicherheitstechnischen Fehlentscheidung bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB): Dort seien "Einsparungen bei Einsatzleiterinnen und Einsatzleitern sowie Zugbegleiterinnen und Zugbegleitern" geplant. Die Sicherheit von Fahrgästen und Beschäftigten könnte "massiv gefährdet" werden. Die ÖBB stellten drohende Sicherheitslücken und Einsparungen auf APA-Anfrage vehement in Abrede.

Laut Bahn ist eine Neustrukturierung samt "Aufbau von hauptberuflichen Einsatzleitern" geplant. Aufgrund von Erfahrungen und Analysen haben die ÖBB ihren Angaben zufolge "festgestellt, dass die Standorte unterschiedlich beansprucht werden. Beispielsweise ist bei einer Regionalbahn, wo in der Nacht kein Zug fährt, das Risiko eines Einsatzes sehr gering." Daher werde evaluiert, um das Konzept mit den Einsatzleitenden zu optimieren.

Die Gewerkschaft vida teilte mit, dass "ab spätestens 2027" an vielen Standorten zwischen 22 und 6 Uhr keine Einsatzleiter mehr im Dienst sein sollen. In Notfällen befänden sich "keine qualifizierte Entscheidungskraft" an Ort und Stelle.

ÖBB sprechen von steigender Sicherheit

Die ÖBB teilten auf Anfrage dazu mit: "Entgegen den formulierten Behauptungen wird es nicht zu Einsparungen kommen, sondern es handelt sich um eine Neustrukturierung, die in Summe sogar zu einem Aufbau von hauptberuflichen Einsatzleitern führt, und auch das bereits hohe Sicherheitsniveau steigt durch die neuen technischen Möglichkeiten weiter." Ein Sprecher sagte der APA, es gehe um die optimale Verteilung der Einsatzleitenden nach Verkehrsaufkommen. Die Neustrukturierung führe nicht zu Sicherheitslücken.

Gewerkschaft: Menschen sind tragende Säulen der Bahnsicherheit

Die vida war in ihrer Aussendung am Freitag dem SPÖ-Bundesrat und ÖBB-Lokführer Daniel Schmid beigesprungen, der kürzlich medial vor möglichen "Einsparungen" gewarnt hatte. Die Digitalisierung und der technische Fortschritt sollen den Gewerkschaftsangaben zufolge Menschen ersetzen. Dabei seien die Einsatzleiter und Zugbegleiter "keine verzichtbaren Kostenstellen, sondern tragende Säulen der Sicherheit im Bahnverkehr", so der oberste vida-Bahngewerkschafter Gerhard Tauchner.

Netz von 55 Standorten schrumpft

Die ÖBB betreiben laut eigenen Angaben vom Freitag ein Notfallmanagement, das bei technischen Defekten, Unwetterschäden oder Unfällen zum Einsatz kommt. Derzeit gibt es ein Netz mit 55 Standorten, an denen Einsatzleiter arbeiten. "Der technische Fortschritt unterstützt auch das Notfallmanagement in seinen Aufgaben, und die ÖBB bekennen sich zu deutlichen Investitionen in das Notfallmanagement. Aktuell investieren wir beispielsweise rund 260 Mio. Euro in neue Rettungszüge." Auch Drohnen kämen probeweise schon jetzt zum Einsatz, "um die Einsatzleiter:innen zu unterstützen und zu entlasten. Ein flächendeckender Einsatz ist für die kommenden Jahre geplant."

Großstadt- versus Provinz-Bahnhöfe

Laut Gewerkschaft sollen nachts etwa an den Standorten Wien-Floridsdorf, Linz, Salzburg, Saalfelden, Gänserndorf, Mürzzuschlag und Lienz keine Einsatzleitenden mehr sitzen. Allerdings: In der Nacht fährt beispielsweise in der Tiroler Bezirksstadt Lienz (Drautalbahn) kein (Personen-)Zug mehr, zeigt der aktuelle ÖBB-Fahrplan. Der Warteraum schließt um 22 Uhr und öffnet wieder um 05:30 Uhr.

Zum komplett anders strukturierten Ballungsraum Wien heißt es von den ÖBB, dass aufgrund der hohen Dichte an Einsatzleiter-Standorten im Wiener Stadtgebiet und dessen Umgebung - insbesondere Wien Hauptbahnhof, Heiligenstadt, Hütteldorf, Süßenbrunn und Zentralverschiebebahnhof - und kurzer Anfahrtswege Floridsdorf im Notfall ohnehin "innerhalb weniger Minuten erreichbar ist". Es werde mit Blaulicht gefahren. Daher sei geplant, den Standort Floridsdorf ab Jänner 2027 nicht mehr zu besetzen. "Die Einsatzbereitschaft bleibt immer gewährleistet, denn etwaige Ereignisse in diesen Zeiträumen werden durch klar definierte Nachbarstandorte abgedeckt."

Zu anderen Standorten und wie viele es am Ende sein sollen, machten die ÖBB vorerst keine weiteren Angaben. Das gilt auch für die Thematik der Zugbegleiter.

(Quelle: apa)

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