Zum 50. Geburtstag hat sich Andreas Goldberger mit einem Mountainbike-Abenteuer in Australien beschenkt, das unglücklicherweise schmerzhaft endete. Der einstige Skisprung-Liebling der Nation musste die Crocodile Trophy zu Monatsbeginn nach einem Sturz mit Handgelenks- und Rippenblessuren sowie Abschürfungen abbrechen. An seinem Ehrentag am 29. November werden die ärgsten Schrammen wieder verheilt sein, gab der Jubilar Entwarnung.
Leidenschaft zum Ausdauersport nach Karriereende
Nach seinem Karriereende 2005 hat sich Goldberger dem Ausdauersport verschrieben, wie Teilnahmen bei zahlreichen Radrennen und Bergläufen belegen. Allzu verbissen geht es der am Mondsee (Bez. Vöcklabruck) im angrenzenden Oberösterreich lebende Vater zweier Söhne (6 und 5 Jahre) aber nicht mehr an. Es komme vor, dass er das zeitintensive Training schon mal schleifen lasse, schließlich wolle er möglichst viel Zeit mit der Familie verbringen.
Seine Begeisterung für Sport und Bewegung will er an seine beiden Buben weitergeben, welche Sportart sie künftig einmal betreiben, sei ihm egal. "Mir ist wichtig, dass sie etwas tun. Sie sollen eine Gaudi haben. Sie sind sehr bewegungshungrig, spielen Fußball, wir gehen auch Skifahren, Langlaufen oder Radfahren. Das Einzige, was ich unbedingt will, ist das Kinderturnen, alles andere können sie sich aussuchen". Denn auf die Turngrundausbildung als Basis vieler Sportarten werde in den Schulen leider zu wenig Wert gelegt.
"Goldi" sucht Nachwuchs-Talente
Mit Kindern beschäftigte ist er auch bei der Skisprungnachwuchsserie "Goldi Talente-Cup", die im Jänner wieder durchstartet. Den Einstieg ins einschlägige Trainergeschäft habe er aber nie vorgehabt, betonte Goldberger. Dem Skispringen ist der dreimalige Gesamtweltcupsieger als langjähriger ORF-Co-Kommentator, -Experte und Zeitungskolumnist dennoch eng verbunden geblieben. Diesmal erfolgt sein Saisoneinstieg wegen der Australien-Reise verspätet erst dieses Wochenende in Finnland.
Kamerasprungeinsätze sind seit längerem wegen Rückenproblemen tabu. "Mein Arzt hat gesagt, ich muss mich altersgerecht bewegen, da gehört Skispringen nicht dazu." Ausdauersport bereitet ihm aber keine Probleme, weshalb nächstes Jahr auch die längst fällige Besteigung des Großglockners erledigt werden soll. Das Skispringen hat er aber auch noch nicht ganz abgehakt. Nicht nur deshalb würde er die Zeit gerne zurückdrehen. "Mit dem Wissen von heute und dem Körper von damals 1995, das wäre schon etwas."
Mateschitz als große Stütze für Goldberger
Mitte der 1990er-Jahren hatte der spitzbübisch wirkende Bauernsohn aus Waldzell das Schanzen-Geschehen mit zahlreichen Siegen und Medaillen entscheidend mitgeprägt. Seine Laufbahn bestand aber nicht nur aus Erfolgen, es gab auch schwierige Phasen mit langen Formschwächen und nicht zuletzt die aufsehenerregende Kokain-Affäre 1997 inklusive Staatsbürgerschaftswechseltheater.
In der damaligen Krise habe sich der im Oktober verstorbene Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz als große persönliche Stütze erwiesen, so Goldberger. Die zu Beginn seiner Erfolgszeit begonnene Sponsor-Zusammenarbeit mit den Konzern läuft bis heute. Prägend für Goldberger war auch die Verbindung zu seinem langjähriger Manager Edi Federer, mit dem er und Mateschitz bis zu dessen Tod 2012 eng verbunden blieben.
"Skisport wird zum Luxussport"
Nachdenklich wird Goldberger auch, wenn die Rede auf den Klimawandel mit seinen Auswirkungen auf den hierzulande längst kunstschnee-intensiven Wintersport kommt. "Ich glaube, wir Skispringer haben da die wenigsten Probleme, wir können im Sommer auch springen. Es braucht weniger Energieaufwand als in anderen Sportarten. Wir müssen nicht massenhaft Schnee produzieren. Aber Skipisten herrichten, ist ganz etwas anderes."
Der alpine Weltcupzirkus sei nicht gefährdet, Probleme könnte aber der touristische Skilauf bekommen. Auch wegen der stark steigenden Kosten. "Rennsport wird es immer geben, aber die Breite?" Hierbei gehe es nicht nur um die Notwendigkeit von flächendeckenden (Schul-)Skikursen, sondern auch um die Leistbarkeit für die Massen. "Skifahren war immer ein Breitensport, jetzt ist es eigentlich ein Luxussport. Man muss sich was einfallen lassen, sonst fallen die Gäste weg."
Andreas Goldberger
Geboren am 29. November 1972
Aufgewachsen im oberösterreichischen Waldzell
Größe Erfolge: Zwei Gesamtsiege bei der Vierschanzentournee, drei Siege im Gesamtweltcup, Team-Weltmeistertitel 2001, Skiflugweltmeistertitel 1996 und zwei Bronzemedaillen bei Olympischen Winterspielen
175 Top-Ten-Platzierungen bei Skisprungveranstaltungen von 1991 bis 2005
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(Quelle: apa)