Notärztliche Versorgung aus der Ferne – das ist im Bundesland Salzburg seit Anfang des Jahres möglich. Beim Roten Kreuz zieht man nun positive Bilanz: Das Telenotarzt-System sei eine „große Unterstützung“ für die Sanitäter:innen, betont Sprecherin Roberta Thanner gegenüber SALZBURG24. In rund 100 Fällen kam es bisher zum Einsatz.
Telenotarzt-System soll „Zeit überbrücken“
Das Telenotarzt-System soll kein Ersatz für klassische Notärzt:innen sein, stellt Thanner klar. Es sei ein Zusatz: „Es geht darum, die Zeit zu überbrücken, bis der Salzburger Notarzt am Einsatzort ist.“ Am bestehenden Ablauf der Alarmierung ändere sich durch den Einsatz nichts, heißt es außerdem in einer Aussendung. Der Einsatz erfolge im Einvernehmen mit den Patient:innen oder deren Angehörigen.
Die Telenotärzt:innen sitzen nicht in Salzburg, sondern in Niederösterreich. Dort hat man das System 2020 bereits eingeführt, nun unterstützt man Salzburg bei der Umsetzung. Die Telenotärzt:innen können rund um die Uhr in Situationen angerufen werden, in denen physische Notärzt:innen nicht sofort verfügbar sind oder es sich um nicht-kritische Notfallpatient:innen handelt. Sobald ein:e Notärzt:in aus Salzburg eingetroffen ist, erfolgt die Übergabe.
Austausch mit Mediziner:innen „enorm hilfreich“
Dabei darf nicht jede:r im Rettungsdienst die Mediziner:innen anfunken: Nur die aktuell 160 Notfallsanitäter:innen mit den Zusatzqualifikationen „Arzneimittellehre“ und „Venenzugang und Infusion“ können die ärztliche Hilfe per Videoverbindung anfordern. Für sie hat die Unterstützung zwei riesige Vorteile, wie Thanner erklärt: Zum einen werden sie bei der Beurteilung der Lage – etwa beim Feststellen eines Herzinfarkts – unterstützt, zum anderen können manche Medikamente nur nach ärztlicher Freigabe und durch das Telefonarzt-System somit schneller verabreicht werden.
Es sei „enorm hilfreich, eine erfahrene Telenotärztin oder einen Telenotarzt mit an Bord zu haben“, so Notfallsanitäter Manfred Goritschnig. Es gebe Situationen, in denen ein kurzer fachlicher Austausch den Unterschied mache.
Daten werden von Salzburg nach NÖ übermittelt
Die für die Ferndiagnose notwendigen Daten werden durch ein System namens „Corpuls Mission“ übermittelt. Es speichert keine sensiblen Daten, aber sendet beispielsweise Vitalparameter und EKGs an die Telenotärzt:innen. Mittlerweile sind alle Rettungswagen des Roten Kreuzes im Bundesland Salzburg mit den entsprechenden Monitoren ausgerüstet. Zusätzlich stehen den Notfallsanitäter:innen Audio- und Videotelefonie, Textnachrichten, Foto- und Videoübertragung sowie eine Live-Ansicht der Vitalwerte zur Abstimmung mit den Ärzt:innen zur Verfügung.
(Quelle: salzburg24)