Wirtschaft

"Verhöhnung": Schellhorn kritisiert WKÖ für Lohnerhöhung von 4,2 Prozent

Sepp Schellhorn (NEOS) kritisiert die Gehaltserhöhung der Wirtschaftskammer als 'Verhöhnung' der heimischen Unternehmer. (ARCHIVBILD)
Veröffentlicht: 04. November 2025 12:59 Uhr
Als „Verhöhnung all jener, die ums wirtschaftliche Überleben kämpfen“ bezeichnet NEOS-Landessprecher und Staatssekretär Sepp Schellhorn die Gehaltserhöhung für WKÖ-Mitarbeiter. Die Wirtschaftskammer hebt die Gehälter um 4,2 Prozent an – bei einer Inflationsrate von 3,5 Prozent.
SALZBURG24 (AnGr)

Die kürzlich angekündigte Gehaltserhöhung für Mitarbeitende der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) um 4,2 Prozent hat heftige Reaktionen ausgelöst. Neben Lob hagelte es auch einiges an Kritik.  

Während etwa die Industriellenvereinigung Wien von einem „unsensiblen und fatalen Signal“ spricht, sieht die Gewerkschaft vida darin ein wichtiges Zeichen gegen den Kaufkraftverlust. 

Schellhorn sieht in WKÖ-Lohnerhöhung "Verhöhnung"

Der Salzburger NEOS-Landessprecher Sepp Schellhorn spricht in einer Aussendung am Dienstag von einer „Verhöhnung all jener, die in Österreich tagtäglich ums wirtschaftliche Überleben kämpfen“. Er prangert an, sich die Wirtschaftskammer eine „satte Lohnerhöhung weit über dem Durchschnitt“ gönne, während die gesamte Privatwirtschaft in einer dramatischen Lage stecke. „Und das finanziert mit den Zwangsbeiträgen der krisengebeutelten Unternehmen“, so Schellhorn.

Die WKÖ selbst hält die Aufregung für unangebracht, weil sich die Erhöhung an den KV-Abschlüssen des vergangenen Jahres orientiere.

Wirtschaftskammer erhöht Gehälter um 4,2 Prozent

Die „Presse“ hatte am Montag berichtet, dass die Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wirtschaftskammer um 4,2 Prozent erhöht werden – also deutlich über der Inflationsrate von 3,5 Prozent, während in vielen Branchen die Lohnerhöhungen heuer aufgrund der schwächelnden Konjunktur deutlich unter der Inflation ausfallen würden.

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Scharfe Kritik an der WKÖ-Gehaltserhöhung kommt nicht nur von den NEOS, sondern auch von der FPÖ, den Grünen und der Industriellenvereinigung (IV) Wien. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch sprach in einer Aussendung von einem „Schlag ins Gesicht für jeden heimischen Unternehmer und Arbeitnehmer“. Für NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos hat die Wirtschaftskammer „jegliches Maß und jede Bodenhaftung verloren“. Die Kammer wirke, so Elisabeth Götze, Wirtschaftssprecherin der Grünen, eher wie ein Selbstbedienungsladen als eine Vertretung und Serviceorganisation der Unternehmen. Nach Ansicht von IV-Wien-Präsident Christian Pochtler ist die Entscheidung „angesichts der herausfordernden wirtschaftlichen Gesamtsituation, in der sich die heimischen Unternehmen derzeit befinden ... unsensibel und auch ein fatales Signal für alle folgenden Lohnverhandlungen und KV-Runden“.

Gewerkschaft stärkt WKÖ den Rücken

Ungewohntes Lob bekommt die Wirtschaftskammer hingegen von vida-Chef Roman Hebenstreit: „Ich begrüße das Umdenken der Wirtschaftskammer und ihres Präsidenten ausdrücklich“, sagte Hebenstreit in einer Aussendung. „Lohnzurückhaltung und Kaufkraftverlust können keine Lösung sein – das haben wir als Gewerkschaft immer gesagt. Wenn nun die Wirtschaftskammer für ihre eigenen Beschäftigten ein Plus von 4,2 Prozent vereinbart, ist das ein klares Bekenntnis, dass es ohne ordentliche Lohnsteigerungen keine wirtschaftliche Erholung gibt“, brachte er sich schon für die KV-Verhandlungen im Handel in Stellung, die diese Woche beginnen.

Die Wirtschaftskammer selbst hört dieses Lob gar nicht gern und argumentiert, dass die diesjährige Gehaltserhöhung zeitverzögert erfolge und sich stark an den KV-Abschlüssen der Unternehmen im vergangenen Jahr orientiere, „um die Realitäten der Mitgliedsunternehmen bestmöglich abzubilden“. Im Vorjahr hätten sich die KV-Abschlüsse im Bereich 5,4 Prozent bis 9,2 Prozent bewegt.

Die jährlichen Gehaltserhöhungen der WKÖ-Mitarbeiter würden im langjährigen Vergleich deutlich niedriger ausfallen als in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Dienst. So habe die „Faktorerhöhung“ in der Wirtschaftskammer seit 2015 im Mittel 2,6 Prozent betragen – und sei damit nicht nur deutlich unter den KV-Erhöhungen etwa im Handel (3,1 Prozent) oder im öffentlichen Dienst (3,2 Prozent) gelegen, sondern auch unter der Teuerung (VPI: 3,1 Prozent). Die „Faktorerhöhung“ ist nicht Ergebnis von Verhandlungen, sondern einer Formel, die Inflation sowie den Tariflohnindex berücksichtigt. Diese Berechnungsformel sei 2024 von allen Fraktionen im WKÖ-Präsidium einstimmig beschlossen worden, heißt es aus der WKÖ.

Arbeiterkammer zahlt bis zu 2,9 Prozent mehr

Zum Vergleich: Die Mitarbeiter der Arbeiterkammern bekommen zwischen 2,7 Prozent (alte Dienstverträge) und 2,9 Prozent (neue Dienstverträge), wobei die meisten Beschäftigten schon neue Dienstverträge haben. Als Basis für die Gehaltsverhandlungen zwischen den Betriebsräten und den Präsidien der neun Landesarbeitskammern dient die rollierende Inflation, heuer jene im April. Überzahlungen gibt es in der AK nicht, es gelten einheitliche „Schema-Bezüge“.

Wieder anders läuft es in der Landwirtschaftskammer, wie LKÖ-Generalsekretär Ferdinand Lembacher der APA erklärte: Es würden auf Bundesebene und auch in den meisten Bundesländern 1:1 die Abschlüsse des öffentlichen Dienstes übernommen. In einzelnen Länderkammern sei das in den letzten Jahren auch anders gewesen – in diesen Fällen seien das aber stets Abweichungen nach unten gewesen.

(Quelle: apa)

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