Die Mitglieder stammten ursprünglich aus dem Skinhead-Milieu, personelle Überschneidungen gebe es mit der Vorläuferorganisation "Kampfverband Oberdonau". Das sagte Andreas Peham, Rechtsextremismus-Experte des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW), am Donnerstag der APA.
Übergriffe seit 2005
Seit 2005 seien Übergriffe dokumentiert: "Das ist die ganze Palette von Körperverletzung, schwerer Nötigung, Drohungen bis zu Sachbeschädigungen", erläuterte Peham. "Opfer waren Menschen, die den Neonazis vereinfacht gesagt nicht zu Gesicht standen: weil sie zum Beispiel lange Haare hatten, einer anderen Subkultur angehörten oder einen Anti-Rechtsextremismus-Aufnäher trugen".
Das politische Programm des Netzwerks "Objekt 21" war laut Peham vermutlich mit Blick auf das Verbotsgesetz eher vage formuliert. Im Gründungsaufruf heißt es unter anderem: "Da es in unserem Land für wirklich jegliche Kultur bereits Vereine gibt, nur nicht für die unsere, haben wir uns entschlossen, einen Verein zur Erhaltung und zur Pflege unserer tausende Jahre alten Kultur mitsamt ihrem Brauchtum zu gründen."
Eher untypisch ist laut dem Experten der personelle Umfang von rund 200 Personen. "Die Neonazi-Szene hat sich in den vergangenen Jahren 'diversifiziert', ist also eher in Kleingruppen organisiert. Vor allem in Deutschland wird der Begriff 'autonome Nationalisten' verwendet."
"Objekt 21" hatte enge Kontakte nach Deutschland
Nach Deutschland hatten die Mitglieder von "Objekt 21" enge Kontakte, so der DÖW-Experte: zur Aktionsgruppe Passau, nach München, Jena und auch nach Dresden. Dorthin sei man jährlich zu den Neonazi-Aufmärschen gereist, unter anderem mit dem am 10. Jänner in Wien wegen Wiederbetätigung zu neun Jahren Haft verurteilten Gottfried Küssel.
Umgekehrt traten in dem Bauernhaus in Desselbrunn, dem früheren Sitz der Vereinigung, neben Liedermachern aus Oberösterreich und Wien auch solche aus dem benachbarten Deutschland auf. "Da kamen bis zu 200 Besucher und wenige Besucherinnen", sagte Peham und fügte hinzu: "Für richtige Konzerte fehlte dort wohl die technische Ausstattung."
Verbindung zwischen Rechtsextremen und Rotlichtmilieu nicht neu
Nicht neu ist nach Angaben des Experten die Verbindung zwischen gewaltbereiten Rechtsextremen und dem Rotlichtmilieu: "Solche Kontakte sind seit den späten 1970er-Jahren unter anderem in Wien dokumentiert." Parallelen seien die extreme Gewaltbereitschaft und mafiotische Strukturen. Aus der Sicht des Rotlicht-Milieus sei es logisch, Personal dort zu suchen, wo Gewalttätigkeit trainiert und systematisch weiterentwickelt werde. (APA)
(Quelle: salzburg24)