Grenznah

Prozess um Wiener Handgranaten-Mord: Hauptangeklagter schweigsam

Veröffentlicht: 12. November 2014 14:57 Uhr
Grundsätzlich geständig, aber schweigsam hat sich am Mittwoch der Hauptangeklagte im Straflandesgericht beim Auftakt zum sogenannten Handgranatenmord-Prozess präsentiert. "Ich bekenne mich schuldig und bleibe bei meinen bisherigen Aussagen", sagte Kristijan H. Zu weiteren Angaben war der 35-Jährige nicht bereit. Die Verhandlung wird am Donnerstag fortgesetzt.

Er habe in einem Schreiben an Gericht und Staatsanwalt - dieses wurde vorerst wider Erwarten nicht öffentlich verlesen - seine "Motive und Beweggründe" dargelegt, so der 35-Jährige. Mehr wolle er nicht mehr sagen, zumal "Drohungen gegen mich in diesem Haus (offenbar gemeint: in der Justizanstalt Josefstadt, Anm.) herangetragen werden".

 

 Salzburg24
"Nicht schuldig" bekannten sich die als Beitragstäter mitangeklagte ältere Schwester des Mannes, Renata H. (43), sowie sein Freund Dejan V. (30). APA/Roland Schlager

Beitragstäter weisen Schuld von sich

"Nicht schuldig" bekannten sich demgegenüber die als Beitragstäter mitangeklagte ältere Schwester des Mannes, Renata H. (43), sowie sein Freund Dejan V. (30). Sie hätten "keinen Beitrag geleistet" und nichts von den mörderischen Plänen des ehemaligen Berufsschullehrers gewusst, der zuletzt offiziell im Reinigungsgewerbe tätig war, mit illegalen Diesel-Geschäften aber deutlich besser verdient haben dürfte. Diese waren laut Anklage auch Hintergrund des inkriminierten Doppelmordes, der sich in der Nacht auf den 11. Jänner 2014 in der Odoakergasse in Wien-Ottakring ereignete.

800.000 Euro in wenien Wochen "verdient"

Kristijan H. hatte mit dem Salzburger Transportunternehmer Zlatko N. (45) und dem zeitweise von ihm als Fahrer beschäftigten Horst Waldemar W. (57) einträgliche Geschäfte mit nach Österreich importiertem Diesel gemacht. Sie verkauften den Treibstoff ohne Abfuhr der Mineralölsteuer im Sommer 2013 direkt an Tankstellen und verdienten damit innerhalb weniger Wochen 800.000 Euro. Dann kam es allerdings zu Komplikationen. Die Partner des 35-Jährigen fühlten sich bei der Aufteilung des Gewinns betrogen, forderten mehr Geld und bedrohten diesen. Außerdem tauchte der als "Strohmann" eingesetzte Horst Waldemar W. - er fungierte zum Schein als Geschäftsführerer einer eigens gegründeten Gesellschaft - entgegen des ursprünglichen Tatplans nicht unter, sondern blieb in Österreich. Kristijan H. befürchtete daher, die Finanz werde ihm auf die Schliche kommen.

Mord war geplant

In dieser Situation habe er im Dezember 2013 beschlossen, die beiden zu töten, wie der 35-Jährige nach seiner Festnahme Anfang April freimütig gestand. Unter der Vorgabe, sie könnten in ein weiteres gewinnbringendes Geschäft einsteigen, lockte er die zwei in eine tödliche Falle. Bei einem nächtlichen Treffen in der Odoakergasse stellte ihnen Kristijan H. seinen Bekannten Dejan V. (30) unter dem Namen "Eddy" als einen vermeintlichen Diesel-Verkäufer vor. Nachdem Zlakto N. 20.000 Euro aus einem mitgebrachten Kuvert entnommen hatte, um in den Besitz des Treibstoffs zu gelangen, setzte sich Kristijan H. in dessen Fahrzeug und gab der Anklage zufolge vom Rücksitz aus einen Schuss in den Kopf und zwei in die Brust des 45-Jährigen ab. Dieser war auf der Stelle tot.

Während Dejan V. auf dem Gehsteig die Banknoten zählte, soll Kristijan H. den Revolver auf Horst Waldemar W. gerichtet haben. Die Waffe hatte allerdings eine Hemmung, worauf er laut Staatsanwalt eine Handgranate an sich nahm, den Sicherungssplint herauszog und dem auf dem Beifahrersitz befindlichen 57-Jährigen vor die Füße warf. Bevor es zur Explosion kam, sprang der 35-Jährige gerade noch rechtzeitig aus dem Fahrzeug.

Granate war nicht tödlich

Die Detonation der Granate hatte keine unmittelbare tödliche Wirkung, obwohl sie W. die linke Hand zur Gänze zerfetzte und Brust-und Bauchhöhle eröffnete. "W. war kurzfristig sogar noch bei Bewusstsein und rief nach Hilfe, ehe er in Ohnmacht fiel", ist der Anklageschrift zu entnehmen. Der Tod erfolgte erst im Rettungsauto infolge eines Einrisses der Körperhauptschlagader.

 

Auch die Schwester des Angeklagten steht vor Gericht./APA/Schlager Salzburg24
Auch die Schwester des Angeklagten steht vor Gericht./APA/Schlager

Zwei Mittäter angeklagt

Neben Kristijan H. wurde auch Dejan V. zur Anklage gebracht, dem angekreidet wird, an der unmittelbaren Tatausführung in Kenntnis des mörderischen Plans beteiligt gewesen zu sein. Außerdem soll er den Revolver sowie eine Rohrbombe besorgt haben, mit der das Verbrechen ursprünglich hätte ausgeführt werden sollen, wovon Kristijan H. dann allerdings nach Recherchen im Internet Abstand nahm, weil er befürchtete, die Explosion könnte Unbeteiligte verletzen.

Renata H. soll in die blutigen Pläne zur Gänze eingeweiht gewesen sein, für Dejan V. ein Hotelzimmer angemietet, ihre eigene Wohnung als Lager für diverse zur Durchführung der Bluttat angeschaffte Utensilien zur Verfügung sowie ihren Bruder und dessen Helfer zum Tatort chauffiert und von dort wieder weggebracht haben. Das stellte die 43-Jährige auf Befragen der Richterin in Abrede: "Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich jemanden kenne, der wen umbringt."

 

(APA)

Links zu diesem Artikel:

  • Prozessauftakt in Wien

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

15.09.2023
Unfall beim Abbiegen

Drei Verletzte bei Pkw-Crash in Piding

Von SALZBURG24 (tp)
Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken