Lungau

Zur Entschleunigung am "Auszeithof" arbeiten

Am Gratzgut sollen Natur und Bauernhof den Menschen wieder zu sich selbst führen.
Veröffentlicht: 13. November 2018 15:02 Uhr
Entspannung beim Stall ausmisten? Was für viele doch eher nach Arbeit klingt, soll am Auszeithof Gratzgut im Lungau zur Stressreduktion und mehr Achtsamkeit beitragen.
Jacqueline Winkler

Elisabeth und Manfred König aus Tamsweg haben ihren Bauernhof vom Neben- zum Haupterwerb gemacht. Doch nicht die übliche landwirtschaftliche Arbeit steht im Vordergrund, sondern ein Zusatzangebot. Grund dafür war einerseits die Leidenschaft für den Hof, andererseits eine persönliche Krise.

König: "Bin in ein Burn-Out geschlittert"

„Ich war vorher 40 Stunden in einer Schlosserei tätig, das ist mir irgendwann zu viel geworden und ich bin in ein Burn-Out geschlittert“, erzählt Manfred König im Gespräch mit SALZBURG24. Die Schulmedizin konnte nicht mehr weiterhelfen.Depressionen und körperliche Beschwerden wurden für ihn zum Alltag. Deshalb begann er, Alternativen zu suchen. Schritt für Schritt halfen ihm Shiatsu und eine psychologische Betreuung zurück ins Leben.

Doch auch die landwirtschaftliche Arbeit spielte eine große Rolle. „Der Bauernhof selbst hat mir viele Rückzugsmöglichkeiten aufgezeigt und mit der Arbeit, die man am Hof hat, denkt man wieder anders, freier“, schildert der 39-jährige Lungauer.

gratzgut_1.JPG Gratzgut Tamsweg
Elisabeth und Manfred König wollen am Gratzgut den Gästen beim Entschleunigen helfen.

Lungauer Gratzgut ist "Auszeithof"

Gemeinsam beschlossen die Königs, das auch an andere weiterzugeben. Mittlerweile ist das Gratzgut ein offizieller „Auszeithof“. Diese Zertifizierung wird vom Verein „Green Care“ vergeben. Ausgezeichnete Betriebe sollen Aktivitäten zwischen Menschen, Tieren und der Natur fördern.

Dazu haben die Königs einen Kurs am Ländlichen Fortbildungsinstitut (LFI) absolviert. Außerdem wird der Bauernhof überprüft: Tiergesundheit und Sicherheitsstandards müssen passen. Zusätzlich dazu müssen ein Leitbild und Hofregeln erarbeitet werden. Elisabeth König hat sich auf tiergestützte Intervention spezialisiert, Manfred König bietet Shiatsu-Kurse und Lebens- und Sozialberatung an. Seminare zur Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), Entschleunigung und Kräuterworkshops stehen ebenfalls am Plan.

gratzgut_3.JPG Gratzgut Tamsweg
Die tiergestützte Intervention begleitet Kinder bei ihren Problemen: "Früher ist man zur Delfintherapie nach Florida geflogen, aber es geht im Lungau auch", erklärt Elisabeth König.

Achtsamkeit und Entschleunigung am Hof

Im Vordergrund stehen dabei Achtsamkeit und Auszeit. Gäste können sich diese in kleinen Dosen in Einzelbehandlungen oder auch im größeren Rahmen über eine ganze Woche verteilt abholen. Darüber hinaus wird am 500 Jahre alten Hof auch gemeinsam mit den eigenen Produkten gekocht, im Rahmen von „Schule am Bauernhof“ kommen Schulklassen zu Besuch. Wer möchte, kann auch bei der täglichen Hofarbeit mithelfen.

gratzgut_4.JPG Gratzgut Tamsweg
Familie König führt das 500 Jahre alte Gratzgut in der vierten Generation.

"Man muss mit der Natur leben"

Den Bauernhof assoziieren viele wohl eher mit harter Arbeit als Entspannung. Das sehen die Königs anders. „Man kommt aus dem Alltag raus und arbeitet mit Tieren. Die werten nicht und gehen auf die Menschen zu. Die Ruhe anstatt der Hektik, sich zurückziehen und die Natur spüren: Das macht den Hof aus“, ist sich Elisabeth König sicher. Manfred ergänzt: „Gerade in der Landwirtschaft muss man mit der Natur leben. Da kann man nicht einfach das Licht aufdrehen und weiterarbeiten wie im Büro. Und das wird dem Menschen vor Augen geführt, dass nicht er der Herrscher ist, sondern die Natur uns beherrscht.“ Wer mit der Natur lebt, der wird auch nicht krank, ist sich Manfred König sicher.

Für die beiden ist der landwirtschaftliche Betrieb ein Ausgleich zu ihrer Arbeit mit den Menschen: „Das ist für mich mein Hobby. Die Arbeit mit Menschen ist körperlich nicht anstrengend, aber dafür geistig und emotional, aber die Arbeit mit den Tieren und der Natur ist körperlich anstrengend. Und wir schauen schon, dass nicht immer Leute da sind, sondern wir auch selbst einmal im Garten sitzen können“, verdeutlichen die beiden abschließend.

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

07.10.2018
Sonntags-Talk

"Haben nichts von sprechenden Schweinderln"

Von Jacqueline Winkler
Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken