16 Tage gegen Gewalt

Warum Geschlechterungleichheit Frauen das Leben kosten kann

Veröffentlicht: 25. November 2024 14:10 Uhr
26 Frauen wurden heuer in Österreich getötet – weil sie Frauen waren. Dabei handelt es sich nicht nur um individuelle Schicksale, sondern das Ergebnis gesellschaftlicher Strukturen und verschobener Rollenbilder. Darauf, wieviel Gewalt Frauen in ihrem Leben ausgesetzt sind, macht einmal mehr die Aktion "16 Tage gegen Gewalt" aufmerksam.

26 Frauen wurden im heurigen Jahr in Österreich bereits vorsätzlich getötet. In Salzburg erschütterte zuletzt der Mord an einer 67-Jährigen die Gemeinde Adnet (Tennengau). Die Frau soll von ihrem 32-jährigen Sohn mit einem Küchenmesser mehrmals in den Hals gestochen worden sein. Wie in Adnet kommt bei einem Großteil der Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen der oder die Täter aus dem familiären Umfeld. Fakt ist auch, Österreich ist das einzige Land in der EU in dem mehr Frauen als Männer getötet werden.

Dass Gewalt gegen Frauen allgegenwärtig ist, daran soll jährlich die internationale Kampagne „16 Tage gegen Gewalt“ erinnern. Diese beginnt am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, und endet am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte. Zum heutigen Start der Aktion veröffentlichen die Vereinten Nationen einmal mehr eine erschreckende Statistik: 2023 wurden weltweit mehr als 85.000 Frauen und Mädchen Opfer eines Femizids, das entspricht einem Todesfall alle zehn Minuten.

Ab wann ist es Gewalt?

Gewalt gegen Frauen ist oft eine Machtdemonstration und beginnt nicht erst bei körperlichen Tätlichkeiten. Sobald bewusst "der Versuch unternommen wird, den eigenen Willen gegen eine andere Person durchzusetzen", liegt laut Frauenberatung des Bundeskanzleramtes Gewalt vor. Die Täter:innen möchten die Opfer verletzen, schädigen, kontrollieren oder unterwerfen – sei es körperlich oder emotional. Auch die Androhung von (körperlicher) Gewalt, ungewollte Berührungen oder anzügliche Kommentare fallen also darunter.

Wie eine Statistik des Instituts für Konfliktforschung zeigt, lässt sich Gewalt gegen Frauen auch nicht auf gesellschaftliche Schichten, Altersgruppen oder Herkunft beschränken: Aufgeschlüsselt nach Nationalitäten hatten im Jahr 2023 rund 72 Prozent der Täter die österreichische Staatsbürgerschaft, „davon ca. 57 Prozent autochthon“, fünf Prozent waren EU-Bürger, 19 Prozent Bürger von Drittstaaten und etwa zwei Prozent staatenlos. Der jüngste Täter war 18, der älteste 81 Jahre alt.

Wenn Partner oder Verwandte zu Tätern werden

Was allerdings fast alle Femizide gemeinsam haben, ist der Kontext: In den allermeisten Fällen ist der Täter der (Ex-)Partner oder ein einges Familienmitglied. Dahinter stehen oft Dominanzansprüche, das Gefühl der Kränkung und traditionelle Beziehungs- und Frauenbilder, die Männer verinnerlicht haben. Besonders prekär sind für Frauen oft Trennungen - bei rund 30 Prozent der Femizide ist diese ausschlaggebend.

Wovon medial oft als „Beziehungstat“ oder „Familiendrama“ zu lesen ist, ist aber keineswegs ein individuelles oder isoliertes Ereignis, sondern ein Thema von struktureller und systematischer Gewalt, wie der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) betont. Femizide würden tief verwurzelte Geschlechterungleichheiten, veraltete Rollenbilder und Machtverhältnisse widerspiegeln, die gesellschaftlich nach wie vor bestehen.

Hier findet ihr Hilfe, wenn ihr von Gewalt betroffen seid:

  • ARGE Schutzunterkünfte Salzburg: www.viele.at 0800 449 921
  • Frauenhaus Pinzgau: www.frauenhaus-pinzgau.at 0658 274 30 21
  • Frauennotruf Innergebirg: 0664 500 686 8
  • Frauennotruf Salzburg – Frauenberatungsstelle bei sexueller Gewalt: www.frauennotruf-salzburg.at 0662 881 100
  • Gewaltschutzzentrum Salzburg: www.gewaltschutzzentrum.at 0662 870 100
  • Kinderschutzzentrum Salzburg: www.kinderschutzzentrum.at 0662 449 11
  • Weißer Ring Salzburg: www.weisser-ring.at 0699 134 340 05
  • Safe Home – Caritas Salzburg: www.caritas-salzburg.at 0676 848 210 757

Folgende Einrichtungen bieten Beratungen für Frauen an – zum Thema Scheidung, Erwerbsarbeit, psychische Gesundheit und Rechtliches.

  • Frauentreffpunkt Salzburg: Beratungsangebot zu Existenzsicherung, Scheidung, Erwerbsarbeit, Obsorge, www.frauentreffpunkt.at 0662 875 498
  • Frauengesundheitszentrum: Informationen, Beratung und Unterstützung in gesundheitlichen und psychologischen Fragen, www.frauengesundheitszentrum-salzburg.at 0662 442 255
  • Frau und Arbeit: Kostenlose Beratung für Frauen zu Fragen rund um das Berufsleben, www.frau-und-arbeit.at 0662 880 723 10
  • Rechtsberatung für Frauen des Landes Salzburg: Information und Beratung von Frauen in Familien- und Eherechtsfragen in allen Bezirken Salzburgs, www.salzburg.gv.at 0662 8042 3233 

(Quelle: salzburg24)

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