Die Stadt Salzburg braucht wegen EU-Vorgaben einen neuen Rahmen, der sämtliche Fragen rund um Verkehr und Mobilität umfasst und aufeinander abstimmt. Gelingen soll das mit dem Mobilitätsplan 2040. Doch zunächst muss eine geeignete Strategie gefunden werden. Erste Informationen dazu gab es am Donnerstag von Verkehrsstadträtin Anna Schiester (Bürgerliste/Die Grünen der Stadt Salzburg), dem Amtsleiter für Stadtplanung und Verkehr Stephan Kunze, dem Geschäftsführer von con.sens Mobilitätsdesign Michael Szeiler und dem Verkehrsexperten der TU Wien Harald Frey. Sie stellten heute den Status quo anhand von Zahlen vor und zeigten auf, wo der Schuh drückt.
- Das letzte Verkehrsleitbild stammt aus dem Jahr 1997.
- EU-Vorgabe: Salzburg ist verpflichtet, bis Ende 2027 einen nachhaltigen Mobilitätsplan zu erstellen.
- Die Bevölkerung wächst, insbesondere im Umland. Damit einher gehen steigende Pendlerströme (über 54.000 Einpendler:innen in die Stadt täglich).
- Der Anteil des MIV (motorisierter Individualverkehr) sank zwischen 2012 und 2022 von 44 Prozent auf 37 Prozent. 80 Prozent der Haushalte besitzen aber mindestens ein Auto. Ein Fahrrad gibt es in neun von zehn Haushalten.
- Der Radverkehr stagniert, weil die Infrastruktur teilweise an ihre Kapazitätsgrenzen stößt.
- Die Unfallzahlen im Stadtverkehr bleiben hoch: 157 Mio. Euro betrugen 2023 die volkswirtschaftlichen Schäden durch Unfälle in Salzburg.
- Der Kfz-Verkehr nimmt zwar langfristig ab (minus 8 Prozent seit 2016), aber viele zentrale Straßen sind nach wie vor vom Durchzugsverkehr geprägt.
23 Prozent der Stadt-Salzburger:innen fahren Rad
158.322 Menschen leben mit Stand 2025 in der Mozartstadt. Das Zentrum ist dicht bebaut, die Randbereiche sind landwirtschaftlich geprägt. Weil die Stadt mit 66 Quadratkilometern aber eine überschaubare Größe hat, liegen die einzelnen Stadtteile meist nur wenige Kilometer auseinander. Das sei gerade für den Radverkehr ein Vorteil, sind sich die Expert:innen einig. 23 Prozent der Menschen, die in der Stadt leben, sind laut einer Verkehrserhebung des Landes aus dem Jahr 2022 mit dem Rad unterwegs, 22 Prozent zu Fuß und 17 Prozent mit den Öffis.
Über 54.000 Menschen pendeln pro Tag in die Stadt
54.289 Menschen pendeln täglich in die Landeshauptstadt, 23.736 aus der Stadt hinaus. Zudem gibt es 52.997 Binnenpendler:innen – sie sind also innerhalb des Stadtgebiets unterwegs. Am meisten Menschen kommen aus den Gemeinden Wals-Siezenheim (Flachgau) und Hallein (Tennengau) in die Mozartstadt. Bis 2040 erwarten Fachleute eine starke Zunahme des Pendlerverkehrs aus dem Umland.
Auf den Gemeindestraßen seien mittlerweile zwar weniger Autos unterwegs, dafür mehr auf der Autobahn. Die Zahl der Fahrgäste beim Stadtbusverkehr sei wegen Corona und aufgrund des Personalmangels zurückgegangen. Bei den Regionalbussen gab es hingegen Zuwächse.
24.300 Reisebusse pro Jahr
Auch der Tourismus hat mit zwei Millionen Nächtigungen pro Jahr und zehn Millionen Tagesgästen einen Anteil am Verkehrsaufkommen. 70 Prozent der Tagesgäste sind mit dem privaten Pkw unterwegs. Hinzu kommen 24.300 Reisebusse jährlich.
Bevor der Mobilitätsplan vollständig vorliegt, wird erneut auf Projekte verwiesen, die vorab für eine Entschärfung des Verkehrsproblems sorgen sollen:
- Innenstadtberuhigung Museumsplatz – Neutor
- Begegnungszone Nonntaler Hauptstraße
- Neuordnung Öffi-Netz und Taktverdichtung (Nahverkehrsplan)
- Busbeschleunigungskorridore (z.B. B1)
- Rad-Nordspange Itzling – Schallmoos – Gnigl/Sam
- S-Bike Radverleihsystem
- Verkehrskonzepte in Gnigl-Süd und Parsch/Aigen
Mobilitätsplan-Entwicklung bis 2026
Die Salzburger Bevölkerung soll von Beginn an in den Entwicklungsprozess, der bis nächstes Jahr angesetzt ist, einbezogen werden. Geplant sind Stadtteilforen, Online-Befragungen oder thematische Workshops. Dadurch soll die Akzeptanz der Maßnahmen erhöht werden. In den Mobilitätsplan sollen bereits bestehende Konzepte wie die Radverkehrsstrategie, der Masterplan Gehen oder der Nahverkehrsplan Stadtregion einbezogen werden. Zudem wird an einem Klimafahrplan und am räumlichen Entwicklungskonzept gearbeitet.
(Quelle: salzburg24)