Zehn Graugänse wurden im Vorjahr rund um den Leopoldskroner Weiher in der Stadt Salzburg geschossen. Auch heuer sollen wieder einige der Vögel von Jägern getötet werden. Während sich Tierschützer entsetzt über das Vorgehen zeigen, verweist die Stadtverwaltung auf einen gültigen Beschluss und Beschwerden von Grundeigentümer:innen sowie Bäuer:innen.
Seit 2023 Graugans-Abschüsse in der Stadt Salzburg
Graugänse sind in der Stadt Salzburg vor allem rund um den Leopoldskroner Weiher und entlang des Almkanals zu finden. Einem vor zwei Jahren verabschiedeten Beschluss zufolge können die Vögel im Ausnahmefall geschossen und Eier teilweise aus leicht zugänglichen Nestern entnommen werden. Der Grund dafür: Grundbesitzer:innen und Landwirt:innen haben sich über leergefressene Wiesen und Massen an hinterlassenem Kot bei der Stadtregierung beschwert. Im Jahr 2024 wurden alle zehn erlaubten Tiere erlegt – allesamt männliche Jungtiere.
Geschossen werden darf am Leopoldskroner Weiher ab jetzt bis Jahresende. Ob tatsächlich alle zehn erlaubten Abschüsse durchgeführt werden, obliegt letztlich der örtlichen Jägerschaft, erklärt Bernd Huber, Chef der Allgemeinen Verwaltung und Bezirksverwaltung der Stadt Salzburg, am Donnerstag im Gespräch mit SALZBURG24.
Pfotenhilfe Lochen bietet Umsiedelung der Tiere an
Der Tierschutzhof Pfotenhilfe in Lochen (Bezirk Braunau) zeigt sich in einer Aussendung am Dienstag entsetzt: „Ich ziehe selbst jedes Jahr einige hilflose, verwaiste Graugänseküken vom Salzburger Leopoldskroner Weiher auf, die uns verzweifelte Spaziergänger bringen. Und Vizebürgermeister Kreibich lässt sie per Bescheid erschießen? Noch dazu in einem Schutzgebiet – das ist wirklich unfassbar“, so Vereinschef Jürgen Stadler. Die Pfotenhilfe bietet der Stadt Salzburg als Alternative zum Abschuss eine Umsiedelung der Tiere an: „Wir würden die mit dem Tod bedrohten Gänse jederzeit auf unseren großzügigen Teichen ein Leben in Frieden führen lassen. Im Herbst fliegen sie sowieso wieder Richtung Süden“, meint Stadler.
Der von der Pfotenhilfe kritisierte Vizebürgermeister Florian Kreibich (ÖVP) wollte sich auf S24-Anfrage nicht zur Thematik äußern und verwies stattdessen auf Huber. Für diesen kommt ein Umsiedeln der Tiere an einen anderen Teich aus zwei Gründen nicht in Frage. Zum einen sei der Bescheid schon da, „und der gilt jetzt für uns“. Zum anderen erziele man mit dem Abschießen der Gänse auch einen „vergrämenden Effekt“ – man will den Leopoldskroner Weiher als Lebensraum für die Vögel also unattraktiver machen. Das funktioniere mit einem Abschuss eher als mit dem Umsiedeln.
Abschuss für Salzburger Bürgerliste „letztes Mittel“
Kritik am Abschuss-Vorhaben kommt auch von Seiten der Bürgerliste (Die Grünen in der Stadt Salzburg). Die Tötung der Tiere könne nur das letzte Mittel sein, heißt es in einer Aussendung am Mittwoch. Bürgerliste-Gemeinderat Lukas Bernitz spricht sich für eine Umsiedelung aus. Dem kürzlich erlassenen Bescheid der Jagdbehörde sei zudem wegen „Gefahr in Verzug“ die Möglichkeit zur Beschwere und damit einer Aufschiebung genommen worden. Dieses Vorgehen sei „völlig überzogen“, meint Bernitz. Gemäß der Aarhus-Konvention sei das nur in Ausnahmefällen zulässig. „Die Weidetätigkeit von Graugänsen kann aber wohl kaum als Gefahr im Verzug angesehen werden.“ Umweltschutzorganisationen haben noch die Möglichkeit des Einspruches, womit das Landesverwaltungsgericht zuständig wäre, erklärt Huber.
Im September 2024 wurden rund um den Weiher etwa 300 Graugänse gezählt. Eine Gefährdung des Bestands bestehe also nicht. Abschüsse und Eier-Entnahmen würden lediglich der Stabilisierung der aktuell „sehr starken Population“ dienen, wie Huber betont.
Svazek verteidigt Abschuss-Entscheidung der Stadt
Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) verteidigte am Freitag das Vorgehen der Landeshauptstadt: „Die durchgeführten Entnahmen und infolge dessen die Vergrämung von Wildgänsen am Leopoldskroner Weiher stehen in keinerlei Widerspruch zu den naturschutzrechtlichen Bestimmungen des Landes Salzburg und sind auch mit der Vogelschutzrichtlinie konform“, betont sie in einer Aussendung. Die Entscheidung sei somit rechtens – und in ihren Augen auch ökologisch sinnvoll. Die Vergrämung der Graugänse sei sowohl im betroffenen Stadtbereich als auch im Flachgau notwendig.
(Quelle: salzburg24)