Flachgau

Wende im Wettmafia-Skandal: Taboga zahlte Schulden an Kuljic zurück

Veröffentlicht: 13. November 2013 14:11 Uhr
Vertreter der Staatsanwaltschaft und der Landespolizeidirektion Salzburg haben am Mittwoch bei einer Pressekonferenz zur mutmaßlichen Erpressung von SV-Grödig-Spieler Dominique Taboga Stellung genommen. Derzeitiger Ermittlungsstand: Der Profi-Kicker hat dem Ex-Teamspieler Sanel Kuljic Geld geschuldet. Eine Anstiftung zur Spielmanipulation könnte ein Angebot gewesen sein, die Schulden loszuwerden.
Lilli Zeilinger

"Nach Angaben des Anzeigers (Taboga, Anm.) kam es zu keiner Spielmanipulation, in die er verwickelt war", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, Marcus Neher. "Er sollte zunächst dazu bestimmt werden, dass er sich an einer Manipulation eines Fußballspieles beteiligt." Taboga habe aber abgelehnt.

Taboga revidierte in seiner zweiten Aussage vor der Polizei den anfangs angegebenen, bereits bezahlten Erpressungsbetrag: Er habe insgesamt nicht über 70.000 Euro an seine Erpresser ausgehändigt, sondern "einen Betrag etwas unter 30.000 Euro", hieß es seitens der Staatsanwaltschaft Salzburg. Beim Pressegespräch am Mittwoch hieß es, dass Taboga Schulden bei Kuljic hatte, die er zum Teil zurückbezahlt habe. Kuljic hatte in seiner Vernehmung ja eine Erpressung stets bestitten.

"Private Sache"

Taboga und seine Familie seien allerdings bedroht worden. Ob es sich dabei um eine Schusswaffe handelte ist nicht klar. Taboga sprach in seiner zweiten Einvernahme von einem „schwarzen Gegenstand". Die Drohungen richteten sich dabei auch gegen seine Familie und Tabogas' wirtschaftliche Zukunft: Man könne ihn mit einem großen Wettskandal in Verbindung bringen, wenn er seine Schulden nicht zurückzahle.

Wie groß der Schuldenberg ist, wollte die Polizei bei der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz Mittwochnachmittag nicht sagen. Die Drohungen kamen per SMS und Anrufe. Der ermittelnde Oberst Pracher und die Staatsanwaltschaft geht von einer „privaten Sache" zwischen Kuljic und Taboga aus – weitere größere kriminelle Verflechtungen seien nicht involviert.

Ein Verdächtiger auf freiem Fuß

Taboga habe in seiner Aussage ein bisschen zurückgerudert, erklärte Marcus Neher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, am Mittwoch. Der von dem Bundesliga-Spieler genannte Erpressungsbetrag liegt nun weit unter der bisher angegebenen Summe. Trotzdem lautet der Tatbestand weiterhin 'schwere Erpressung". Die Details (Summe) hätten daran nichts geändert, heißt es seitens der Staatsanwaltschaft.

Eine von insgesamt drei Personen, die in Anif bei (Flachgau) festgenommen wurden, ist mittlerweile wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Es soll sich dabei um Zelinhan S. handeln und ein Mitläufer gewesen sein. Der Mann hat angeblich Kuljic mit dem Auto von Wien nach Salzburg gefahren und war dann auch auf dem Parkplatz in Anif anwesend. "Es liegen keine Haftgründe vor", sagte Neher.

Die zwei anderen, Ex-Teamspieler Sanel Kuljic sowie Sulim D., befinden sich noch in Polizeigewahrsam. Für diese beiden Personen sei nun eine Überstellung in die Justizanstalt Salzburg angeordnet worden, erklärte Neher.

Kuljic nicht geständig

Sobald die Festgenommenen in der Justizanstalt eingetroffen sind, stellt die Staatsanwaltschaft im Regelfall bei Gericht einen Antrag auf Untersuchungshaft. Sanel Kuljic und Sulim D. haben sich zum Vorwurf der Erpressung bisher offenbar nicht geständig gezeigt.

Die Beschuldigten-Vernehmungen bei der Polizei sind vorerst abgeschlossen. Die beiden Profis hatten im Frühjahr 2012 zusammen ein halbes Jahr in der höchsten Spielklasse für Kapfenberg gespielt.

Übergabe in Anif geplatzt

Die Schulden seien auch Kuljic' Erklärung für die Geldübergabe am Dienstag auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums in Anif gewesen, sagte Neher. Die Übergabe war geplatzt: Taboga war am Montag zur Polizei gegangen und hatte eine Anzeige eingebracht. Die Eliteeinheit Cobra nahm die zwei mutmaßlichen Erpresser fest. Laut Neher gab es zuvor mehrere solcher Übergaben bzw. hat Taboga auch Geld per Post versandt.

Taboga gab vor Polizisten an, er habe sich geweigert, ein Spiel zu manipulieren und habe wegen des entgangenen Gewinns unter Androhung von Gewalt gegen sich und seine Familie das Geld seinen Erpressern übergeben. Er wird weiterhin von den Ermittlern als Opfer angesehen, seine Aussagen werden jedoch kritisch hinterfragt. Deshalb auch die Frage warum Taboga erst jetzt zur Polizei gegangen ist. "Anscheinend war das Limit erreicht", so Neher.
(S24.at/ APA)

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(Quelle: salzburg24)

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