Mädchen einer Salzburger Mittelschule müssen sich künftig an eine strengere Kleiderordnung halten. Bauchfreie T-Shirts, Trägershirts und „extrem kurze Shorts“ sind dort nämlich auch im Sommer nicht nur unerwünscht, sondern sogar verboten, wie die Direktorin in einem Brief an die Erziehungsberechtigten klarstellt. Die genannten Kleidungsstücke seien unangebracht und würden das „Risiko einer übermäßigen Sexualisierung“ bergen, begründet die Schulleiterin ihre Entscheidung. Laut ihrem Schreiben sollen „keine unerwünschten Gedanken geweckt werden, welche möglicherweise zu weiteren Problemen führen“. Dies würde nicht nur dem Schutz der Mädchen, sondern auch dem „Schutz der Burschen und unserer Lehrer“ dienen. Wer gegen diese Vorschriften verstößt, muss während des Unterrichts ein „neutrales“ T-Shirt in Größe XXL tragen.
Vorschrift an Salzburger Mittelschule in der Kritik
„Das geht so natürlich nicht“, stellt Christian Blaschke, Sprecher der Bildungslandesrätin Daniela Gutschi, heute im Gespräch mit SALZBURG24 klar. Der Bildungsdirektor stehe bereits in Kontakt mit der Schulleiterin. Diese sei mit ihrer neuen Vorschrift „sicher über das Ziel hinausgeschossen“, es soll ein klärendes Gespräch geben.
Als „extrem irritierend“ bezeichnet die ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Petra Berger-Ratley das Schreiben der Direktorin, das dem Gewerkschaftsbund von einer Mutter weitergeleitet wurde. Man habe den Brief bereits mit der Forderung nach einer Stellungnahme der Salzburger Bildungsdirektion zukommen lassen. Es sei eine Frechheit, „jungen Mädchen zu vermitteln, sie würden durch ihre Kleidung ‚sexuelle Belästigungen‘ provozieren.“ Stattdessen solle die Schulleiterin mit den Burschen und ihren eigenen Lehrern „über angebrachtes Verhalten gegenüber Frauen und jungen Mädchen sprechen“, meint sie.
Um welche Mittelschule es sich konkret handelt, wollte der ÖGB auf S24-Anfrage nicht bekanntgeben. Erst wolle man die Reaktion der Bildungsdirektion abwarten. Es handle sich jedenfalls um eine Schule im Bezirk Salzburg-Umgebung.
ÖGB befürchtet Täter-Opfer-Umkehr
Hier geschehe gerade etwas Fatales, meint Berger-Ratley. Man suggeriere heranwachsenden Mädchen, „dass sie zukünftig eventuell sogar selbst für unerwünschte sexuelle Handlungen verantwortlich sind, wenn sie sich nicht dementsprechend kleiden.“ Das sei eine Täter-Opfer-Umkehr. „Wenn so etwas in einer Mittelschule vermittelt wird, dann handelt es sich hierbei um einen handfesten Skandal.“
Die angedachte Strafe in Form eines XXL-Shirts kommt für Berger-Ratley einer Stigmatisierung gleich. „Wir haben nichts gegen ordentliche Kleidervorschriften“, stellt sie abschließend klar. Wichtig sei aber, dass diese für alle gleich sind – und nicht suggeriert werde, „dass ansonsten mit sexueller Belästigung gerechnet werden muss.“
(Quelle: salzburg24)