"Sven" ist eine vierjährige deutsche Dogge, wiegt 84 Kilo und ist über einen Meter hoch, tiefschwarz und seine Augen sind blutunterlaufen. Ein Hund, vor dem viele davonlaufen würden und nicht wissen, wie sie sich in seiner Gegenwart verhalten sollten. „Er ist ein ganz ein ruhiger und würde keinem etwas zu Leide tun – im Gegenteil, durch seine Größe fällt es ihm schwer, auf der Hundewiese Spielgefährten zu finden“, so Andrea Konrad, die Besitzerin von Sven und Inhaberin des Perro-Shops in Aigen. Auch Lhasa Apso "Yuni" hält ein bisschen Abstand zu dem Riesenhund, er fürchtet sich aber nicht, wenngleich Respekt besteht.
Eigene Körpersprache richtig beherrschen
Das „schwarze Kalb“ Sven und das „kleine Plüschi“ Yuni sind beides Hunde, denen es sichtlich gut geht. Beide waren vergangenen Donnerstag beim Workshop „Körpersprache von und für Hundemenschen“ in Salzburg-Aigen vor Ort. Im Mittelpunkt standen dabei aber viel weniger die Hunde, als die Hundehalter selbst. Workshop-Leiterin Birgit Primig trainiert in erster Linie die Menschen, dann erst die Hunde – ihre Botschaft lautet: „Wundert euch nicht, warum sich euer Hund so verhält, denn ihr sagt ihm ja, dass er sich so verhalten soll! Wer seinen eigenen Körper mit all seinen Ausdrucksmöglichkeiten beherrscht, kann die Kommunikation mit seinem Hund verbessern“, ist die diplomierte Trainerin der Erwachsenenbildung überzeugt.
„Vermittelt dem Hund Sicherheit!“
Der Hund ist ein sensibles Tier – er hat in vielen tausend Jahren gelernt, die menschliche Körpersprache zu lesen. Jede noch so kleine (Ver-)Spannung ist für Hunde deutlich sichtbar. Auch Menschen sehen einander an, wie sie sich fühlen. Der Hund hat darüber hinaus seine hoch empfindliche Nase: Stimmungsschwankungen beeinflussen die menschliche Körperchemie, für den Hund verändert sich der Geruch. Auch die Stimme des Menschen ist für den Hund verräterisch, er hört Stimmungsschwankungen viel früher als Menschen.
„Wir müssen unserem Hund vor allem Sicherheit vermitteln“, erläutert Primig. „Nur so kann das notwendige Vertrauen entstehen, um im Hund einen verlässlichen Partner zu haben.“ Ein bewusster Umgang mit Körpersprache macht das einfacher. „Nur der Mensch ist in der Lage, mit seinem Körper völlig widersprüchliche Signale zu senden. Der Mensch ist auch das einzige Lebewesen, das seine Körpersprache trainieren kann.“
Tipps und Tricks für die richtige Körpersprache
Die meisten Unfälle passieren, wenn Hunde in die Enge getrieben werden. Birgit Primig gibt einige Tipps und Tricks, die im allgemeinen Umgang mit Hunden vermieden sollen:
- Nie frontal auf einen Hund zugehen, das ist ein Drohsignal
- Zu hohe Töne (bedeutet Alarm) oder zu tiefe Töne (wirkt bedrohlich) vermitteln dem Hund Unruhe
- Nicht davonlaufen, sondern ruhig stehenbleiben
- Dem Hund nie direkt in die Augen sehen, lieber auf den Boden sehen
- Die Hände nicht in die Höhe strecken, sondern ruhig vom Körper hängen lassen oder in die Hose stecken (diesen Vorgang kann man auch gut mit Kindern trainieren!)
- Stress vermeiden, indem man etwa tief durchatmet, den Körper langsam aufrichtet oder seine Zehen bewegt (dadurch wird überschüssige Körperenergie möglichst weit nach unten geleitet)
Das Herz eines jeden Hundes erobert man am besten darin, den Hund von selbst auf sich zukommen und Kontakt aufnehmen zu lassen. „Letztendlich sind wir Menschen alle Viecher – Amöben mit Hirn sozusagen und wir verhalten uns auch dementsprechend. Bemerken Hunde bei uns Unsicherheit, dann werden auch sie nervös. Wer seinen eigenen Körper mit all seinen Ausdrucksmöglichkeiten beherrscht, kann die Kommunikation mit seinem Hund oder im allgemeinen Umgang mit Hunden verbessern“, ist Primig überzeugt.
Birgit Primig (45) aus Schörfling (OÖ) ist diplomierte Trainerin der Erwachsenenbildung. Seit ihrer Kindheit lebt sie mit Hunden und hält derzeit drei Lhasa-Apso-Rüden. Für den Verein „Junge Hundefreunde Austria“ hat sie jahrelang Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit deren Hunden für den Ausstellungsring trainiert.
Bildergalerien
(Quelle: salzburg24)