Straftaten

Starker Anstieg an "Hate Crimes" – auch in Salzburg

Relativ zur Wohnbevölkerung gab es in Salzburg, Wien und Kärnten die meisten Vorurteilsmotive, die wenigsten im Burgenland. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 22. Juli 2025 06:27 Uhr
Fast 6.800 vorurteilsmotivierte Straftaten – auch "Hate Crimes" genannt – wurden im Vorjahr in ganz Österreich registriert. Relativ zur Wohnbevölkerung gab es u.a. in Salzburg die meisten Vorurteilsmotive. Was dazu zählt und wer davon betroffen ist, erfahrt ihr hier.

Die Zahl der erfassten "Hate Crimes" ist im Vorjahr deutlich angestiegen. 6.786 vorurteilsmotivierte Straftaten registrierte die Polizei laut dem Hate-Crime-Bericht für 2024 – das sind rund 20 Prozent mehr als 2023 (5.668). Das häufigste Motiv war erneut die Weltanschauung, hier gab es mit 45 Prozent mehr Nennungen auch den stärksten Anstieg. 2024 wurde dieses Motiv 3.935 Mal dokumentiert. Die Aufklärungsquote bei Hate Crimes blieb mit 67 Prozent in etwa gleich hoch.

Insgesamt wurden laut dem am Dienstag veröffentlichten Bericht des Innenministeriums 7.614 Vorurteilsmotive dokumentiert, kann eine Tat doch mehrere Motive haben. Nach der Weltanschauung war die nationale bzw. ethnische Herkunft (1.581 Mal) das häufigste Motiv, darauf folgten die Religion (763), die Hautfarbe (417) und die sexuelle Orientierung (317). Letztere kam 2024 zu 29 Prozent seltener als Motiv vor als noch 2023. Auch finden sich unter den Motiven 238 Mal das Geschlecht, 136 Mal der soziale Status, 125 Mal Behinderungen und 102 Mal das Alter.

Häufigste "Hate Crime"-Delikte

Unter den häufigsten Delikten finden sich Verstöße gegen das Verbotsgesetz (2.952 Motive), gefolgt von Sachbeschädigungen (1.396), Körperverletzungen (661), Verhetzungen (599) und gefährlichen Drohungen (506). 1.619 Personen – 63 Prozent davon Männer – wurden Opfer von gewaltbezogener Hasskriminalität. Dominantes Motiv war dabei die nationale bzw. ethnische Herkunft.

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Bei den Tatverdächtigen handelte es sich – verglichen mit der Gesamtzahl aller Tatverdächtigen – wie in den Jahren zuvor häufiger um Minderjährige. Mit 86 Prozent waren die meisten Tatverdächtigen außerdem Männer – das ist mehr als bei der Gesamtkriminalität (78 Prozent Männer). Vergleichsweise gering ist der Anteil ausländischer Staatsbürger an den Tatverdächtigen - bei den Hate Crimes sind es 26 Prozent, bei der Gesamtkriminalität 47 Prozent. So waren beispielsweise bei drei von fünf Straftaten mit frauenfeindlichen Motiven Österreicher tatverdächtig.

Tatort oftmals im Internet

Relativ zur Wohnbevölkerung gab es in Salzburg, Wien und Kärnten die meisten Vorurteilsmotive, die wenigsten im Burgenland. Ein Viertel der Straftaten mit Vorurteilsmotiv fand im Internet statt – bei drei Viertel davon handelte es sich um Verstöße gegen das Verbotsgesetz. Auch jedes zweite rassistische Motiv wurde online verzeichnet. Unter den antireligiösen Hasspostings waren zwei Drittel antisemitisch und ein Drittel antimuslimisch.

"Die jüngsten Fälle des im März 2025 aufgedeckten Netzwerks zeigen auch, wie schnell Hetze zu realer Gewalt eskalieren kann", warnte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) in einem Vorwort zum Bericht. Bei einer Razzia waren damals mehrere Personen festgenommen worden, die ihre Opfer – Homosexuelle, denen sie fälschlicherweise Pädophilie unterstellten – ausgeraubt, verletzt und erniedrigt haben sollen. Auf der anderen Seite werde "die Wirkung der langjährigen bundesweiten Schulungen und der systematischen Ermittlungs- und Präventionsarbeit der Polizei sichtbar", so Karner.

Hate Crimes werden seit 2020 gesondert erfasst, den Jahresbericht dazu gibt es seit 2022. Einbezogen werden Straftaten, deren polizeiliche Ermittlungen abgeschlossen sind.

Was sind "Hate Crimes"?

Vorurteilsmotivierte Straftaten sind gerichtlich strafbare Handlungen, die aufgrund der tatsächlichen oder vermeintlichen Zugehörigkeit geschädigter Personen zu Gruppen begangen werden, die die Täter:innen ablehnen. Sie können sich gegen Leib und Leben, fremdes Vermögen, Ehre oder andere Rechtsgüter richten. Wesentlich für solche – manchmal auch als "Vorurteilskriminalität", "Hasskriminalität" oder "Hate Crimes" bezeichneten – Straftaten ist, dass das Opfer oder das Tatobjekt gerade deswegen ausgewählt wurde, weil es aus Sicht des:der Täter:in für eine Gruppe steht, gegen die er abwertende Vorurteile hegt. Die abwertende Haltung des Täters kann auch darin bestehen, dass er eine Gruppe für unverdienterweise bevorzugt hält.

Betroffene fühlen sich oftmals abgewertet, unerwünscht, verfolgt, verachtet und verlieren ihr Sicherheitsgefühl. Opfer von Vorurteilskriminalität leiden häufig an langfristigen psychischen Folgen und versuchen möglichst unsichtbar und damit weniger angreifbar zu sein.

(Quelle: apa)

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