Der Energydrink war zwar nicht seine Erfindung, aber dass aus dem Aufputschmittel aus Asien ein modern verpacktes Genussmittel wurde, das geschickt vermarktet den globalen Siegeszug antrat, ist ohne Zweifel sein Verdienst.
Eigenen Angaben zufolge ist Red Bull der meistverkaufte Energydrink der Welt. Der Konzern zählte Ende 2021 rund 13.610 Beschäftigte in 72 Ländern. Mit dem kometenhaften Aufstieg wurde Firmengründer und Firmenchef Dietrich Mateschitz zum Milliardär. Die deutschsprachige Ausgabe des US-Magazins "Forbes" listete den gebürtigen Steirer im Jahr 2021 erneut zum reichsten Österreicher mit einem Vermögen von 26,9 Mrd. US-Dollar (Vermögen 2020: 16,5 Mrd. US-Dollar), im weltweiten Ranking nahm Mateschitz den 56. Platz ein.
Mateschitz und sein vielfältiges Red-Bull-Imperium
Mateschitz arbeitete vom Start weg massiv am Image seines Getränks, sponserte die alternative Club-Szene und Extremsportarten und reinvestierte konsequent beachtliche Summen ins Marketing. Mit wachsendem Erfolg stieg er sukzessive in den Breitensport ein: Heute betreibt Red Bull Eishockey-Mannschaften, Fußballvereine sowie Formel-1-Rennställe und unterhält Verträge mit mehreren hundert Athleten.

Red Bull in Asien entdeckt
Dabei hatte alles ganz klein begonnen. Auf der Wiener Hochschule für Welthandel, der heutigen Wirtschaftsuniversität, studierte der Sohn zweier Lehrer einst Betriebswirtschaft. "Zwei, drei Jahre länger, als ich vielleicht hätte müssen." Mateschitz soll laut Medienberichten rund 20 Semester studiert haben.
Der gebürtige Steirer – er wurde in St. Marein im Mürztal geboren – war nach seinem Uni-Abschluss für Jacobs Kaffee und die damalige Unilever-Tochter Blendax tätig. Beim Zahnpasta-Hersteller stieg er bis zum Marketingdirektor auf. Im Zuge einer seiner Dienstreisen wurde er in Asien auf Aufputschgetränke aufmerksam. Er sah Potenzial im Produkt und beschloss, es in Europa auf den Markt zu bringen.
Didi Mateschitz mied Öffentlichkeit
Dietrich Mateschitz war nicht nur der reichste Österreicher, sondern einer der reichsten Menschen der Welt. Das US-Magazin "Forbes" listete in mit einem Vermögen von 27,4 Mrd. Dollar (25,1 Mrd. Euro) auf Platz 51. Der bekennende Jeansträger stellte sich aber so gut wie nie selbst in den Mittelpunkt, sondern höchstens sein Produkt. Der "Didi", wie ihn Freunde nannten, galt als öffentlichkeitsscheu. Zeitungsinterviews waren sehr selten, TV-Interviews gab er grundsätzlich nicht.
Mateschitz galt als Gönner und ist Mitbegründer der Stiftung "Wings for Life", die Querschnittslähmung heilbar machen will. Und er stellte der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg für ein Forschungszentrum zu Rückenmarksverletzungen 70 Mio. Euro zur Verfügung – eine der größten Spenden, die in Europa je von einer Privatperson an eine Universität ging.
Eklat um Betriebsrat bei Servus TV
Auch im Kleinen gab sich der Red-Bull-Boss oft großzügig. Einem Burschen, der ihm – ohne ihn zu erkennen – einmal in einem Musikgeschäft etwas auf der Harmonika vorspielte, bezahlte er kurzerhand eine neue "Steirische". Doch der Mäzen und Menschenfreund zeigte auch andere Seiten: Als Mitarbeiter von Servus TV im Jahr 2016 gegen seinen Willen einen Betriebsrat gründen wollten, wollte Mateschitz den Fernsehsender von einem Tag auf den anderen zudrehen. 264 Mitarbeiter standen vor dem Aus – bis sich der Red-Bull-Boss doch noch überzeugen ließ, den Sender weiterzuführen. Nach breiten Beteuerungen, dass es keinen Betriebsrat geben werde, wohlgemerkt.
