Illegaler Drogenkonsum findet zwar oftmals im Verborgenen statt, es ist aber längst kein gesellschaftliches Randphänomen mehr. Ob Cannabis, Partydrogen oder stark abhängig machende Opioide – auch in Salzburg gibt es freilich Suchtgiftmissbrauch. Wer mit dem eigenen Konsum nicht mehr zurechtkommt und in eine Abhängigkeitsspirale geraten ist, findet unter anderem bei der Salzburger Drogenberatung Hilfe. Die Suchthilfe-Klinik ist heuer im Frühjahr von der St.-Julien-Straße zur Christian-Doppler-Klinik übersiedelt.
Anlässlich des Internationalen Tags gegen Drogenmissbrauch am 26. Juni sprechen wir mit einem Salzburger Sozialarbeiter, der seit über 20 Jahren in der Suchtberatung tätig ist. Eckhart Falkensteiner erklärt, wie sich die Drogensituation in Salzburg entwickelt hat, wie eine Beratung abläuft – und warum Aufklärung heute nicht nur in Schulen, Ausbildungsbetrieben und Co stattfinden muss, sondern auch im Internet.
Sonntagstalk mit Eckhart Falkensteiner: Auszug zum Nachlesen
SALZBURG24: Wie läuft eine Drogenberatung konkret ab?
ECKHART FALKENSTEINER: Menschen kommen im Idealfall mit einem vorher vereinbarten Termin zu uns. Also wenn wer einfach vorbeikommt und darauf hofft, dass wir Zeit haben, dann versuchen wir das zu befriedigen – aber das geht natürlich oft nicht, weil wir mit Gesprächen beschäftigt sind. Das heißt im Idealfall Terminvereinbarung und dann sitzen wir uns gegenüber. Anfangs geht es immer darum zu erklären, was wir machen und wer ich bin. Ich betone die Schweigepflicht, dass alles, was wir reden, unter uns bleibt und dass mein Job überhaupt keine Kontrollaufgabe ist. Wir setzen uns hin und reden darüber: Was machen Sie, wie ist Ihre Lebenssituation, was macht Ihnen Sorgen, was haben Sie gut im Griff, wo tauchen die Probleme auf. Und dann versuchen wir zu schauen, wo meine Rolle dabei sein könnte, was kann ich anbieten, was fällt mir an Vorschlägen ein. Es geht nie darum, dass wir die Experten sind, die von Anfang an wissen, welche die Lösung die beste ist für den Menschen ist, sondern es geht immer ganz stark darum, bei jedem einzelnen Menschen sehr genau hinzuhören und sich mit jedem Einzelnen gemeinsam auf die Suche zu machen: Das könnte hilfreich sein, was halten Sie davon? Klingt das für Sie nach einem sinnvollen Schritt?
Wann ist die Suchthilfe-Klinik geöffnet?
Wir sind ja bisher in der St.-Julien-Straße gewesen. Im März sind wir in das neue Suchttherapiezentrum am Parkplatz von der Christian-Doppler-Klinik übersiedelt, wo ganz viele Einrichtungen aus dem Bereich Suchtarbeit in einem Haus zusammengefasst sind. Die Drogenberatung selber hat jetzt keine fixen Öffnungszeiten mehr, sondern ist mehr in diesem Gesamtverbund eingebunden. Aber grundsätzlich ist zu den üblichen Büroöffnungszeiten von 8 oder 9 in der Früh bis 16 Uhr eigentlich im Haus immer jemand erreichbar. Termine können ausgemacht und erste Infos eingeholt werden. Und wenn es speziellere Fragen sind, wo es gleich jemanden aus der Drogenberatung braucht, dann versuchen die Kolleg:innen jemanden zu erreichen, der oder die gerade verfügbar ist.
Welche Kennzeichen hat Drogenmissbrauch?
Es gibt sechs Diagnose-Kriterien der Krankheit Abhängigkeit oder Sucht. Die haben weniger mit der Menge zu tun, sondern man schaut, welche Wirkung das auf den Menschen hat und was verändert es im Leben. Das erste ist, das Betroffene einen ganz starken inneren Zwang verspüren, die Substanz immer wieder zu konsumieren. Das zweite ist ein sogenannter Kontrollverlust. Das heißt, dass die Menschen im Laufe der Zeit immer mehr die Kontrolle verlieren über den Beginn und das Ende des Konsums und über Menge des Konsums. Ich habe also keine Kontrolle über die Substanz, sondern die Substanz über mich. Das dritte ist im Laufe der Zeit eine Dosissteigerung, das heißt ich brauche immer mehr von den Mitteln, um überhaupt die Wirkung zu spüren. Das vierte, was nicht für alle Substanzen gilt, aber bei manchen sehr wichtig und sehr im Vordergrund steht, sind die Entzugserscheinungen. Der Körper hat sich so daran gewohnt, dass die Substanz immer im Kreislauf in einer bestimmten Konzentration vorhanden ist und das führt zu Ausfallerscheinungen wie Schmerzen, Kreislaufzusammenbrüchen und kann zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Wenn die Substanz plötzlich wegfällt, reagiert der Körper mit Entzug darauf. Beim fünften Punkt steht das Suchtmittel im Laufe der Zeit immer mehr im Lebensmittelpunkt. Der Rest des Alltagslebens wird immer mehr um diese Sucht rundherum gebaut. Und damit verschwinden Bereiche, die früher für die Menschen wichtig waren. Wie finanziere ich es, wie beschaffe ich es, wie schaue ich, dass mich keiner erwischt, wie erhole ich mich vom Konsum? Das sind immer mehr die zentralen Lebensthemen. Und das sechste und letzte von diesen Kriterien ist, Menschen stellen selber fest, das kann so nicht weitergehen, das tut mir nicht gut, die Schäden werden immer größer, die Nachteile des Konsums überwiegen die Vorteile und sie schaffen es aber trotzdem nicht, das einfach zu verändern. Also sie machen trotzdem weiter und geraten immer tiefer rein.
Als medizinische Diagnose sagt man, erst wenn mindestens drei von diesen sechs Kriterien bei jemandem in den letzten Wochen und Monaten vorhanden waren, dann spricht man von dieser schweren psychiatrischen Erkrankungssucht oder Abhängigkeitssyndrom, die nicht wirklich heilbar ist, also eine chronisch verlaufende Krankheit ist.
Anlaufstellen in Salzburg:
Psychosozialer Dienst:
Suchthilfe-Drogenberatung
147-Rat auf Draht (Thema Sucht inkl. Kaufsucht, Internetsucht, Glücksspielsucht)
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(Quelle: salzburg24)