Auswirkungen der Pandemie

Vermehrt Kinder und Jugendliche mit Essstörungen

Veröffentlicht: 09. März 2021 12:21 Uhr
Kindern und Jugendlichen setzt die Corona-Krise stark zu: Die Wartelistenplätze für Essstörungspatienten an der Kinder- und Jugendpsychiatrie Innsbruck haben sich innerhalb des letzten Jahres verdoppelt.

Junge Menschen seien durch Kontaktbeschränkungen sowie geschlossenen Schulen und Freizeiteinrichtungen schwer getroffen. Die langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit werden unterschätzt, erklärt Kathrin Sevecke, Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie Innsbruck gegenüber der APA. Durch fehlende Alltagsroutine und eingeschränkte soziale Kontakte hätten viele Betroffene unter einer starken psychischen Belastung zu leiden.

Verstärktes Befassen mit der Ernährung

Die Corona-Maßnahmen führen dazu, dass sich Kinder und Jugendliche vermehrt mit ihren Essgewohnheiten auseinandersetzen. Viele fangen in der Krise an, ihr Essverhalten einzuschränken und Kalorien zu zählen, andere wiederum essen aus Langeweile sehr viel. Auch Home-Workouts würden von vielen teils zwanghaft und in einem ungesunden Maß betrieben werden, so Sevecke.

Ausnahmezustand auch für Eltern

Besonders erschreckend ist, dass der Zustand vieler Kinder und Jugendlicher, von den Eltern erst in einem bereits fortgeschrittenen Stadium wahrgenommen wird. Das könnte sich dadurch erklären lassen, dass die Pandemie auch für Eltern eine Belastungsprobe darstellt. Durch Homeoffice und Kurzarbeit, in Kombination mit Distance-Learning, sind viele Eltern sowohl psychisch als auch finanziell in einer schwierigen Lage. Die Probleme der Kinder werden durch die eigenen Sorgen erst spät erkannt.

Kontakt zu Gleichaltrigen wichtig

Da soziale Kontakte mit Gleichaltrigen größtenteils wegfallen, werden solche schwerwiegenden Probleme auch vom Freundeskreis nicht bemerkt. Laut Sevecke erfüllen Freunde und Bekannte auch eine gewisse Kontrollfunktion. Körperliche Veränderungen und psychische Probleme werden von Gleichaltrigen viel eher wahrgenommen. Auch Bewegung gemeinsam mit anderen ist ein wichtiger Punkt für die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Dadurch werde die mentale Stabilität gefördert und psychischen Erkrankungen vorgebeugt.

"Je eher man Hilfe sucht, desto besser"

Die langfristigen Folgen der Pandemie müssten erst ins Blickfeld der Gesellschaft gebracht werden. Vielen sei nicht bewusst, wie sich psychische Probleme äußern. Eltern sollten ihre Kinder beobachten, um mögliche Symptome zu erkennen. Veränderungen beim Gewicht, starke Stimmungsschwankungen oder depressive Phasen bei Kindern sollten schnellstmöglich abgeklärt werden. Eine erste Anlaufstelle können Krisenhotlines wie Rat auf Draht 147 oder die Essstörungshotline 0800-201 120 sein.

(Quelle: apa)

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