Fast eine Million Nächtigungen verzeichnet der Tourismusort Obertauern pro Wintersaison und die magische Schwelle sollte schon bald überschritten werden. Die Zahl der Einwohner ist hingegen weniger spektakulär: 211 Einwohner mit Hauptwohnsitz leben in Obertauern, aufgeteilt auf zwei Gemeinden, denn Tweng und Untertauern teilen sich den Tourismusort gerecht auf. Die Grenze verläuft fast auf der Passhöhe in rund 1.750 Meter Seehöhe, entlang der Wasserscheide, genau durch das Gebäude des Tourismusverbandes. So ist es für die beiden Bürgermeister Johann Habersatter (Untertauern) und Franz Pöllitzer (Tweng) kein Thema: Alle Gemeindeabgaben auf der Lungauer Seite erhält Tweng, und umgekehrt bekommt Untertauern die Abgaben auf der Pongauer Seite.
Österreichs kleinste Volksschule
Etwas anders ist die Situation bei den Schulen. Eltern können im Prinzip entscheiden, ob sie ihre Schützlinge in die Volksschule nach Tweng - sie ist mit derzeit drei Schülern Österreichs kleinste Volksschule - oder nach Untertauern schicken. Doch die freie Entscheidung der Eltern ist nur soweit frei, solange gewährleistet wird, dass jede Schule ausreichend Schüler hat, damit keine Schließung droht, bestätigen die Bürgermeister. Und dann gibt es da noch die OFAG, die Obertauern Fremdenverkehrsanlagen Gesellschaft. Sie ist quasi der Gemeindebauhof von Obertauern und kümmert sich um so wichtige Dinge wie Schneeräumung, Winterdienst oder Müllentsorgung. Beide Gemeinden sind gleichwertig für das Funktionieren der OFAG verantwortlich.
Wem gehören Obertauerns Lifte?
Wem aber gehören die Kabinenbahn, die 19 Sessel- und sechs Schlepplifte sowie die Schipisten, die sich auf rund 100 Kilometer erstrecken? Auch dafür gibt es eine Lösung: Tausende Wintersportler nutzen die Anlagen von insgesamt elf privaten Liftunternehmern, wenn sie die Hänge von Obertauern hinunterwedeln. Die Erhaltung, Pflege und Präparierung der Pisten fällt also weder in den Aufgabenbereich der OFAG noch in den der beiden Gemeinden.
Ein Wintersportort mit viel Geschichte
Wintersport, ein Thema mit viel Tradition in Obertauern. Bereits in der 1920er Jahren kamen die ersten Schiläufer zu Fuß auf den Pass. Das Gepäck wurde mit Pferdeschlitten befördert. Der Ausbau der Straße und eine erste "Aufstiegshilfe (heute Lift) folgten erst Jahre später. Schifahren konnte damals mit großem körperlichem Einsatz noch billiger gestaltet werden als heute. Pistenraupen waren noch nicht erfunden und so gab es bis in die 1960er Jahre für eine Stunde Pistentreten drei Freifahrten. Danach ging es mit dem zweigeteilten Tourismusort Obertauern steil bergauf: Hotels wurden aus dem Boden gestampft, und recht uns links der Ortes wurden Schlepplifte und Seilbahnen gebaut. Heute ist Obertauern ein weltweit bekannter Tourismusort zwischen 1.639 und 2.526 Meter Seehöhe mit mehr als 60 Hotels sowie zahlreichen Pensionen und Appartementhäusern und mit rund 10.000 Betten.
Salzburger Grenzfälle zum Nachlesen
Dieser “Grenzfall” ist ein weiterer aus der erfolgreichen Serie “Salzburger Grenzfälle”, die jeden ersten Mittwoch des Monats auf SALZBURG.AT, der Plattform für die Europaregion, im Internet unter www.salzburg.at , veröffentlicht werden. Zum Nachlesen gibt es die Salzburger Grenzfälle auch in Buchform. Die Lektüre kann gratis im Webshop des Landes bestellt werden. Die Grenzfälle versammeln Kuriositäten rund um die Salzburger Grenzen, gleichzeitig ist das Buch eine aufschlussreiche Lektüre zu Geschichte, Landeskunde und Politik Salzburgs.
(Quelle: salzburg24)