Zum Abschuss frei

Wolf im Großarltal darf getötet werden

Veröffentlicht: 17. Juni 2020 09:46 Uhr
Jener Wolf, der im Vorjahr im Pongau 24 Schafe gerissen haben soll, darf abgeschossen werden. Das geht aus einem Bescheid der Bezirkshauptmannschaft St. Johann hervor. Bei der Naturschutzorganisation WWF zeigt man sich darüber empört.

Vor fast genau einem Jahr hat die Agrargemeinschaft Tofernalm in Großarl (Pongau) den Antrag auf Entnahme eines Wolfes gestellt (wir haben berichtet). Im Zeitraum zwischen 24. Juni und 15. Juli 2019 wurden insgesamt 24 Schafe getötet, zudem wurden vier verletzte und elf vermisste Schafe auf der Alm festgestellt. Nun hat die Bezirkshauptmannschaft St. Johann die jagdrechtliche Bewilligung zur Entnahme erteilt. Das Tier wird demnach zum Abschuss freigegeben. Die Jagd beginnt allerdings noch nicht. Der Bescheid kann innerhalb einer Frist von vier Wochen beeinsprucht werden.

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Herdenschutzmaßnahmen "nicht durchführbar"

"Es war ein sehr komplexes Verfahren und mit dieser Entscheidung betreten wir Neuland in der Europäischen Union. Der Bescheiderlassung ging ein umfangreiches Ermittlungsverfahren voraus, mit Professor Dr. Klaus Hackländer konnte ein ausgewiesener Experte für Wildbiologie gewonnen werden", erläutert Bezirkshauptmann Harald Wimmer am Mittwoch in einer Aussendung des Landes Salzburg.

Geprüft wurden in dem Verfahren auch, ob Herdenschutzmaßnahmen sowie die Vertreibung möglich wären. Diese Ansätze seien allerdings "nicht durchführbar beziehungsweise würden nur mit 'intensivem' Personaleinsatz vielleicht eine Wirkung zeigen", heißt es in der Begründung.

Die Naturschutzorganisation WWF kritisiert den heute ausgestellten Bescheid zum Abschuss eines Wolfs in Salzburg als europarechtswidrigen Anschlag auf den Naturschutz. "Die Entscheidung der Behörde widerspricht in mehreren Punkten dem strengen europaweiten Schutz der Wölfe“, heißt es in dem Statement. „Daher werden wir den Abschussbescheid beim Landesverwaltungsgericht beeinspruchen. Diese Wildwest-Politik darf in Österreich keine Zukunft haben", sagt WWF-Wolfsexperte Christian Pichler.

WWF zum Wolf-Abschuss: "Völlig falscher Weg"

Aufgrund der fast ein Jahr zurückliegenden Anlassfälle für den Abschuss-Bescheid sei es laut WWF wahrscheinlich, dass hier ein durchstreifender Wolf zur Tötung freigegeben werde, der mit hoher Wahrscheinlichkeit längst weitergezogen sei. "Das zeigt die Absurdität und Widersprüchlichkeit des Vorgehens. Anstatt der Almwirtschaft langfristig zu helfen, dominiert Herdenschutz-Verweigerung. Das ist der völlig falsche Weg", kritisiert Pichler. "Der gezielte Einsatz eines fachgerechten und angemessen geförderten Herdenschutzes muss absolute Priorität haben. Davon kann in Salzburg aber nicht die Rede sein, weil das bisher nicht ausreichend versucht wurde", sagt der WWF-Wolfsexperte.

Es brauche zudem eine ausgewogene Beratung sowie unbürokratische und ausreichend dotierte Entschädigungslösungen für die Landwirtschaft.

Was ist ein Problemwolf?

Als Problemwolf wird laut der Definition des Managementplans vom Februar 2019 ein Wolf bezeichnet, der 25 Nutztiere innerhalb eines Monats trotz zumutbarer Schutzmaßnahmen oder in nicht schützbaren Bereichen tötet oder verletzt.

(Quelle: salzburg24)

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