"Absolut außergewöhnlich"

Vöcklabrucker identifiziert Vorfahren auf Fenster im Linzer Mariendom

Auf einem Gemäldefenster im Linzer Mariendom sind fünf Vorfahren des Vöcklabrucker Johann Müllehner dargestellt. Im Zuge der Restaurierung der Kirchenfenster konnte er nun seine Familienmitglieder identifizieren. 
Veröffentlicht: 03. Juli 2024 07:57 Uhr
Eine fast unglaubliche Geschichte: Ein Vöcklabrucker hat auf einem Gemäldefenster im Linzer Mariendom seine Vorfahren identifizieren können. Eine Kunsthistorikerin findet das "absolut außergewöhnlich".

Gewusst hat es der Vöcklabrucker Johann Müllehner schon länger: Auf einem Gemäldefenster im Linzer Mariendom sind fünf seiner Vorfahren dargestellt. Aber aus direkter Nähe hat er ihre Abbildungen lange nicht ansehen können. Im Zuge der Restaurierung der Kirchenfenster konnte er seine Familienmitglieder jetzt identifizieren.

Zum Todestag seines Firmpaten besuchten seine Frau und er am 25. Februar im Dom eine Messe, erzählte Müllehner der APA. "Erschrocken" habe er festgestellt, dass jene Kirchenfenster, auf denen er die Verwandtschaft wähnte, nicht mehr da gewesen seien. Seit 2020 werden unter Aufsicht des Bundesdenkmalamtes und in Begleitung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) im Rahmen eines Forschungsprojektes die Fenster nach und nach restauriert. Jedes Jahr kommen Fenster in die Glasmalerei Stift Schlierbach, erfuhr der Vöcklabrucker nach dem Gottesdienst.

Vöcklabrucker kann Vorfahren "exakt identifizieren"

In der Hoffnung, die Fenster einmal unmittelbar betrachten zu können, wandte er sich an das Stift. "Obwohl alles schon verpackt war", seien die Fenster für ihn zur Ansicht frei gemacht worden. ÖAW-Kunsthistorikerin Christina Wais-Wolf, die das Projekt leitet, zeigte sich überrascht, dass er seine Vorfahren "exakt identifizieren" konnte. Derartiges sei "absolut außergewöhnlich". Diese sind: Müllehners Urgroßvater Leopold Steineder, einst Stadtzimmermeister von Linz, dessen Frau Rosina und deren drei Kinder Hans, Rosa Steineder - die Großmutter von Müllehner - und Leopoldine.

Nachfahre beeindruckt 

Als Grundlage für jene Porträts dienten Schwarz-Weiß-Fotos, die in die Werkstätte der Tiroler Glasmalerei nach Innsbruck gebracht wurden, um auf Glas übertragen zu werden. Dort seien "Künstler am Werk" gewesen, zeigte sich der heutige Nachfahre beeindruckt, "wie schön die Fotos transformiert wurden". Bei näherem Hinsehen fiel ihm dann noch eines auf: Bisher hatte er stets eine andere Person auf dem Kirchenfenster für seine Oma gelten. Dieser Irrtum sei nun aufgeklärt.

Grundsätzlich sei es laut ÖAW nichts Außergewöhnliches, dass etwa Stifterfamilien auf Kirchenfenstern verewigt wurden. So sind auf der größten zusammenhängenden Gruppe an Fenstern im Lang- und Querhaus des Linzer Mariendoms, die zwischen 1910 und 1924 entstanden, bedeutende Persönlichkeiten aus der Region und Menschen, die am Bau des Domes beteiligt waren, dargestellt. Zimmermeister Leopold Steineder hatte am 22. Jänner 1916 8.000 Kronen gespendet, was im Familienarchiv dokumentiert wurde, so Wais-Wolf. Es sei ein "Glücksfall für die Forschung", dass sich mit Johann Müllehner neue Details zur Entstehung der Glasfenster ergeben haben. Und die Kunsthistorikerin hofft auf noch weitere solcher Glücksfälle bei anderen Familien.

(Quelle: apa)

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