Am Donnerstag war das dreiköpfige Expeditionsteam in den abgeschlossenen Forscherteil hinabgestiegen, den ein Gitter von der beliebten Schauhöhle trennt. Schmelzwasser aus höher gelegenen Reservoirs hatte die Forscher eingeschlossen. Durch plötzlich einsetzendes, für diese Jahreszeit in den Leoganger Steinbergen ungewöhnliches, Tauwetter war die Null-Grad-Grenze auf 2.500 Meter gestiegen. Daraufhin lief geschmolzener Niederschlag aus tiefergelegenen Reservoirs und Hohlräumen ins Höhleninnere und flutete zwei Siphons, muldenartige Vertiefungen im Höhlengang, die die Forschergruppe vorher noch trockenen Fußes passiert hatte.
Kein Kontakt zu Höhlenforschern
Da kein unmittelbarer Kontakt zu den Eingeschlossenen hergestellt werden konnte, alarmierte ein Forscherkollege und Höhlenretter, der die Expedition von außen koordinieren sollte und auf den sprunghaft ansteigenden Wasserpegel aufmerksam wurde, die Rettungskräfte. Gegen 17 Uhr fand sich der Einsatzstab der Höhlenrettung, mitsamt der Einsatzleitung, dem Pinzgauer Katastrophenreferent sowie Feuerwehr, Polizei und Rotem Kreuz zu einer Krisenbesprechung nahe dem Höhleneingang ein. Zu diesem Zeitpunkt war der Wasserspiegel im Inneren der Lamprechtshöhle konstant, schien aber weiter zu steigen, was die Rettungsaktion zu behindern drohte.
Taucher konnte zu Eingeschlossenen vordringen
Schließlich konnte einer der beiden Bergungstaucher mithilfe einer hinterlassenen Notiz zu den Eingeschlossenen vordringen, die den hinteren, lediglich teilgefluteten Siphon noch rechtzeitig hatten durchschwimmen können.
Retter "beeindruckt von allen Mitwirkenden"
Nachdrücklich betonte die langjährige Leiterin der Salzburger Höhlenrettung, es handle sich bei den drei Geretteten um achtsame und erfahrene Profis und keine unvorsichtigen Adrenalinjunkies. Die Erforschung der Salzburger Höhlen als wichtige Quellen sauberen Trinkwassers und geologische Garanten des fruchtbaren Gedeihens von Flora und Fauna sei eine bedeutsame und unerlässliche Aufgabe, der sich die Expeditionsgruppe freiwillig und ehrenamtlich gestellt habe. Ein Höhlenforscher sei sich stets dessen bewusst, dass er im Ernstfall auf sich allein gestellt sei. Die drei Eingeschlossenen seien ruhig geblieben, hätten sich hochprofessionell verhalten und so zum schnellen Erfolg der Rettungsaktion beigetragen. Man sei "beeindruckt von allen Mitwirkenden".
Feichtners Fazit über die spektakuläre Rettungsaktion fiel angesichts des allenthalben gefeierten guten Endes durchweg positiv aus: Mit der effizienten Zusammenarbeit der 18 Höhlenretter, "Hand in Hand" mit den Behörden, der Feuerwehr und der Polizei, die aus jahrelang eingeübten Notfall-Routinen resultiere, könne man mehr als zufrieden sein.
Insgesamt haben die Forscher aus Polen 36 Stunden in der Lamprechtshöhle verbracht.
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(Quelle: apa)