Nach seinem Ausgang kam Kater Junior am Wochenende taumelnd nach Hause. Besorgt alarmierte sein Besitzer die Tierrettung. Diese brachte die Fellnase umgehend ins VetZentrum nach Anif (Flachgau). Der Verdacht: Die Fellnase hat Schneckenkorn gefressen und sich damit vergiftet.
„Im Frühjahr sind natürlich vermehrt Schnecken unterwegs. Mit dem berühmten Blaukorn versuchen viele, die unerwünschten Kriechtiere zu vergiften – und leider erwischt es dabei auch die ein oder anderen Haustiere“, sagt Oswin Mair, Präsident der Österreichischen Tierrettung, im SALZBURG24-Interview am Donnerstag. Über die Jahre gesehen gehe die Zahl der Vergiftungsfälle speziell durch Schneckenkorn allerdings „leicht zurück“.
Insgesamt 31 Mal musste die Tierrettung im Vorjahr landesweit ausrücken, um Haustiere vor dem Vergiftungstod zu retten. Der Klassiker sei weiterhin das Rattengift, Fälle mit Wirkstoff Alpha-Chloralose würden sich aktuell besonders häufen. Aber warum ist das so gefährlich? „Anders als beim Schneckenkorn können diese Giftstoffe auch über die Haut aufgenommen bzw. transportiert werden. Wenn eine Katze also durch ein vergiftetes Gebiet geht und sich später die Pfoten putzt, vergiftet sie sich mit Alpha-Chloralose“, weiß der Tierretter. Außerdem ist das Gift gegen Nager frei käuflich – und sei dementsprechend häufig im Einsatz.
Wie erkennt man eine Vergiftung bei Haustieren?
„Zu Beginn kommt es zu einer Rötung an der Brust- und Bauchhaut. Das kann man natürlich nicht gleich erkennen, wenn die Katze vom Freigang zurückkommt“, schildert Mair. In der nächsten Phase beginnt das Tier zu taumeln und kann nicht mehr fressen, weil es beim Schlucken Probleme hat. Bei Vergiftungen sei es kontraproduktiv, das Tier zum Erbrechen zu bringen. Dadurch können die Atemwege blockiert werden.
Rund fünf Stunden Inkubationszeit bei Alpha-Chloralose
Aber wie hilft man nun seinem pelzigen Liebling in Not? „Sofort zum Tierarzt“, rät der Präsident der Tierrettung. Denn bei Vergiftungen muss intravenös ein Gegenmittel verabreicht werden – und das so schnell wie möglich. Gifte haben verschiedene Inhaltsstoffe und demnach auch unterschiedliche Inkubationszeiten. Bei hochgiftigen Rattengiften dauert diese ca. drei bis vier Stunden. Dann werde es wirklich Zeit, dass das Tier versorgt wird. Etwa fünf bis sechs Stunden beträgt die Inkubationszeit bei Schneckenkorn und Alpha-Chloralose. Dennoch gilt: Je früher die Vergiftung erkannt und behandelt wird, desto besser. Unbehandelt führt jede Intoxikation zum Tod.
Ist kein Tierarzt bzw. keine Tierärztin erreichbar – denn solche Vorfälle passieren oft auch am Wochenende oder in der Nacht – soll man sich an den 24-Stunden-Notdienst der Österreichischen Tierrettung wenden. Diese holt das Tier ab und bringt es umgehend zu einer geöffneten Praxis. „Notfalls habe ich auch einige Privatnummern von Ärzten, die einspringen können“, verrät Mair.
Für Kater Junior ist die ganze Sache noch einmal glimpflich ausgegangen. Er musste zwar eine Nacht stationär im VetZentrum bleiben, mittlerweile ist er aber wieder zu Hause bei seinem Besitzer.
(Quelle: salzburg24)