Vererben für den guten Zweck

Fundraising-Verband wirbt um Testamente

Veröffentlicht: 24. September 2019 15:24 Uhr
Die Initiative "Vergissmeinnicht" hat am Dienstag in Salzburg über die Möglichkeit des Spendens über das eigene Leben hinaus informiert. Sie machte darauf aufmerksam, dass mit einem Testament auch gemeinnützige Organisationen bedacht werden können. Im Jahr 2018 wurden auf diesem Wege in Österreich bereits 63 Mio. Euro vererbt - das war ein Zehntel des gesamten Spendenaufkommens von 675 Mio. Euro.

Die in Salzburg lebende gebürtige Neuseeländerin Juliette Mulvihill wird ihren Nachlass etwa einmal zu gleichen Teilen dem WWF und dem Mozarteum vermachen. Die 69-Jährige hat keine Kinder und möchte, dass ihr Eigentum nach ihrem Tod sinnvoll eingesetzt wird. "Ich habe Glück gehabt, an schönen Orten des Planeten zu leben. Ich möchte darum etwas beitragen, um das alles zu erhalten", sagte sie heute bei einem Pressegespräch von "Vergissmeinnicht."

Ohne Erben, erbt der Staat

"Wenn es keinen Erben gibt, dann erbt der Staat", erklärte auch Markus Aichelburg, der Leiter der 2012 gegründeten Initiative - ein Zusammenschluss von mittlerweile 86 gemeinnützigen Organisationen. "Für Menschen ohne Kinder oder nur weitschichtigen Verwandten ist eine Legat-Spende eine wirkliche Alternative." Aber auch Menschen mit Angehörigen würden der Gesellschaft nach ihrem Tod mitunter etwas mitgeben wollen.

Würdet ihr an eine gemeinnützige Organisation vererben?

Während sich bei einer Umfrage im Jahr 2012 nur acht Prozent der über 40-jährigen Österreicher vorstellen konnten, einer gemeinnützigen Organisation etwas zu vermachen, waren es zuletzt 13 Prozent. Erfahrungen hätten gezeigt, dass Spender meist mehrere Organisationen bedenken, sagte Aichelburg. Sie seien dabei zu 98 Prozent alleinstehend, vorwiegend Frauen ("Weil die Männer meist früher sterben") und hätten einen tendenziell religiösen Hintergrund. "Es geht ihnen darum, etwas Gutes zu tun". Erbschaften in Millionenhöhe seien dabei Einzelfälle. "Zum Großteil werden Vermögen zwischen 50.000 und 100.000 Euro vererbt", sagte Aichelburg. Rund die Hälfte der Wohltäter sei den Organisationen bereits bekannt - was im Umkehrschluss bedeutet, dass die andere Hälfte völlig unverhofft zum Geld kommt.

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Zoo Salzburg finanzierte mit Erbe Löwenhaus

Das ist etwa vor einigen Jahren dem Zoo Salzburg passiert, dem eine Immobilie samt Hausrat vermacht wurde. Aus dem Verkauf wurden damals 450.000 Euro lukriert, sagte Zoo-Geschäftsführerin Sabine Grebner. "Wir haben damit ein neues Löwenhaus finanzieren können." Testamente zugunsten des Zoos seien aber die absolute Ausnahme.

Auch für Rainer Riedl, Geschäftsführer von Debra Austria, spielen Erbschaften noch keine große Rolle im Fundraising. Seine Initiative für Menschen mit Epidermolysis bullosa, der "Schmetterlingskrankheit", lebt fast ausschließlich von Spendengeldern. "Wir wollen die Leute vor allem informieren, nicht überreden", betonte Riedl. Zudem stoße die Möglichkeit eines Testaments in Gesprächen nicht immer auf Wohlwollen. "Dann heißt es, über so etwas redet man nicht. Ich orte hier noch ein gewisses Tabu." Bei anderen Einrichtungen wie den SOS Kinderdörfern machen Erbschaften laut Aichelburg aber bereits 20 bis 30 Prozent des Spendenaufkommens aus.

Hauptargument gegen eine Legat-Spende sei übrigens der Wunsch, dass Vermögen ausschließlich der Familie oder Freunden zu Gute kommen zu lassen - oder gar kein Vermögen zu besitzen. Andere bevorzugen es, lieber zu Lebzeiten zu spenden - ein Teil davon auch, weil sie nach ihrem Tod nicht überprüfen können, was mit ihrem Erbe passiert.

"Vergissmeinnicht" wurde vom österreichischen Fundraising-Verband gegründet und finanziert sich aus Beiträgen der Mitgliederorganisationen. Laut einer Studie werden zwischen 2015 und 2030 in Österreich Vermögenswerte in der Höhe rund 225 Milliarden Euro vererbt oder geschenkt werden.

(Quelle: apa)

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