Sie ist etwa zehn Zentimeter groß, bis zu 28 Gramm schwer, hat winzig kleine Augen und im Fell verborgene Ohrmuscheln: Die Bayerische Kurzohrmaus. Erstmals 1962 bei Garmisch-Partenkirchen in Oberbayern entdeckt, war sie danach für mehrere Jahrzehnte verschollen. Laut Bayerischem Umweltamt gilt die in unterirdischen Gängen lebende Wühlmaus als eines der seltensten Säugetiere der Welt. Zwei Exemplare der vom Aussterben bedrohten Art leben seit Anfang März im Zoo Salzburg.
Zoo Salzburg will Bayerische Kurzohrmaus züchten
Noch befindet sich das Zuchtpaar hinter den Kulissen und ist für Besucherinnen und Besucher des Zoos nicht zu sehen. „Wir beteiligen uns mit der Aufnahme der beiden seltenen Tiere an einem sehr wichtigen Artenschutzprojekt“, erklärt Geschäftsführerin Sabine Grebner am Montag in einer Aussendung. „Unsere beiden Bayerischen Kurzohrmäuse wurden im Alpenzoo Innsbruck geboren. Dort hat man sie erstmals gezielt nachgezüchtet.“
Mit dem Ziel eine Erhaltungspopulation aufzubauen, wurden Nachzuchten erst an zwei Tiergärten in Deutschland und nun an zwei in Österreich abgegeben, unter anderem an den Zoo Salzburg. „Viele wissen, dass zum Beispiel der Schneeleopard gefährdet ist, aber den Namen Bayerische Kurzohrmaus haben die meisten Menschen noch nicht einmal gehört. Für den Erhalt der Biodiversität sind die Kleinen aber ebenso schützenswert wie die Großen, weshalb wir sehr stolz sind, bei diesem Projekt mitzuwirken“, betont Grebner.
Seltene Tierart noch nicht für Besucher:innen zu sehen
Die Geschichte um die Entdeckung der Tierart und deren Wiederentdeckung ist ebenso tragisch wie hoffnungsvoll: Gleich nach dem ersten Fund im Jahr 1962 verschwand die neu entdeckte Spezies wieder von der Bildfläche. Erst im Jahr 2001, 42 Jahre nach dem vermeintlichen Aussterben, tauchte die Bayerische Kurzohrmaus im Tiroler Rofangebirge wieder auf. Währenddessen hielt die Suche in Bayern weiter an. Im Herbst 2023, nach der Auswertung von anderthalb Millionen Aufnahmen von Wildtierkameras, kamen Fachleute den kleinen Nagern auf die Spur. Nach über 60 Jahren konnte bei Mittenwald ein Exemplar lebend gefangen werden.
„Mit ihrem Schicksal ist die Bayerische Kurzohrmaus leider nicht allein“, weiß Kuratorin Lisa Sernow. „Laut einer neuen Studie gelten aktuell über 800 Arten als vermisst und ihre Zahl wächst weiter.“ Als verschollen gilt eine Tierart, wenn es mehr als zehn Jahre keine Sichtung gab. „Obwohl Forscher heutzutage über diverse technische Möglichkeiten verfügen, geht man davon aus, dass etwa ein Viertel der verschollenen Arten bereits ausgestorben sind“, führt Sernow aus und fügt hinzu: „Dabei ist der Erhalt jeder Tierart von großer Bedeutung.“ Denn in einem Ökosystem erfülle jede Art eine bestimmte Funktion. Wie bei Gliedern einer Kette sei innerhalb der in sich geschlossenen Systeme alles miteinander verbunden. Nehme man ein Glied heraus, würden sich weitere ablösen und die Kette zerfalle.
Wann die seltenen Wühlmäuse für Besucherinnen und Besucher zu sehen sein werden, steht noch nicht fest. „Zunächst liegt der Fokus eindeutig auf der Zucht der seltenen Mäuseart“, erklärt Grebner.
(Quelle: salzburg24)