Von Alexander Binsteiner:
Auch hatte er nur noch zwei abschussbereite Pfeile in seinem Köcher. Dem Rest der Pfeilschäfte fehlte die Feuersteinspitze. Offenbar war er in den Bergen vom Nachschub mit Rohfeuerstein abgeschnitten. Die Zeitgenossen des Ötzi kamen bis zum Mondsee und unterhielten regelmäßige Beziehungen zur Mondseekultur. Das zeigen Feuersteinklingen aus den Lessinischen Bergen (Monti Lessini) nördlich von Verona, die in den Pfahlbauten von See am Mondsee gefunden wurden.

Ötzi-Spuren im Salzburger Land
Auch die Feuersteingeräte des Eismannes stammten aus diesen Minen. Ein Kupferbeil, fast identisch mit dem des Ötzi, aus Grabenstätt am Chiemsee beweist aber dann endgültig die intensiven Kontakte ins Nördliche Alpenvorland. Von Oberösterreich und das Salzburger Land über den Chiemgau und Niederbayern bis an den Bodensee und die Schweizer Seen finden sich immer mehr Spuren der oberitalischen Händler der Ötzi-Ära des vierten vorchristlichen Jahrtausends.

Ötzis Mörder weiter unbekannt
So fand sich in Ainring im Landkreis Berchtesgadener Land eine Lessinische Feuersteinpfeilspitze, die mit einer Länge von 2,8 Zentimeter und in der Machart mit einem sogenannten Schäftungsdorn identisch mit dem Projektil in Ötzis linker Schulter ist. Mit diesem Fund ist die Herkunft des Täters, der den tödlichen Schuss auf den Gletschermann abgegeben hat, wieder völlig offen. Er muss damit nicht zwangsläufig aus dem Süden stammen, wie das bisher allgemein angenommen wurde.
Alexander Binsteiner, 63, war unter Konrad Spindler leitender Geologe im Eismann-Projekt an der Universität Innsbruck. Er untersuchte Ötzis Feuersteingeräte. Heute lebt er als Geoarchäologe und Autor im Ruhestand im Böhmischen Hochland an der Grenze zu Niederösterreich.
(Quelle: salzburg24)