Mit Beginn des Sommers steigt auf Salzburgs Straßen die Unfallgefahr deutlich an. Besonders zwischen dem 24. Juni und dem 13. Juli verzeichnet die Statistik die meisten Verkehrsunfälle im gesamten Jahr. Das Land Salzburg und das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) appellieren deshalb an alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, in dieser Zeit besonders vorsichtig und rücksichtsvoll zu sein.
Rund 2.550 Verkehrsunfälle mit Personenschaden ereignen sich jährlich im Bundesland Salzburg. Ein großer Teil davon – etwa 38 Prozent – entfällt auf die Sommermonate Juni, Juli und August. Allein in den 20 Tagen zwischen Ende Juni und Mitte Juli werden durchschnittlich 230 Unfälle registriert, so viele wie in keinem anderen Zeitraum. Auch österreichweit steigt das Unfallaufkommen im Sommer deutlich an, macht das KFV aufmerksam. "Erfahrungsgemäß kommt es an heißen Tagen mit mehr als 30 Grad zu mehr Verkehrsunfällen mit Personenschäden", schildert KFV-Direktor Christian Schimanofsky.
Hitze, Ferienverkehr und Ablenkung als Risikofaktoren
Ursachen für den Anstieg der Unfälle im Sommer sind vor allem hohe Temperaturen, dichter Ausflugs- und Reiseverkehr und die erhöhte Stressbelastung durch Staus und ungewohnte Strecken. Besonders gefährdet sind dabei Lenkerinnen und Lenker einspuriger Fahrzeuge wie Fahrräder, E-Scooter, Mopeds und Motorräder. In den Sommermonaten sind laut KFV etwa 41 Prozent der Verunglückten im Salzburger Straßenverkehr Radfahrende oder E-Scooter-Lenker:innen, 20 Prozent entfallen auf Moped- und Motorradfahrende – deutlich mehr als im Jahresdurchschnitt.
Eine aktuelle Unfallstatistik zeigt: Rund 40 Prozent aller Unfälle von Rad-, Scooter- und Motorradfahrenden sind Alleinunfälle, wobei Ablenkung mit fast zwei Dritteln die häufigste Ursache darstellt. Bei Mopeds und Motorrädern ist zudem nicht angepasste Geschwindigkeit ein großes Risiko, bei Rad- und E-Scooter-Fahrenden auch Alkoholeinfluss.
Neue Kampagne "Lass dich nicht ablenken!" will aufrütteln
Um die Unfallzahlen nachhaltig zu senken, startet das Land Salzburg die breit angelegte Verkehrssicherheitskampagne "Lass dich nicht ablenken!" Im Mittelpunkt steht das Thema Ablenkung – etwa durch das Handy am Steuer, Essen, laute Musik oder die Bedienung von Geräten. Die Aktion richtet sich an alle Altersgruppen und Verkehrsteilnehmer:innen, von Autofahrenden bis Fußgänger:innen.
Ziel ist, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass schon wenige Sekunden Unachtsamkeit gravierende Folgen haben können: Wer bei Tempo 50 nur 5 Sekunden abgelenkt ist, legt rund 70 Meter im "Blindflug" zurück – ein lebensgefährliches Risiko für sich und andere. Laut KFV sind mehr als 40 Prozent der Unfälle in Salzburg auf Ablenkung zurückzuführen, das sind jedes Jahr über 1.000 Vorfälle. 83 Prozent der tödlichen Unfälle passieren aufgrund von Fehlverhalten, ein Drittel davon wegen Ablenkung oder Unachtsamkeit. "Wenn man bedenkt, dass hinter jedem dieser Unfälle Schicksale von Menschen stecken, dann ist das einfach zu viel", so LH-Stv. und Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) am Dienstag in einer Aussendung.
Einige Beispiele, wie lange man als Autofahrer:in im "Blindflug" unterwegs ist, wenn man zum Beispiel fünf Sekunden lang eine Nachricht liest und abgelenkt ist:
- 30 km/h: ca. 42 Meter
- 50 km/h: ca. 70 Meter
- 70 km/h: ca. 97 Meter
- 100 km/h: ca. 140 Meter
"Es ist sicher ein Trugschluss, wenn man sich vormacht, dass man das im Griff hat. Ein Blindflug von 70 Metern im Ortsgebiet bedeutet eine massive Gefährdung zum Beispiel von Fußgängern oder auch Radfahrern", so Schnöll.
Schminken und Essen während Autofahrt
Neben klassischen Handyverstößen sieht die Polizei auch alltägliche Ablenkungen wie Essen am Steuer oder das Schminken als große Gefahr. Strafen allein würden nicht ausreichen, betont Landespolizeidirektor Bernhard Rausch. Mit Prävention und Bewusstseinsbildung soll dagegen gesteuert werden, denn jeder Unfall sei einer zu viel. „Gewisse Straßenverkehrsteilnehmer sehen es noch immer als Kavaliersdelikt, wenn sie sich am Steuer ablenken lassen“, führt Rausch aus. "Wir erleben hier die skurrilsten Sachen wie Schminken oder Männer, die sich während der Fahrt rasieren. Aber auch die Beaufsichtigung von Tieren und Kindern oder Essen im Fahrzeug kommen hier häufig vor."
Land Salzburg lässt "Handy-Blitzer" prüfen
Nach Vorbild der Niederlande und des deutschen Bundeslandes Rheinland-Pfalz will das Land Salzburg zudem den Einsatz von "Handy-Blitzern" prüfen. Diese erkennen KI-unterstützt, ob ein:e Lenker:in bei der Fahrt ein Smartphone benutzt und lösen daraufhin aus. Es wird also bei diesen Blitzern nicht die Geschwindigkeit, sondern die Handynutzung "geblitzt". "Es ist uns bewusst, dass es sich hier um einen sehr sensiblen Bereich handelt, aber andere Länder machen vor, dass es geht", sagt Schnöll. "Wir wollen nun prüfen, wie ob der Einsatz dieser Kontrollgeräte auch bei uns sinnvoll ist und welche rechtlichen Anpassungen dafür erforderlich sind."
So fahrt ihr sicher durch den Sommer
- Fahrt vorausschauend und passt eure Geschwindigkeit und Fahrstil den Bedingungen an.
- Legt bei längeren Fahrten regelmäßig Pausen ein.
- Verzichtet auf das Handy oder andere ablenkende Tätigkeiten während der Fahrt.
- Besonders als Rad- oder E-Scooter-Fahrende: Kein Alkohol und keine Musik mit Kopfhörern während der Fahrt
- Kinder im Fahrzeug gut sichern und Unruhe vermeiden
- Bleibt rücksichtsvoll und aufmerksam, besonders bei viel Verkehr und hohen Temperaturen.
(Quelle: salzburg24)