Bahnbrechend

SALK-Team entdeckt neue Ursache für kindliche Schlaganfälle

Vom Uniklinikum Salzburg waren beteiligt (v. l.): Radiologie-Oberarzt Johann Gradl, Neonatologie-Oberärztin Silke Häusler, Kinderärztin Katja Steinbrücker sowie Labor-Mediziner Janne Cadamuro.
Veröffentlicht: 18. Februar 2025 09:24 Uhr
Ein Team aus Salzburg und der deutschen Stadt Greifswald hat eine neue Ursache für kindliche Schlaganfälle entdeckt. Antikörper der Mutter wurden über die Plazenta auf das Baby übertragen und lösten mehrere Schlaganfälle aus.
SALZBURG24 (tp)

Das Wichtigste zuerst: Dem kleinen Mädchen geht es trotz mehrerer Schlaganfälle in seinen ersten Lebenstagen den Umständen entsprechend gut, teilten die Salzburger Landeskliniken (SALK) am Dienstag mit. Auch seine Mama ist demnach wohlauf, die ihre Tochter im vergangenen Sommer per Kaiserschnitt zur Welt gebracht hatte, nachdem sich der CTG-Befund (Kardiotokographie) verschlechtert hatte.

Als sich bei einer Ultraschall-Untersuchung des Schädels nach der Geburt Auffälligkeiten zeigten, wurde das Mädchen an die Division für Neonatologie am Uniklinikum Salzburg verlegt.

Blutproben-Analyse bringt "etwas komischen Befund"

Thrombosen beim Neugeborenen hatten mehrere Schlaganfälle verursacht, schildern die SALK in einer Aussendung. "Wir haben daraufhin unsere Spezialisten am Universitätsinstitut für Medizinisch-Chemische Labordiagnostik (UIMCL) kontaktiert und um ein erweitertes Screening zur Abklärung von Thromboseneigungen gebeten", berichtet die behandelnde Neonatologie-Oberärztin Silke Häusler.

Die Analyse der Blutprobe des Babys brachte einen "etwas komischen Befund", erzählen Häusler und UIMCL-Leiter Janne Cadamuro. Konkret wurden Hinweise auf VITT (Vakzin-induzierte immunthrombotische Thrombozytopenie) bzw. HIT (Heparin-induzierte Thrombozytopenie)-Typ-II-Antikörper gefunden. Cadamuro: "Diese können als pathologische Reaktion entweder nach einer Impfung oder einer Behandlung mit Heparin (ein Antigerinnungsmittel) auftreten – das Neugeborene hatte aber beides nicht."

Eine zweite Untersuchung bestätigte den Erstbefund, wie die SALK ausführen: "Eine Theorie war dann, dass diese Antikörper von der Mutter stammten, und diaplazentar (über die Plazenta - Anm.) übertragen worden waren. Das war höchst ungewöhnlich, weil das bislang noch nicht beschrieben war", so Häusler.

Experten aus Greifswald bestätigten SALK-Analyse

Cadamuro verwies die Neonatologin daraufhin an die Universitätsmedizin in der deutschen Stadt Greifswald. Die dortige Transfusionsmedizin ist laut SALK ein europäisches Referenzzentrum für diese Art von Antikörpern. "Wir wollten diagnostische Fehler ausschließen." Das Ergebnis: Sowohl in der Blutprobe der Mutter als auch jener des Babys wurden dieselben Anti-PF4-Antikörper (HIT Typ II) bestätigt. Tatsächlich war die Mutter sowohl geimpft, als auch aufgrund einer früheren Thrombose mit Heparin behandelt worden.

"Dass Antikörper während der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind übertragen werden können, ist gemeinhin bekannt und wird oftmals als Nestschutz bezeichnet", stellt Thomas Thiele, Institutsleiter der Greifswalder Transfusionsmedizin, klar. "Dass aber auch Anti-PF4-Antikörper von der Mutter übertragen werden und damit Thrombosen beziehungsweise Schlaganfälle bei dem Kind ausgelöst werden können – das ist neu." Zu diesen Schlaganfällen kann es bereits vor, während oder erst nach der Geburt kommen.

Die Erkenntnisse hat das österreichisch-deutsche Team nun im New England Journal of Medicine als Fallstudie publiziert – Erstautorin ist Silke Häusler: "Es wird jetzt sicher weltweit bei Geburten von Müttern mit antikörper-assoziierter Thrombose-Anamnese auf das erhöhte Schlaganfallrisiko für das Kind geachtet", fasst sie eine Auswirkung der Entdeckung zusammen.

(Quelle: salzburg24)

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