In Mateschitz' Besitz ist zwar eine Insel im Südpazifik, er fiel aber mit einer tiefen Verbundenheit zum alpinen Kulturraum auf. Davon zeugt nicht nur die Ausrichtung seines TV-Senders und der Zeitschriften-und Buchverlage. So zählen zahlreiche Wirts- und Gutshäuser, Schlösser, Hotels und eine Brauerei zu seinen Besitztümern. Ihm gehören zudem Wälder, Weinberge und Fischteiche. Die Heimatverbundenheit freut auch das Finanzamt: Red Bull zahlt seine Steuern in Österreich und bedient sich laut Mateschitz keiner windigen Konstrukte mit Sitz in Panama oder auf den Cayman Islands.
2014 holte "Mr. Red Bull" mit dem Grand Prix von Österreich die Formel 1 in die Steiermark zurück und ist dort Partner des Bundesheers bei der Flugshow Airpower. Damit sorgte er für Impulse in einer Region, die unter dem Niedergang der Schwerindustrie besonders gelitten hat. Von seiner Leidenschaft fürs Fliegen zeugen die "Flying Bulls", eine Flotte historischer Flugzeuge und Hubschrauber, und der "Hangar 7" am Salzburger Flughafen.

"Herrscher in geschlossenem System"
Mit seinen politischen Ansichten hielt sich Mateschitz lange zurück – bis er 2017 in der "Kleinen Zeitung" heftige Kritik am Umgang der Regierung mit der Flüchtlingskrise äußerte. Er kritisierte zudem die Scheinheiligkeit der "Wir schaffen das"-Rufer, teilte gegen die Grünen aus und lobte Sebastian Kurz, damals noch Außenminister. Von einer Wahlempfehlung für ÖVP und FPÖ war nach dem Interview vielerorts die Rede.
Offene Kritik an Mateschitz und seinem Unternehmen ist selten. "Er ist Herrscher über ein geschlossenes System, eine abgeschirmte Welt, aus der nur die Lust der Sportler, die Leidenschaft für das Risiko und die Gier nach Erfolg nach außen dringen sollen", schrieb die deutsche Tageszeitung FAZ einmal.
Neuestes Medienprojekt "Der Pragmaticus" erschien vor einem Jahr
Erst im September letzten Jahres hat Mateschitz gemeinsam mit Prinz Michael von und zu Liechtenstein ein neues Medienprojekt aus der Taufe gehoben: "Der Pragmaticus" startet ab sofort als Online-Plattform, ein monatliches Printmagazin erschien erstmals am 6. September 2021. Das neue Medium soll Expertinnen und Experten Raum geben, ihre Inhalte umfangreich, unverfälscht und abseits von tagespolitischen Debatten zu publizieren, um neue Blickwinkel auf aktuelle Fragen zu liefern.
Sohn Mark führt Red-Bull-Brauerei
Mateschitz, der mit Langzeit-Freundin Marion Feichtner in Salzburg lebte, sagte einmal, jeden Tag zehn bis zwölf Dosen Red Bull zu trinken. Wegbegleiter loben ihn als Visionär, der seine Ideen konsequent zu verwirklichen trachtet und dabei nichts dem Zufall überlässt. Die wichtigen Entscheidungen im Konzern traf er nach wie vor selbst. Als möglicher Nachfolger für das Firmenreich wird sein einziger Sohn Mark aufgebaut. Der 27-Jährige entstammt einer früheren Beziehung von Mateschitz, hat mittlerweile dessen Nachnamen angenommen und im Haus als Geschäftsführer der Red-Bull-eigenen Brauerei "Thalheim" Fuß gefasst.
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(Quelle: salzburg24)