Menschenhandel-Ermittlungen

Salzburg im Mittelpunkt eines internationalen Sexrings: Mehrere Festnahmen

Die Staatsanwaltschaft Salzburg hat die Festnahme der fünf verdächtigen Kolumbianer angeordnet. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 09. September 2025 13:47 Uhr
Die Polizei in Kolumbien hat auf Anordnung der Salzburger Staatsanwaltschaft fünf mutmaßliche Menschenhändler festgenommen. Die Tatverdächtigen sollen von Salzburg aus junge Kolumbianerinnen in Österreich zur Prostitution gezwungen – und nicht vor brutaler Gewalt zurückgeschreckt haben.

Bei einer international koordinierten Großrazzia gegen ein Menschenhändlernetzwerk sind am 5. September in Kolumbien fünf verdächtige Kolumbianer festgenommen worden. Im Fokus steht demnach eine von Österreich aus agierende Gruppe, deren mutmaßlicher Kopf ein österreichisch-türkischer Staatsbürger ist. Dieser befindet sich auf der Flucht, berichtete Europol am Montag in einer Aussendung.

Erste Festnahmen im August

Zwei Österreicherinnen sowie eine Rumänin wurden bereits im August in Österreich festgenommen und befinden sich in Haft, berichtete Europol am Montag in einer Aussendung. In Spanien nahmen die Ermittler einen uruguayischen Mann und eine kolumbianische Frau fest. Das österreichische Bundeskriminalamt (BK) bestätigte den Einsatz auf APA-Anfrage. Details wollte man dazu allerdings vorerst nicht nennen, da die Ermittlungen - auch in Österreich - noch laufen.

Frauen brutal ausgebeutet

Das kriminelle Netzwerk nutzte demnach Zwang, Täuschung und die Ausnutzung von Schwachstellen, um seine Opfer auszubeuten. "In vielen Fällen griffen die Täter zu schwerer körperlicher Gewalt gegenüber den Frauen und bedrohten zudem deren Familienangehörige in der Heimat", hieß es.

Die Staatsanwaltschaft Salzburg hat die Festnahme der fünf verdächtigen Kolumbianer angeordnet, bestätigte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg, Ricarda Eder, am Dienstag gegenüber der APA einen dementsprechenden Bericht des ORF Salzburg. Mehr gebe es dazu noch nicht zu sagen, da die Ermittlungen noch laufen würden. Die Auslieferung der Verdächtigen nach Österreich werde noch geprüft.

Erster Prozess im Oktober in Salzburg

In diesem Verfahren habe es bereits drei Festnahmen gegeben, sagte Eder. Es sei in diesem Teilbereich bereits Anklage beim Landesgericht Salzburg erhoben worden. Wie die "Salzburger Nachrichten" (SN) Ende Juli im Zusammenhang mit diesem Fall berichtet hatten, befinden sich die beiden Österreicherinnen und die Rumänin in Salzburg in U-Haft.

Im Zusammenhang mit dem Fall beginnt am 13. Oktober am Landesgericht Salzburg ein mehrtägiger Prozess wegen Menschenhandels und Zuhälterei. Auf der Anklagebank vor einem Schöffensenat müssen drei Frauen und vier Männer Platz nehmen.

"Menschenhändler boten sie wie Waren an"

Die sieben Angeklagten im Alter von 29 bis 39 Jahren sollen laut SN im Rahmen der mutmaßlichen Menschenhändlerbande in unterschiedlicher Tatbeteiligung zwischen Mai 2021 und Sommer 2024 insgesamt zumindest 43 Frauen aus Kolumbien nach Österreich bzw. Salzburg gelockt haben. Das kriminelle Netzwerk soll die Opfer unter Zwang und Täuschung ausgebeutet haben.

Die Frauen wurden gezwungen, in Prostitutionsringen sexuelle Dienstleistungen anzubieten. "Die Menschenhändler boten sie wie Waren an und kontrollierten sie streng", berichtete Europol. Jeder Verdächtige hatte dabei eine bestimmte Rolle – von der Anwerbung und dem Anlocken von Opfern nach Österreich und in andere EU-Mitgliedsstaaten bis hin zum Transport, zur Unterbringung und zur Organisation der Ausbeutung.

Gewalt und Drohungen gegen Opfer und Familien

Wer sich den strengen Vorgaben der Täter widersetzte, wurde demnach schwer misshandelt. "Die Gewaltakte filmten die Kriminellen und nutzten die Videos, um andere Opfer einzuschüchtern", so Europol. Darüber hinaus übten sie Kontrolle durch Drohungen und Gewaltakte gegen Familienangehörige in Kolumbien aus.

In einem besonders grausamen Fall gipfelte dieser Druck im Mord an einem ehemaligen Mitglied der Organisation, das das Netzwerk verlassen hatte. Die Tat ereignete sich in Kolumbien.

(Quelle: apa)

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