Nach der Innsbrucker Gemeinderatswahl ist vor der Stichwahl am 28. April. Grünen-Bürgermeister Georg Willi, der am Sonntag mit 22,89 Prozent in der Direktwahl überraschend Platz eins einfuhr, duelliert sich gegen Ex-ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (JA-Jetzt Innsbruck). Willi sah am Montag seine Chance auf eine Wiederwahl "Fifty-fifty", wie er im APA-Gespräch sagte. Ähnlich verlautete es von seinem Konkurrenten Anzengruber: "Es ist alles offen."
Willi bevorzugt "Mitte-Links"-Koalition
Willi äußerte zudem eine deutliche Präferenz für eine "Mitte-Links"-Dreierkoalition mit Anzengruber und der SPÖ. "Das ist durchaus naheliegend", meinte der Stadtchef zu einer solchen Konstellation, die im Gemeinderat auf eine komfortable Mehrheit von 22 von insgesamt 40 Mandaten kommt und fünf von sieben Stadtsenatsmitgliedern aufweisen würde, sollte die Stadtsenatsgröße dieselbe bleiben. Entscheiden über Koalitionsfragen wolle er aber erst nach der Stichwahl, betonte Willi, der Innsbruck seit dem Jahr 2018 regiert. Schließlich komme dem Bürgermeister laut dem Stadtrecht eine "entscheidende Rolle" zu.
Zu einer möglichen Erweiterung des Stadtsenates auf acht oder neun Mitglieder, äußerte sich Willi sehr skeptisch. Dies wäre schließlich auch mit "höheren Kosten" verbunden, was der Bevölkerung nur sehr schwer zu erklären sei. Dafür müsste es schon "schwerwiegende Gründe" geben.
Anzengruber hält sich bedeckt
Anzengruber ließ sich indes nicht in die Koalitionskarten schauen. Weder wollte er gegenüber der APA eine Präferenz für Willis offenbarer Lieblingsvariante abgeben noch für eine solche rechts der Mitte, die aus seiner Liste, dem "Neuen Innsbruck" von Florian Tursky, der FPÖ sowie der Liste Fritz bestehen könnte bzw. würde. Eine solche Konstellation würde über 21 Mandate im Gemeinderat sowie vier Stadtsenatssitze verfügen. "Wir werden mit jedem reden, der konstruktiv für die Sache einsteht und für die Innsbrucker arbeiten will."
Stichwahl in Innsbruck in zwei Wochen
Zwei Wochen vor der Stichwahl beginne man nun "wieder bei Null", sah Willi unterdessen ein offenes Rennen und wollte nicht von einer Favoritenrolle seinerseits sprechen. Er werde jedenfalls in den verbleibenden beiden Wochen seine Erfahrung im Amt sowie seine Kompetenz "in die Auslage stellen." "Wir hatten in den vergangenen Jahren viele Krisen zu meistern - und wir haben sie gut meistern können", betonte der grüne Stadtchef. Zudem wolle er einmal mehr und noch deutlicher hervorstreichen, dass in den vergangenen sechs Jahren allen Unkenrufen zum Trotz auch viel weitergegangen sei. Auch werde man deutlich machen, was "alles bereits in der Schublade ist", von den "Blockierern" verhindert worden sei und von einer neuen "Fortschrittskoalition" nur noch umgesetzt werden müsse: Von der "Verkehrsberuhigung" bis hin zu Fragen des Klima- und Umweltschutzes sowie der Stadtplanung.
Der frühere Almwirt Anzengruber attestierte Willi hingegen mangelnde "Management- und Führungsqualität". Genau dies bringe er als früherer Unternehmer und als jemand, der "keine Politik von der Schule heraus macht", hingegen mit. Es brauche klare Strukturen und einen effizienten öffentlichen Dienst. Er und seine Liste stünden "klar für die Mitte bzw. in der Mitte" und würden sich gegen ideologische Extreme sowohl auf linker, als auch auf rechter Seite aussprechen. Als Duell zwischen einem bürgerlichen Kandidaten (Anzengruber) und einem linken Kandidaten (Willi), wollte der Ex-ÖVP-Vizebürgermeister das Stichwahl-Duell nicht verstanden wissen. Anzengruber war in der Direktwahl auf 19,37 Prozent gekommen, in der Listenwahl lag "JA-Jetzt Innsbruck" mit 16,83 Prozent und acht Mandaten ebenfalls auf Platz zwei.
Turskys Wahlempfehlung sorgt für Aufsehen
Montagmittag sorgte dann der bei der Wahl erfolglose "das Neue Innsbruck" und Ex-ÖVP-Staatssekretär Tursky für einen kleinen Paukenschlag: Er gab eine Wahlempfehlung für Anzengruber ab. Die Unterstützung komme sowohl von ihm "persönlich" als auch vom Wahlbündnis, sagte er bei einer eilig einberufenen "Erklärung". Tursky bekräftigte indes, trotz der herben Stimmenverluste und des "schmerzlichen" Ergebnisses, weiter in der Innsbrucker Kommunalpolitik zu bleiben. Nachdem er selbst als Spitzenkandidat ins Rennen gegangen war, erhebe er auch den Anspruch, den seiner Fraktion zustehenden Stadtratsposten zu übernehmen. Der Ex-Staatssekretär betonte in seiner "Erklärung" in der Tiroler ÖVP-Landesparteizentrale außerdem, dass es mit Anzengruber "keinen Deal" oder Ähnliches betreffend etwaiger künftiger koalitionärer Zusammenarbeit oder gar einer möglichen Wiedervereinigung gebe.
Auf die Frage, ob Anzengruber für das Wahlbündnis der bessere Kandidat gewesen wäre, wollte Tursky nicht eingehen: "Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für Vergangenheitsbewältigung." "Es hat sich eben so entwickelt", meinte er. "Das Neue Innsbruck" erreichte bei der Listenwahl nur 10,15 Prozent bzw. vier Mandate, in der Bürgermeisterdirektwahl konnte Tursky nur 10,41 Prozent auf sich vereinen.
(Quelle: apa)