SALZBURG24: Liebe Inge, du bezeichnest dich auf deiner Homepage als Seelenflüsterin. Was genau meinst du damit?
INGE BERGNER: Obwohl ich geistiges Heilen mache, nenne ich mich selbst nicht gerne Heilerin, denn ich selbst kann ja einen Menschen nicht heilen. Die Heilung geschieht durch das Göttliche.
Wenn Menschen zu mir kommen, brauchen sie Hilfe. Sie haben ein Problem. Und das hat meistens damit zu tun, dass sie irgendwann angefangen haben, ungesund zu denken oder sich ungesund zu fühlen. Ich helfe den Menschen dabei, dieses Denken und Fühlen zu korrigieren und begleite sie durch ihre Krise – das ist für mich ein ganz großes Geschenk.
Und was genau tust du?
Menschen leiden deswegen, weil verschiedene Irrtümer in ihnen sind. Und meine Fähigkeit ist es, bestimmte Energien wahrzunehmen, für die das Bewusstsein der meisten anderen schläft. Das heißt, ich kann leichter erkennen, wo die Ursachen für eine Problematik liegen und kann dadurch diesem Menschen ein bisschen helfen. Und das tue ich, indem ich mir – gemeinsam mit ihm – das Problem anschaue.
Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch mit der geistigen Welt in Verbindung steht. Allerdings ist nicht jeder Mensch dafür offen genug und kann das selbst wahrnehmen oder spüren. Aber irgendwann ist bei jedem der Punkt da, an dem die Suche beginnt: Selbst wenn man alles hat, in einer guten Beziehung lebt, einen guten Job und Erfolg im Leben hat… Und trotzdem bleibt ein kleines Feld der Leere. Und in diesem Zustand kommen ganz viele Leute zu mir.
Du nimmst, wie du sagst, bestimmte Energien wahr. Das heißt, du bist hellsichtig?
Ja. Ich kann Dinge sehen. Nur ist es so, dass durch die esoterische Szene diese Fähigkeit inzwischen sehr negativ behaftet ist. Ich bin ein bodenständiger Mensch und daher ist es für mich auch immer schwierig zu sagen, ich sehe in die Zukunft.
Was siehst du?
Ich sehe in den Kreislauf von Wahrscheinlichkeiten hinein. Und von diesen Wahrscheinlichkeiten gibt es immer mehrere, denn wir kreieren unser Morgen durch das, was wir heute tun. Mir geht es nicht darum, mich den Leuten zu beweisen. Mir geht es darum, zu schauen, was für den Menschen, der zu mir kommt wichtig ist, damit es ihm wieder gut geht.
Mit welchen Anliegen oder Wünschen kommen die Menschen zu dir? Was sind die Themen, die die Leute momentan am meisten beschäftigen?
Viele haben die Orientierung verloren, viele Menschen sind im Burnout. Die Welt ist einfach zu schnell geworden. Was ich auch feststelle, ist, dass ganz viele Probleme aus der fehlenden Eigenliebe herauskommen. Natürlich spielen auch Beziehungsfragen bei meinen Sitzungen immer eine Rolle. Zu mir kommen Firmenleute, Psychologen, einfache Menschen und natürlich auch Personen mit schweren Krankheiten.
Wann hast du die Fähigkeit an dir entdeckt?
Ich war schon als Kind anders. Mein Leben selbst war nicht einfach. Aber die geistige Welt oder die sogenannte unsichtbare Welt war für mich eine große Hilfe in der Zeit. Ich habe lange nicht gewusst, was das ist und habe mir als Kind oft die Schuld gegeben an Dingen, die passieren, weil ich es vorher wusste. Ich habe damals noch nicht verstanden, dass ich hellsichtig bin und Dinge vorher sehe.
Wie kommt es, dass nur einzelne Menschen diese Fähigkeiten haben?
Prinzipiell hat jeder diese Gabe in sich. Aber das Bewusstsein mancher Menschen für diese höhere Energie schläft. Medialität bedeutet, höhere Schwingungen wahrzunehmen. Dafür müssten sich die Menschen wieder mehr mit sich selbst beschäftigen. Wir Menschen haben die Welt in fast 100 Jahren an den Rand der Zerstörung gebracht – allein durch Technik und Fortschritt. Wir haben vergessen und verlernt, wie es ist, im Einklang mit der Natur zu leben. Und wenn sich die Leute mehr nach der Natur ausrichten, dann sind sie ganz automatisch im Rhythmus des Lebens.
Die Kinder haben das ja noch. Aber sie verlernen oder vergessen es oder legen einen Filter darüber, weil man ja nicht so sein darf.
Wo war der Punkt, an dem du dich entscheiden hast, deine Gabe auch beruflich zu nutzen?
Als Kind wollte ich schon immer Entwicklungshelferin werden. Menschen zu helfen war meine ganz große Sehnsucht – seit ich denken kann. Und wenn jemand traurig war, wollte ich denjenigen immer trösten. Rückblickend hat sich darauf mein ganzes Leben aufgebaut.
