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Social-Media-Expertin Nicole Bodmayer im Sonntagstalk: "Kinder unter neun Jahren sollten nicht alleine ins Internet"

Nicole Bodmayer (li.) im Gespräch mit SALZBURG24-Redakteurin Michaela Posch.
Veröffentlicht: 18. Mai 2025 09:51 Uhr
Schon kleinste Kinder wissen, wie man auf einem Smartphone „wischt“. Digitale Geräte und Online-Medien gehören bei einem Großteil bereits in der Kindheit zum Alltag. Welche Risiken und Gefahren dabei aber lauern, darauf macht die Pinzgauerin Nicole Bodmayer in Workshops an Salzburger Schulen aufmerksam. Im Sonntagstalk spricht die Social-Media-Expertin über einen gesunden Umgang mit Medien und wie Eltern ihre Kinder dabei begleiten können.

Österreichs Kinder bekommen im Schnitt mit neun Jahren ihr erstes eigenes Handy. Der erste Berührungspunkt zu digitalen Geräten ist aber weitaus früher. Laut einer deutschen Umfrage aus dem Vorjahr hat bereits jedes fünfte Kleinkind ein eigenes Tablet zur Verfügung. Knapp die Hälfte der Zwei- bis Fünfjährigen nutzt demzufolge täglich digitale Angebote – Streamingdienste und Spiele-Apps inbegriffen. 

Die Saalfeldenerin Nicole Bodmayer hat es sich zur Herzensaufgabe gemacht, Kinder und insbesondere auch deren Eltern auf die Gefahren und Risiken im Netz aufmerksam zu machen und sie im Umgang mit den Herausforderungen des Internets – von ihr Medienmonster genannt – zu schulen. Die Mitarbeiterin einer IT-Firma im Pinzgau kennt sich schon von Berufs wegen mit Funktionsweisen, Algorithmen und kreierten Bubbles durch Instagram und Co aus. Seit 2022 hält die 29-Jährige in Salzburgs Schulen „Medienmonster“-Workshops ab.

Sonntagstalk mit Nicole Bodmayer: Auszug zum Nachlesen

SALZBURG24: In den vergangenen Wochen und Monaten ist viel über das neu eingeführte Handyverbot an Schulen diskutiert worden. Wie stehst du dazu?

NICOLE BODMAYER: Auf der einen Seite gefällt es mir, dass sich auf politischer Ebene etwas tut. Aber Verbote sind nicht das Non-Plus-Ultra. Ich bin immer ein Fan davon, wenn man Kindern und Jugendlichen erklärt, warum und wieso. Es ist sehr viel effektiver, als wenn ich sage, das ist verboten, du darfst das nicht. Aber es ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Die Gesellschaft fängt an, sich damit zu beschäftigen und wir überlegen uns, wie wir mit dem ganzen Thema sinnvoll umgehen können.

Ab welchem Alter sollten Kinder an Handy und Tablet herangeführt werden? Was ist zu früh, aber gibt es auch zu spät? 

Es ist besonders relevant, dass Kinder unter drei Jahren von Bildschirmen möglichst ferngehalten werden. Wenn Kinder sehr viel vor den Geräten sitzen, wird das Gehirn nicht entsprechend stimuliert. Sie können dadurch sogar autismus-ähnliche Störungen, also einen Pseudoautismus, entwickeln. Sie haben Konzentrationsschwächen und ihnen fällt der Umgang mit anderen schwer. Unter sechs Jahren sollte man Kinder noch nicht allein fernsehen lassen. Sie können schnell umschalten und dann sind sie auf einmal nicht mehr beim „Sandmann“, sondern beim „Tatort“, was jetzt auch nicht so optimal wäre für ein sechsjähriges Kind. Unter neun Jahren sollte man Kinder nicht allein ins Internet lassen, sondern das mit ihnen gemeinsam machen. Wenn man das Kind langsam begleitet, hat man den Vorteil, dass man eine Gesprächsbasis hat. Denn wenn ich ein Kind erst mit 14 Jahren das erste Handy in die Hand drücke, dann ist das gemeinsame Erkunden meist durch die Pubertät ein bisschen schwierig. 

Als Elternteil sollte man also die Kinder bei den ersten Schritten im Netz begleiten. Schätzt du die meisten Erwachsenen als medienkompetent genug ein, um das machen zu können? 

Medienkompetenz kann man sich aneignen. Es gibt genug Angebote, bei denen man sich informieren kann, zum Beispiel saferinternet.at oder klicksafe.de. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir in einer Zeit, in der viel Fakenews kursieren und viel mit Algorithmen gearbeitet wird, auch wissen, was uns da gegenübersteht. Auch wenn man das Kind manchmal in die Expertenrolle hebt, passiert etwas Wundervolles. Also wenn man zum Beispiel sagt: Hey, du spielst da Minecraft. Möchtest du mir nicht einmal erklären, wie das funktioniert? Dann hat das Kind das Gefühl, es kann auch uns Erwachsenen einmal seine Welt zeigen und man kommt ins Gespräch. Ich glaube, das Einzige, was ein Elternteil wirklich falsch machen kann, ist, dass es kein Interesse zeigt an dem, was das Kind online tut. Weil sobald ich Interesse zeige, können die Kinder mit mir darüber reden und kommen hoffentlich auch bei Problemen zu mir.

Den Sonntagstalk auf SALZBURG24 gibt's jede Woche. Am kommenden Sonntag ist Bundesbehindertenanwältin Christine Steger zu Gast bei Anna Gruber. Die beiden sprechen über Gleichstellung und für uns unsichtbare Barrieren. Einfach reinhören!

(Quelle: salzburg24)

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