Grenznah

Grab einer High-Society-Lady der Hallstatt-Kultur entdeckt

Das Grab einer Frau, entdeckt am Salzberg bei Hallstatt.
Veröffentlicht: 19. August 2013 12:39 Uhr
Eigentlich meinten die Urgeschichtsforscher des Naturhistorischen Museum (NHM) Wien schon genügend Gräber am Salzberg in Hallstatt in Oberösterreich ausgegraben zu haben. Sie wollten deshalb mit der Erweiterung der Grabung mehr über die Siedlungsgeschichte am Hallstätter Salzberg erfahren. Doch das Gräberfeld ist offenbar größer als bisher angenommen.

Bei ihrer heurigen Grabungskampagne stießen die Wissenschafter erneut auf zwei Gräber, eines davon offenbar von einer Frau aus der High-Society der Hallstatt-Kultur, wie die reichen Grabbeigaben belegen.

Bestattungsort Hallstatt

Das Gräberfeld im Hochtal oberhalb des Ortes Hallstatt ist einer der wichtigsten prähistorischen Bestattungsorte Europas. Bereits im 19. Jahrhundert wurden mehr als 1.000 Gräber freigelegt, mittlerweile kennt man rund 1.500 - aus der Zeit 800 bis 400 vor Christus, eine Epoche, die nach dem Fundort Hallstattzeit genannt wird. Gefunden wurden dabei zahlreiche Grabbeigaben, teilweise prachtvolle Gefäße, Waffen und Schmuck, die den durch Salzabbau und -handel entstandenen Wohlstand und weitreichende Handelsbeziehungen belegen.

Während das Gräberfeld also gut dokumentiert ist, weiß man über die Siedlungsgeschichte des Hallstätter Salzbergs relativ wenig. Deshalb erhofften sich die Wissenschafter von der Erweiterung der Grabung an einer Stelle, wo alte Aufzeichnungen keine Gräber vermuten ließen, neue Erkenntnisse.

Überreste von zwei Frauen entdeckt

Sie wurden auf positive Weise enttäuscht. "Das Gräberfeld ist offenbar größer als wir dachten", sagte der Direktor der Prähistorischen Abteilung, Anton Kern, im Gespräch mit der APA. Statt auf Siedlungsreste stießen sie auf einem Gelände, das relativ steil zu einem Bach abfällt, in rund 25 Zentimetern Tiefe auf zwei Gräber mit den Überresten von zwei Frauen und reichen Grabbeigaben.

Die Zuordnung der einzelnen Teile wird durch die Hanglage erschwert, durch Rutschungen der Erdschichten sind viele Knochen und Beigaben nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ort. Zudem überschneiden die beiden Gräber einander. Bei der Anlage des jüngeren, aus der Zeit um 500 vor Christus stammenden Grabes wurde die etwas ältere Bestattung teilweise ramponiert.

Über 400 Perlen in Grab

Das jüngere Grab mit einer - nach ersten anthropologischen Erkenntnissen mit über 50 Jahren für die damalige Zeit relativ alten - Frau war "üppig bestückt", so Kern. Gefunden wurde eine Bronze-Fibel, ein großer Gürtel aus Bronze-Blech sowie über 400 Perlen aus Bernstein und Gagat, ein fossiles Holz. Die Perlen sind zwischen einem Millimeter und drei Zentimeter groß, wobei selbst die kleinsten davon durchbohrt sind. Die Wissenschafter vermuten daher, dass es sich um ein prunkvolles Gehänge gehandelt hat. Weiters wurden einige Keramikgefäße und noch nicht identifizierte Eisenobjekte gefunden.

"Derart üppige Grabausstattungen kommen vor, sind aber selten. Das war sicher eine Person von Rang, die hier bestattet wurde", sagte Kern. Auch bei den menschlichen Überresten im zweiten, älteren Grab fanden sich Fußringe, einige Bernsteinperlen und Keramikgefäße.

Grabungen am Salzberg abgeschossen

Für heuer sind die Grabungen im Gräberfeld am Salzberg abgeschlossen. In den kommenden Jahren wollen die Wissenschafter tiefer gehen. Denn erste Sondierungen haben gezeigt, dass sich unter den Gräbern Siedlungsreste aus der Bronzezeit finden. Auch der am Grabungsgelände vorbeifließende Bach hat beim Hochwasser im Frühjahr eine bronzezeitliche Schicht freigelegt, sagte Kern.

Am kommenden Wochenende (24.-25. August) stellt das Naturhistorische Museum bereits zum 10. Mal bei der Veranstaltung "Hallstatt: Archäologie am Berg" einer breiten Öffentlichkeit aktuelle Forschungen am Hallstätter Salzberg vor. Archäologen, Bio-und Geowissenschafter, Informatiker und Archivare zeigen, wie sie gemeinsam das Umfeld des prähistorischen Bergbaus erforschen und Einblick in das Leben der Hallstätter Bergleute vor rund 3.000 Jahre erhalten. (APA)

(Quelle: salzburg24)

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