Im Laufe der Zeit hat sich dann immer mehr und mehr gezeigt, dass diese heilerische Gabe da ist. Ich habe schon versucht, auch andere Berufe zu leben. Ich arbeitete zum Beispiel im Büro oder im Verkauf. Auch da sind schon immer viele Menschen mit Fragen auf mich zugekommen. Und ich habe Antworten gehabt, die ihnen gut taten.
Irgendwann habe ich dann die Entscheidung getroffen, mich ganz auf andere Menschen zu konzentrieren und habe dann meine Praxis hier im Haus Seelenwohl in Bürmoos aufgebaut.
Esoterik boomt derzeit. Wie erklärst du dir den Aufschwung in dieser Branche – oder siehst du das anders?
Nein, da bin ich ganz bei dir. Das hat damit zu tun, dass wirklich viele Menschen orientierungslos sind. Zudem haben wir im Kollektiv festgestellt, dass jene Modelle, die uns angeboten werden, für uns nicht mehr ausreichen. Das Konzept der Religion reicht uns nicht mehr. Das Konzept, das die Schule uns bietet, reicht uns nicht mehr.
In der Menschheitsgeschichte können wir drei große Phasen definieren: Die erste Phase für uns war das nackte Überleben zu sichern – in der Steinzeit. Dann haben wir versucht, uns anzupassen, sind sesshaft geworden und haben versucht verschiedene Dinge zu kultivieren. Jetzt ist die Phase, in der die Menschen beginnen Dinge zu hinterfragen. Das heißt, sie nehmen nicht mehr alles, was ihnen gesagt wird, als wahr und begeben sich auf die Suche.
Gerade in dem Bereich gibt es auch viele Scharlatane. Kannst du unseren Lesern erklären, wie man diese von tatsächlichen spirituellen Heilern unterscheidet?
Bei jemandem, der sehr hohes Honorar für seine Leistung verlangt, würde ich Fragezeichen in den Raum stellen und zwei Mal hinschauen. Bei mir ist es so, wenn jemand Hilfe braucht und der hat kein oder nur wenig Geld, mache ich auch Gratissitzungen oder nehme nur ganz wenig. Die meisten, die wirklich gut sind, haben ein sehr ähnliches Gedankengut. Es geht nicht darum, dass ein Heiler kein Geld nehmen soll. Natürlich muss man auch von dem, was man tut, leben können. Und in voller Selbstständigkeit hat man horrende Kosten, die zu decken sind.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für mich ist, wie ein Heiler anderen Menschen begegnet und nicht, wie viele Zertifikate er hat. Ist er fähig, anderen Menschen Wärme zu geben und ihre Tränen zu trocknen? Geht er den Weg aus Liebe oder weil er glaubt jetzt vielleicht Geld machen zu können – und das mit den Ängsten der Menschen. Diese Fragen machen für mich den großen Unterschied.
Wobei ich dazu auch sagen muss, dass ich viele Menschen in dem Bereich kenne, die wirklich tolle Arbeit leisten. Und das sind die beispielsweise Menschen, die so etwas wie die Heilertage Bürmoos unterstützen. Diese grenzen sich auch klar von einer esoterischen Messe ab, weil die Absicht dahinter ganz eine andere ist.
Was genau sind die Heilertage?
Es ist im Grunde eine Benefizveranstaltung, die im November mittlerweile zum achten Mal in Bürmoos stattfindet. Unser Verein „Hand in Hand für Hilfe vor Ort“ hat die Heilertage ins Leben gerufen, weil wir überlegt haben, was wir Gutes tun können für Menschen, die uns helfen Gutes zu tun. Man kann die Heilertage besuchen, Angebote in Anspruch nehmen und ausprobieren oder Vorträge besuchen – alles auf Spendenbasis. Diese Spendengelder kommen verschiedenen Projekten – in Indien, Uganda oder Österreich– zu Gute. Wichtig ist uns, dass wir mit dem Geld vor Ort schnelle Hilfe für in Not geratene Menschen leisten können.
Das Besondere an diesen Heilertagen ist, dass ein berühmtes Medium und spiritueller Lehrer, Tim Abbot, aus England mit an Bord ist. Er unterstützt uns auch als Benefiz und es wird einige spannende Veranstaltungen mit ihm geben.
Zum Abschluss, möchtest du unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?
Ja, etwas wird nämlich sehr oft vergessen: Wir kreieren uns in unserem Leben unsere eigenen Höllen oder Himmel selbst. Das heißt, wenn es mir heute nicht gut geht, dann muss ich meine Gefühle und Gedanken hinterfragen – und wandeln. Ich kann zum Fenster hinausschauen und sagen: „Wow, eine wunderschöne Welt!“ Oder ich kann in den sechsten Stock gehen, das gleiche sehen und sagen: „Ich springe.“ Der Unterschied ist, was nehme ich wahr und was erlaube ich mir zu fühlen und zu denken. Da sind wir selbst sehr mächtig und vergessen das manchmal.
Liebe Inge, vielen Dank für das spannende Interview.
Sehr gerne.
Wir veröffentlichen jeden Sonntag ein Interview mit besonderen Menschen aus Salzburg – egal ob prominent oder nicht. Wir freuen uns über eure Vorschläge an: nicole.schuchter@salzburg24.at.
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(Quelle: salzburg24)