In Zeiten moderner Massenproduktion – braucht es da noch traditionelles Schneiderhandwerk? Ja, findet die Salzburger Schneiderfamilie Wimmer. Um ihr Handwerk trotz aussterbender Ausbildungsbetriebe möglichst vielen Menschen näher zu bringen, hat die Familie eine eigene Online-Akademie gegründet und teilt ihr Wissen nun digital mit Tausenden Interessierten in mittlerweile 20 Ländern.
Wenige Betriebe bilden Schneiderlehrlinge aus
Auf die Idee gekommen sei man vor allem, weil Schneiderlehrstellen hierzulande knapp bemessen seien, erklärt Leonhard Wimmer heute im Gespräch mit SALZBURG24. Der Betrieb "Wimmer schneidert" in Schleedorf (Flachgau) könne selbst nur einen Lehrling pro Jahr nehmen. Sein Vater – Schneidermeister Stefan Wimmer – habe Bewerber:innen deshalb oft absagen müssen. Weil dieser das Handwerk aber dennoch gerne an mehr Menschen weitergeben möchte, sei der Familie Idee der Online-Akademie gekommen.
Den Startschuss für das Projekt gab dann die Corona-Pandemie: Die Schneiderei stand plötzlich leer – Platz und Zeit genug also, um mit dem Dreh der Videos zu beginnen.
Wie läuft ein Kurs bei "Wimmer schneidert" ab?
Wer einen Online-Kurs bei Wimmer belegt, bekommt alle zwei Wochen Zugriff auf eine neue Einheit. Das bedeutet: Ein neues Anleitungsvideo und ein neues Schnittmuster. „Es ist alles sehr praxisbezogen“, so Wimmer. Nur um Nähmaschine, Stoffe und Co muss man sich selbst kümmern. Fragen werden täglich per Mail oder einmal monatlich im Livestream beantwortet. Auch ein Forum für den Austausch unter den „Schüler:inen“ gibt es.
Derzeit werden bei der Schneider Akademie zwei Kurse angeboten: Die „Masterclass“ – eine zweijährige Ausbildung, die das notwendige Wissen für die Gesellenprüfung vermitteln soll – und die „Königsklasse“, ein Intensivkurs zum Thema Maßanfertigung. Unterrichtet wird auf Deutsch, Englisch und Spanisch. Schluss ist damit aber noch nicht: Ein Herrenkurs und eine Schulung für Anfänger:innen sollen folgen.
Schneiderakademie bildet rund 5.000 Menschen aus
Abgeschlossen werden die Kurse mit einer theoretischen und praktischen Prüfung, bei positiver Beurteilung gibt es ein Zertifikat. Letzteres sei vor allem für Kursteilnehmende im Ausland spannend, meint Wimmer. Denn in einer Vielzahl von Ländern sei das Schneidern kein geschütztes Gewerbe, man muss also keine Prüfung ablegen, um als Schneider:in zu arbeiten. Und genau da gebe eine Zertifizierung den Kund:innen eine gewisse Sicherheit.
Mittlerweile gibt es laut Wimmer etwa 5.000 Kursteilnehmende in 20 Ländern, das Angebot werde sehr gut angenommen. Ihn freut es: „Da merkt man auch, wie wichtig den Menschen das Handwerk eigentlich ist.“
(Quelle: salzburg24)