Ob TikTok, Instagram, Chats oder Gaming – das Internet nimmt auch für die Jüngsten unserer Gesellschaft eine immer größere Rolle ein. Schon im Volksschulalter – und teilweise schon früher – kommen die Kinder mit Handy oder Tablet in Kontakt – „auch durch die Eltern, die ihre Verhaltensweisen unbewusst an die Kinder weitergeben oder mit ihren Kindern Aufnahmen für die sozialen Medien machen“, erzählt Nicole Bodmayer am Dienstag im Interview mit SALZBURG24. Bei ihren Workshops in der Volksschule Saalfelden sei sie überrascht gewesen, dass schon so viele Kinder so weit sind und sich mit den Geräten und Apps auskennen. „Bestimmt fast die Hälfte hat schon ein eigenes Handy oder ein Tablet.“ Die Risiken und Gefahren seien aber den wenigsten klar.
Bodmayer: "Komme quasi von der anderen Seite"
Bodmayer betreut das Socia-Media-Marketing einer Pinzgauer Firma und kennt sich schon von Berufs wegen mit Funktionsweisen, Algorithmen und kreierten Bubbles durch Instagram und Co aus. „Da ich weiß, wie das alles funktioniert, ist es mir eine Herzensangelegenheit, unsere Kinder im Umgang mit Online-Medien zu schulen“, so die 26-Jährige. Daher habe sie aus Eigeninitiative ein Konzept für zwei Workshops entwickelt und es an die Gemeinde geschickt. Die Volksschule habe sich daraufhin bei ihr gemeldet und so sei es zu den ersten beiden Workshops in der Schule gekommen.
Medienkompetenz mit Monstern
Den Kindern der ersten und zweiten Schulstufe hat die Workshopleiterin mit einer kleinen Geschichte die Themen Bildbearbeitung im Internet und Cyber-Mobbing nähergebracht. Die Schüler:innen der dritten und vierten Klasse hatten fünf Monster zu besiegen. Jedes steht für eine Online-Problematik: Daten-Monster (Datensicherheit: Was darf ich im Netz verraten?), Fake-Monster (Bild und Videobearbeitung: Was ist echt?), Filter-Monster (Bubbles), Cyber-Bullying-Monster (Stalking, Mobbing) und Sucht-Monster (wie merke ich, dass ich Handy-süchtig bin?).
Saalfeldener Schuldirektorin unterstützt Projekt
Auch der Direktorin der Volksschule Saalfelden II, Claudia Ablinger, ist die Vermittlung von Medienkompetenz schon an die Kleinsten ein Anliegen: „Die Nutzung von digitalen Medien ist aus dem Alltag unserer Volksschüler:innen nicht mehr wegzudenken. Es ist unsere Pflicht, die uns anvertrauten Kinder zum Wohle aller in einem sicheren Umgang mit diesen zu schulen und vor Angriffen zu schützen“, sagt sie.
Auch Erwachsene kennen sich oft nicht aus
Ob nicht die Eltern für die Medienkompetenz ihrer Kinder Sorge tragen müssten? „Ja und nein“, sagt Bodmayer. „Denn oft ist es so, dass sich auch die Eltern nur unzureichend damit auskennen“, sagt die Social-Media-Expertin. Und ähnlich sei das auch bei den Lehrer:innen. Man könne und dürfe den Erwachsenen keine Vorwürfe machen. „Denn wie sollen sie etwas vermitteln, wenn sie es selbst nie wirklich gelernt haben?“ Sie selbst sei das erste Mal im Laufe ihres Studiums mit dem Thema Medienkompetenz in Berührung gekommen.
Technische Hilfsmittel helfen nur bedingt
Zwar gebe es zur Risikominimierung schon eine Reihe technischer Hilfsmittel, die den meisten Eltern auch bekannt seien, aber die Wirkungen seien begrenzt, ist sich Bodmayer sicher. „Deshalb ist es wichtig, Kinder generell bei ihren Interneterfahrungen zu begleiten und sie auch gezielt zu einem kompetenten Umgang mit Risiken anzuleiten.“
Nicole Bodmayer will jedenfalls mit ihren Workshops weiter machen und Bewusstsein schaffen – bei Kindern, Eltern und Lehrer:innen. Und das scheint aktuell im Pinzgau auch gut angenommen zu werden, denn: „Weitere Anfragen gibt es schon.“
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