Sportlehrer schwer belastet

Wiener Missbrauchsfall: Erste Anzeige am Postweg verloren

Veröffentlicht: 21. September 2023 17:42 Uhr
Jener Sportlehrer, der bis zu seinem Tod 2019 etliche Buben missbraucht haben soll, soll bereits 2013 angezeigt worden sein. Diese Anzeige wurde an die zuständigen Behörden in Oberösterreich verschickt, dürfte dort aber niemals angekommen sein.
SALZBURG24 (alb)

Im Zusammenhang mit einem Missbrauchsfall um einen Sportlehrer, der bis zu seinem Suizid im Mai 2019 an einer Wiener Mittelschule etliche Buben im Alter von neun bis 14 Jahren missbraucht haben soll, dürfte eine erste Anzeige gegen den Serien-Täter am Postweg verloren gegangen sein. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, Erich Habitzl, bestätigte der APA am Donnerstagabend einen Bericht des "Standard" (Online-Ausgabe).

Erste Anzeige gegen Sportlehrer bereits 2013

Die Wiener Neustädter Anklagebehörde hatte im Zusammenhang mit der in Verstoß geratenen Anzeige gegen zwei Polizeibeamte wegen Amtsmissbrauchs ermittelt. Ein ehemaliger Teilnehmer eines Sommer-Feriencamps am Wolfgangsee, wo der Wiener Lehrer mit Unterbrechungen zwischen 1990 bis 2010 während der Sommermonate außerschulisch als Ferien-Betreuer tätig war, war bereits 2013 zur Polizei gegangen und hatte in einer Dienststelle in Niederösterreich Anzeige gegen den Lehrer erstattet. Der Mann habe sich während einer Massage an ihm vergangen, schilderte der zu diesem Zeitpunkt bereits erwachsene Betroffene. Obwohl der Lehrer in weiterer Folge als Beschuldigter vernommen wurde, wurde dieser Fall nie gerichtsanhängig. Der Lehrer, der neben dem Sportunterricht auch in einem Basketballverein tätig war, bekam damit Gelegenheit, weiterhin seinen Beruf auszuüben und in Kontakt mit ihm anvertrauten Buben zu bleiben.

Anzeige wohl nie in Oberösterreich angekommen

Wie sich nun im Zuge der staatsanwaltschaftlichen Erhebungen herausstellte, dürfte die erste Anzeige zwar von den damit befassten Beamten in Niederösterreich nach Oberösterreich - aufgrund des mutmaßlichen Tatorts das zuständige Bundesland - weggeschickt worden sein. Dort kam sie aber nie an. "Sie ist möglicherweise auf dem Postweg verloren gegangen", bekräftigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt gegenüber der APA den "Standard"-Bericht. Den im Zusammenhang mit dem Verschwinden der Anzeige unter Amtsmissbrauch-Verdacht geratenen Polizeibeamten habe aber "kein wissentlicher Befugnismissbrauch" nachgewiesen werden können, sagte Habitzl: "Es wurden neben den Beschuldigten zahlreiche Zeugen vernommen. Es haben sich keine Hinweise auf eine Dienstverfehlung gegeben." Aus Sicht der Staatsanwaltschaft sei die Anzeige vermutlich in Oberösterreich "abhanden gekommen", wobei sich die näheren Umstände nicht mehr klären hätten lassen: "Das ist zehn Jahre her."

Folglich wäre das Verfahren laut Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt selbst dann einzustellen gewesen, wenn sich Hinweise auf ein straffällig relevantes Fehlverhalten gefunden hätten. "Es wäre mittlerweile Verjährung eingetreten", erläuterte Habitzl.

(Quelle: apa)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken