Streunerkatzen seien in Österreich keine Seltenheit und würden fast täglich ums Überleben kämpfen. Darauf macht Gut Aiderbichl mit Sitz in Henndorf (Flachgau) am Montag in einer Aussendung aufmerksam. „Nur mit einer gezielten Kastration kann diesem Tierleid wirkungsvoll entgegengetreten und eine weitere Vermehrung der Streunerkatzen vermieden werden“, heißt es. Nun startet ein Pilotprojekt in allen Salzburger Bezirken – außer der Landeshauptstadt und dem Lungau – zur kostenlosen Kastration und Versorgung der Streuner. Die Tierschutzgemeinschaft arbeitet dabei mit lokalen Tierärzten und Tierärztinnen zusammen.
Katzen ab vier Monaten geschlechtsreif
Katzen sind schon im Alter mit vier bis fünf Monaten geschlechtsreif. Jede unkastrierte weibliche Katze kann bis zu zwölf Kätzchen pro Jahr bekommen. So könne die Zahl der herrenlosen Katzen innerhalb weniger wenigen Jahren in die Tausenden gehen, warnt Gut Aiderbichl.
Kastration bei Tieren mit Zugang zum Freien Pflicht
Seit dem In-Kraft-Treten des bundeseinheitlichen Tierschutzgesetzes im Jahr 2005 sind die Halterinnen und Halter eigentlich verpflichtet, ihre Katzen von einem Tierarzt oder einer Tierärztin kastrieren zu lassen – sofern die Samtpfötchen regelmäßig Zugang ins Freie haben. Tiere, die zur Zucht eingesetzt werden, sind davon ausgenommen.
Doch in der Realität hält sich wohl nicht jede bzw. jeder daran, wie Tanja Grundner-Höll von der Tierhilfe Felicita in Wagrain (Pongau), die als Kooperationspartnerin tätig ist, gegenüber SALZBURG24 bestätigt. „In Ländern wie Griechenland sind die Streuner auf offener Straße unterwegs. Bei uns ist das nicht so offensichtlich, aber es gibt sie.“ Konkrete Zahlen würden aktuell nicht vorliegen. Durch das Projekt soll sich das aber bald ändern, denn die Katzen werden bei Gut Aiderbichl gemeldet, erklärt die Tierfreundin.
Wer eine Streunerkatze findet, meldet sich telefonisch oder per Mail entweder bei Gut Aiderbichl selbst oder bei der Tierhilfe Felicita. „Wir schauen dann, ob diejenigen die Katzen selber einfangen können oder ob wir helfen müssen. Dann werden sie zu einem Tierarzt zugewiesen“, erklärt Grundner-Höll. Etwa alle zwei Wochen gebe es einen solchen Fall. „Man muss immer genau schauen, ob das Tier jemandem gehört oder ob wir es aufnehmen und weitervermitteln. Es sind aber leider die wenigsten Katzen gechippt und registriert. Viele Besitzer haben wir schon über Facebook gefunden.“
Streunerkatzen oft gesundheitlich angeschlagen
Die meisten Streunerkatzen seien in einem gesundheitlich schlechten Zustand. „Sie sind zu dünn, zerzaust, viele von ihnen haben auch Würmer oder schlechte Zähne.“ Mit dem kostenlosen Kastrationsprojekt soll das Tierleid künftig ein Ende haben. „Das ist das beste, was uns passieren hätte können. Wir als kleiner Verein können zwar die Tiere einfangen und transportieren, aber finanzieren könnten wir sowas nicht“, sagt die Expertin. Die Kastration eines Weibchens kostet laut Grundner-Höll bis zu 140 Euro, bei einem Kater seien es um die 100 Euro.
Tiere sollen wieder in Revier zurückkommen
Zusätzlich werden die Tiere im Zuge der Aktion mit Spot-Ons gegen Flöhe und Würmer versorgt. Spot-Ons sind flüssige Tierarzneimittel, die bei Katzen meist im Nacken aufgetragen werden. Ziel ist es, die Tiere anschließend wieder in ihr angestammtes Revier zu entlassen. Das Projekt soll in Zukunft deutlich ausgeweitet werden. Tierfreund:innen und Landwirtinnen und Landwirte sollten unbedingt Streunerkatzen melden, appelliert die Tierschutzgemeinschaft abschließend.
Eine ähnliche Aktion für halbwilde und wilde Katzen gibt es auch vom Land Salzburg, Tierschutzorganisationen und der Tierärztekammer sowie dem Tierschutzombudsmann. Dabei sollen wilde Katzen eingefangen und kastriert werden und so bald als möglich an ihren gewohnten Platz zurückgebracht werden. So soll verhindert werden, dass der Revierplatz durch den Zugang einer „neuen” unkastrierten Katze besetzt wird. Dieses Projekt wird zu einem Drittel aus Selbstbehalten der betroffenen Personen und zu einem Drittel vom Land Salzburg finanziert. Die Tierärztinnen und Tierärzte verzichten auf ein Drittel ihres üblichen Honorares.
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(Quelle: salzburg24)