Wenn der Sommer in den letzten Zügen liegt, verlagert sich das mitteleuropäische Jazzgeschehen in die Pinzgauer Bergwelt: Zum 45. Mal lädt das Jazzfestival Saalfelden zum Konzertgenuss in- wie outdoor.
Während auf der Hauptbühne im Congress vielfältige Sounds neu gedacht werden und gerne auch große Ensembles aufspielen, bietet das weitere Programm etliche Besonderheiten – sowohl inhaltlich als auch die Lokalität betreffend. Insgesamt haben sich mehr als 180 Künstler angesagt.
Hochkarätiges Line-up bei Jazzfestival Saalfelden
Die Eröffnung der Mainstage obliegt heuer dem Wiener Jazzmusiker Leonhard Skorupa, der mit einem eigens zusammengestellten Quintett zum "Sonic Feast" lädt. Gern gesehen in Saalfelden ist auch Mette Rasmussen, die mit Craig Taborn und Ches Smith das sehr offen agierende Trio Weird of Mouth bildet - der Name ist dabei Programm. Ein weiteres Highlight dürfte Teis Semey werden, der sein Album "EN MASSE!" vorstellt und viel Luft zum Atmen sowie Raum zum Träumen lässt.
Ordentlich abgehen könnte es schließlich, wenn Gitarristin Ava Mendoza und Konsorten von "Ancient To The Future" reisen, einige schräge Abzweigungen inklusive.
Etliche Gratis-Konzerte in Saalfelden
Ziemlich anspruchsvolle Kost gibt es auch bei der Reihe Short Cuts zu hören, wo etwa Camila Nebbia, Leo Genovese und Alfred Vogel ihre "Eyes To The Sun" richten. Wer sich da nach etwas Kontemplation sehnt, ist bei den vielen Gratiskonzerten im Rahmen der CityTracks gut aufgehoben, wobei diese heuer ziemlich avantgardistisch angehaucht sind. Aber für eine gute Portion Funk, Reggae oder Soul war immer noch Platz in Saalfelden, wenn etwa eine "James Brown Tribute Show" der Soulvision Allstars ansteht oder die italienische Gruppe Shanti Powa die Sonne bezirzt.
Nachdenklicher gelingt da die Reihe "Orte des Gedenkens": Sie ist Teil des Projekts "Der kürzeste Weg" von Rosa Andraschek und Simon Nagy, die damit den Widerstand des Eisenbahners und einstigen Saalfelden-Bürgermeisters Karl Reinthaler gegen das NS-Regime thematisieren. Neben fünf Hörinstallationen im öffentlichen Raum, die seine Geschichte erzählen, bietet eine sechste Installation ein Musikstück von Lukas Kranzelbinder und Sun-Mi Hong, gedacht als "Klangdenkmal" für zehn weitere Widerstandskämpfer. Dieses wird zudem an drei Tagen als Konzert in der Buchbinderei Fuchs erklingen, wo neben Kranzelbinder und Hong etwa auch Ruth Goller und Max Andrzejewski zu Bass und Schlagzeug greifen werden.
Jazzwanderungen, Ruderboot-Konzerte und Co
Komplettiert wird das Angebot mit den bewährten Jazzwanderungen, einem Konzert im Ruderboot oder dem musikalischen Naturerlebnis im Kollingwald, wo heuer Laura Jurd an der Trompete und Nicolas Leirtrø an der Baritongitarre inmitten von Fauna und Flora aufspielen werden. An die jüngsten Besucher richtet sich hingegen das Gedankenreiseorchester, das in seinem Koffer ein Lama, ein Rennauto und sogar unsichtbare Wesen entdeckt - und das natürlich alles andere als still.
(Quelle: apa)