"Eh scho wuascht"

Wiener Würstelstände sollen Weltkulturerbe werden

Veröffentlicht: 13. Juni 2024 13:10 Uhr
Wir der Würstelstand in Wien bald zum Weltkulturerbe erklärt? Eine Betreiberinitiative kämpft darum und hat nun auch die Politik als Unterstützung dabei.

Der Würstelstand gilt in Wien als Institution – und soll künftig auch auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufscheinen. Das hat sich zumindest eine Initiative zum Ziel gesetzt, die von einer Gruppe von Betreibern ins Leben gerufen wurde. Am Mittwoch haben auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck eine Unterstützungserklärung unterschrieben. Ort des Geschehens war standesgemäß ein Würstelstand.

Verein zur Förderung der Würstelstandkultur

Ausgewählt wurde eine höchst prominente Imbisslocation: der Betrieb von Gastronom Josef Bitzinger bei der Oper, der nicht zuletzt als beliebte Anlaufstelle für Opernball-Gäste gilt. Auch Rene Kachlir, der am Schwarzenbergplatz die Stellung hält, oder Patricia Pölzl, die in ihrem "eh scho wuascht" beim Zentralfriedhof Klassiker wie Burenwurst oder Käsekrainer anbietet, sind im Team mit dabei. Sie haben sogar einen eigenen Verein zur Förderung der Würstelstandkultur gegründet.

Die Gastronomen wollen nun das erreichen, was die Wiener Kaffeehauskultur, die Wiener Heurigenkultur oder der Wiener Walzer bereits geschafft haben – Status als immaterielles Kulturerbe zu erhalten. "Die Wiener Würstelstände sind untrennbar mit dem Herzen unserer Stadt verbunden und sind mehr als nur Verkaufsstellen für köstliche Speisen", versicherte auch Bürgermeister Ludwig: "Die Würstelstände gehören zur Identität und Geschichte der Stadt. Sie sind auch ein sozialer Knotenpunkt und stärken die Gemeinschaft und das Miteinander in Wien."

Würstelstand früher mobil

Laut Rathaus geht die Tradition der Würstelstände in der Bundeshauptstadt auf die ursprünglich fahrbaren Garküchen und Verkaufsstände aus der K.u.k-Zeit zurück. Sie sollten Kriegsinvaliden ein Einkommen sichern.

Der klassische Würstelstand ist hingegen eine relativ junge Errungenschaft. Die Stadt erlaubte erst 1969 fixe Standorte. Die formelle Bewerbung zur Aufnahme der "Wiener Würstelstandkultur" in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich wird in den kommenden Tagen eingebracht.

Was ist ein immaterielles Kulturerbe?

Das immaterielle Kulturerbe der UNESCO umfasst Traditionen, Bräuche, Lieder, Musik, Tänze, Feste und Handwerke, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Diese Formen von Kulturerbe sind nicht physisch greifbar, sondern zeigen sich in den Praktiken und Wissen der Gemeinschaften. Hier ist eine Liste einiger bemerkenswerter Beispiele immaterieller Kulturerbe, die von der UNESCO anerkannt wurden:

  • Flamenco, Spanien - Ein ausdrucksstarker Tanz und Musikstil, der tief in der spanischen Kultur verwurzelt ist.
  • Yoga, Indien - Eine uralte physische, mentale und spirituelle Praxis, die in Indien ihren Ursprung hat.
  • Französische Gastronomie, Frankreich - Die Mahlzeiten und die damit verbundenen Rituale, die den gesellschaftlichen Wert des Genießens guter Speisen und Gesellschaft betonen.
  • Chinesische Kalligraphie, China - Die Kunst des Schreibens mit Pinsel und Tinte, die in China eine lange Tradition hat.
  • Kabuki-Theater, Japan - Eine klassische japanische Tanz- und Theatershow mit aufwendigen Kostümen und dramatischen Plots.
  • Tango, Argentinien und Uruguay - Ein leidenschaftlicher Tanz und Musikstil, der emotionale Tiefe und kulturelle Identität ausdrückt.
  • Hawker-Kultur in Singapur - Die Tradition der Verkaufsstände, die eine Vielzahl von Straßengerichten anbieten und soziale Treffpunkte in der Gemeinschaft sind.
  • Sauna-Kultur in Finnland - Die Sauna als wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in Finnland, das körperliche und geistige Wohlbefinden fördert.
  • Belgische Bierkultur, Belgien - Die Braukunst und die damit verbundenen kulturellen Praktiken, die in Belgien eine lange Tradition haben.
  • Reggae-Musik, Jamaika - Ein Musikstil, der eng mit der sozialen und politischen Geschichte Jamaikas verbunden ist.
  • Fest der Toten (Día de los Muertos), Mexiko - Ein kulturelles Fest, das den Tod feiert und die Erinnerung an Verstorbene ehrt.
  • Falkejagd, Mehrere Länder - Eine alte Jagdtechnik, die das Training und die Pflege von Falken umfasst und in vielen Ländern praktiziert wird.
  • Peking-Oper, China - Eine traditionelle Form des chinesischen Theaters, die Musik, Gesang, Tanz und Kampfkunst kombiniert.
  • Alpinismus, Mehrere Länder - Die Praxis des Bergsteigens, die als Mittel zur Erkundung und Anerkennung der Natur dient.

Dies sind nur einige Beispiele für das reiche und vielseitige immaterielle Kulturerbe, das die UNESCO anerkennt und schützt, um die kulturelle Vielfalt und die Traditionen weltweit zu fördern und zu bewahren.

(Quelle: apa)

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