Alle Miet- und Pachtverträge am Mondsee stehen offenbar unmittelbar vor der Kündigung. Ein entsprechendes Rundschreiben wurde in den vergangenen Tagen von der Eigentümerin des Sees, Anna Mathyl, an alle Pächter:innen versendet. Das sorgt rund um den See für Unruhe – die Auswirkungen sind dabei noch weitestgehend unklar, wie Hans-Peter Pachler (ÖVP), Bürgermeister der Gemeinde Innerschwand nordöstlich des Mondsees, im SALZBURG24-Gespräch am Donnerstag erklärt.
Kündigungen treffen Stege, Bootshütten und Co
Die Gemeinde habe von der Eigentümerin dasselbe Rundschreiben wie Privatpächter:innen auch erhalten. Kontakt dazu hätte es im Vorhinein nicht gegeben, so der Bürgermeister. „Das war schon sehr überraschend.“ In welchem Umfang die Kündigungen die Gemeinde Innerschwand treffen, sei noch nicht vollständig klar. „Ganz konkret gehört das Becken des Sees, also der Boden im Wasser Frau Mathyl. Von den Kündigungen sind daher vor allem Bauten im Seegrund betroffen“, schildert Pachler.
„Ein großer Punkt dürfte generell der öffentliche Badeplatz im Ortsteil Loibichl sein, dieser betrifft aber das Land Oberösterreich.“ Die Gemeinde hätte lediglich ein Grundstück mit Steg in Pichl-Auhof. „Es gilt jetzt einmal dieses Schreiben und die betreffenden Verträge zu sichten und dann Kontakt mit der Eigentümerin herzustellen.“
Bürgermeister von St. Lorenz zuversichtlich für Einigung mit Mathyl
Ähnliches gelte für die Gemeinde St. Lorenz unweit der Salzburger Grenze. Dort sei konkret der Badeplatz Plomberg zwischen Mondsee und St. Gilgen (Flachgau) betroffen, wie Bürgermeister Andreas Hammerl (ÖVP) gegenüber S24 schildert. „Dort gibt es einen Steg, der etwa sechs Meter in den See ragt und ein Badefloß, wo geklärt werden muss, wie es damit weitergeht.“ Hammerl zeigt sich aber zuversichtlich: „Ich glaube, es ist schon in beidseitigem Interesse, dass diese öffentlichen Badeplätze weiterhin zugänglich sind und bewirtschaftet werden.“
Strandbad Schwarzindien in Gemeinde-Eigentum
Beruhigen kann er auch bezüglich des öffentlichen Seezugangs im Ortsteil Schwarzindien: „Die Liegewiese und der Seebereich unmittelbar davor gehören seit einigen Jahrzehnten der Gemeinde St. Lorenz. Sowohl der Steg als auch als dortige Badefloß bleiben also in jedem Fall bestehen.“
Ein Schreiben von Mathyl haben auch die österreichischen Bundesforste erhalten, erklärt Sprecherin Andrea Kaltenegger. „Zwischen den Österreichischen Bundesforsten und Frau Mathyl besteht jedoch kein Vertragsverhältnis.“ Der Forstverwaltung der Republik gehören am Mondsee vor allem Uferbereiche im St. Lorenzer Ortsteil Scharfling und auf Salzburger Seite in Oberburgau, das zu St. Gilgen (Flachgau) gehört.
Badeplätze der Bundesforste nicht von Kündigung betroffen
Fünf frei und kostenlos zugängliche Naturbadeplätze werden auf diesen Gründen zur Verfügung gestellt, so Kaltenegger. „Diese können aus unserer Sicht weiterhin uneingeschränkt genutzt werden. Die Uferbereiche sind großteils naturnah erhalten – es gibt keine Seeeinbauten oder Stege.“
Wie sich die Kündigungen der Miet- und Pachtverträge ansonsten konkret auswirken, wird sich wohl erst in einigen Wochen zeigen, wenn die betreffenden Gemeinden und die See-Eigentümerin die jeweiligen Gespräche geführt haben.
Vier österreichische Seen in Privatbesitz
Anna Mathyl hat den rund 14,2 Quadratkilometer großen See, der zum größten Teil im oberösterreichischen Hausruckviertel liegt, vergangenes Jahr von ihrer Mutter Nicolette Waechter übernommen. Dass sich der See in Privatbesitz befindet, ist relativ außergewöhnlich. Nur drei andere große Seen in Österreich gehören Privatpersonen oder Familien: Der Neusiedlersee (Burgenland) gehört der Familie Esterhazy, der Faaker See (Kärnten) befindet sich im Besitz der Familien Catasta und Bucher und der Keutschacher See (Kärnten) gehört der Familie Meßner.
Warum gehört der Mondsee Anna Mathyl?
Dass der Mondsee nun Mathyl gehört, geht tatsächlich bis auf Napoleon zurück. Der damalige Kaiser schenkte das Kloster Mondsee samt See im Jahr 1810 dem bayerischen Grafen Carl Philipp von Wrede – Mathyls Mutter Nicolette Waechter (geborene Almeida) gehört zu seinen direkten Nachkommen, den Grafen Almeida. Im Jahr 2008 hat Waechter mit den Bundesforsten Verhandlungen zum Verkauf des Mondsees aufgenommen – diese sind aber an den jeweiligen Preisvorstellungen gescheitert.
(Quelle: salzburg24)