Hightech-Held:innen

Neue Feuerwehrjacke soll Einsatzkräfte vor Überhitzung schützen

Veröffentlicht: 05. August 2024 15:52 Uhr
Bei 600 Grad und mehr stürzen sich Feuerwehrleute in Brandgeschehen. Ihre Kleidung schützt sie zwar weitgehend vor der Hitze, trotzdem wird es im Einsatz ordentlich heiß. So heiß, dass manche ohnmächtig werden. Eine neu entwickelte Feuerjacke, die in Hallein getestet wurde, soll das ändern.
Moni Gaudreau

Sie laufen genau dort hin, wovon andere weglaufen: Die Rede ist von Feuerwehrleuten. Gerade gestern evakuierten Einsatzkräfte 170 Menschen aus dem Katschbergtunnel, nachdem darin ein Auto zu brennen begonnen hat, und löschten den Fahrzeugbrand. Trotz entsprechender Schutzkleidung wird es dabei richtig heiß, erklärt Günter Trinker, Salzburgs Landesfeuerwehrkommandant, im SALZBURG24-Interview am Montag: „Je nach Brandgeschehen kann es schon warm werden. Bei einem Zimmerbrand kann es 600 Grad und aufwärts haben.“ „Durchs Feuer“ könne man mit der Schutzkleidung natürlich nicht gehen, aber allein durch die Wärmestrahlung komme man ordentlich ins Schwitzen.

Und manchmal bleibt es nicht nur beim Schwitzen – gefährlich wird es, wenn Einsatzkräfte durch den Hitzestress ohnmächtig werden oder schlimmer. Allein in den USA sterben jährlich um die 40 bis 50 Feuerwehrleute an den Folgen von Überlastung, die im und durch einen Einsatz auftreten, heißt es in einer Aussendung von dem Forschungsinstitut Salzburg Research.

Neue Feuerwehrjacke kühlt bei Überhitzung

Das will der Feuerwehrausstatter Texport GmbH ändern. Salzburg Research und die Universität Salzburg haben in dessen Auftrag eine intelligente Jacke entwickelt, die Feuerwehrleute vor Überhitzung schützen soll. Integrierte Sensoren sollen laut Herstellerangaben Hitzestress erkennen und automatische Kühlmaßnahmen einleiten, wenn eine kritische Körperkerntemperatur von 38,5 Grad erreicht wird. Das soll mit der Luft aus den mitgeführten Druckluftflaschen passieren.

„Meine Vision ist, Hitzestress bei Feuerwehrleuten automatisiert zu vermeiden. Denn Hitzestress führt zu verminderter Leistungsfähigkeit und im schlimmsten Fall müssen Retter selbst gerettet werden“, sagt Otmar Schneider, Geschäftsführer und Gründer der Texport GmbH. Bei Hitzestress, also einer Körperkerntemperatur ab 38,5 Grad, versucht der Körper durch geweitete Blutgefäße vermehrt Wärme abzugeben. Dadurch kann ein peripheres Kreislaufversagen hervorgerufen werden. Das bedeutet, das Blut sammelt sich in Armen und Beinen und kommt nicht mehr zum Herzen – Ohnmacht ist die Folge.

Die Herausforderung sei für das Forschungsteam zunächst gewesen, den "Kipppunkt", ab wann die Hitze in der Schutzkleidung für den Körper gefährlich wird, automatisiert zu erkennen. Dazu haben in einer ersten Laborstudie 19 Probanden die Schutzanzüge mit Helm und Sauerstoffflachen in einer Sauna getragen. Die eingearbeiteten Sensoren haben den Schweiß bzw. die Luftfeuchtigkeit in der Einsatzjacke gemessen. Anschließend mussten die Testpersonen auf dem Laufband Fragen für einen kognitiven Test beantworten.

Feuertaufe mit Halleiner Floriani

Der entwickelte Prototyp wurde in einer abschließenden Vergleichsstudie mit der Feuerwehr Hallein (Tennengau) getestet, um die Wirksamkeit der automatischen Kühlung festzustellen. Dazu haben zwei Gruppen mit je zwölf Personen einen simulierten Brandeinsatz absolviert. Eine Gruppe trug die intelligente Feuerjacke – die zweite, eine Mannschaft mit Halleiner Floriani, war mit der üblichen Ausrüstung im Einsatz.

Wann die neue Jacke einsatzbereit ist, steht noch nicht fest. Dennoch zeigt sich Trinker über das aktuelle Forschungsprojekt erfreut: „Alles, was uns im Einsatz besser schützt, finde ich gut. Egal, ob es im Brand ist oder bei einem anderen Einatz im Sommer mit Temperaturen über 30 Grad.“ Für die Einkleidung der Einsatzkräfte seien übrigens die Gemeinden zuständig. Rund 2.000 Euro koste eine Ausrüstung inklusive Kleidung, Helm und Co derzeit. Oft würden die einzelnen Feuerwehren und auch der Verband etwas mitfinanzieren, so Trinker.

Bildergalerien

(Quelle: salzburg24)

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