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Tier geht auf Pflegerin los

Unfall in Nashorn-Gehege des Salzburger Zoos fordert Todesopfer

Weiterer Pfleger schwer verletzt

Eine Tierpflegerin und ihr Begleiter sind heute in der Früh bei Routinearbeiten im Zoo Salzburg von einem Nashorn angegriffen worden. Die Frau wurde tödlich verletzt, der zweite Tierpfleger – ihr Ehemann – erlitt schwere Verletzungen. Der Tierpark bleibt vorerst geschlossen. Wie und warum es zu dem Unfall kam, blieb auch nach einer Pressekonferenz unbeantwortet.

Anif, Salzburg

Wie die Polizei Dienstagmorgen gegenüber SALZBURG24 bestätigte, hat sich der tödliche Unfall im Zoo Salzburg kurz vor 7 Uhr zugetragen. Demnach soll bei Routinearbeiten im Nashorn-Gehege ein Nashorn auf eine 33-jährige Tierpflegerin losgegangen sein. Beim Versuch, das Tier zu verscheuchen, wurde ihr 34-jähriger jähriger Ehemann – er arbeitet ebenso als Pfleger im Zoo – ebenfalls von dem Nashorn angegriffen und schwer verletzt, so die Polizei.

Bei einem Mediengespräch zeigten sich die Verantwortlichen des Zoos Salzburg schwer bestürzt. Geschäftsführerin Sabine Grebner schilderte, dass die Tierpflegerin die Nashörner mit einem Insektenstift einreiben wollte – Routinearbeiten, die täglich von März bis Oktober durchgeführt werden, so Grebner. Vermutlich bei dieser Arbeit habe das 30 Jahre alte Nashorn-Weibchen "Jeti" die Pflegerin im Nashornhaus 1 attackiert. Ihr Ehemann, der mit der Fütterung beschäftigt war, wollte helfen und die Nashornkuh vertreiben. Als er "Jeti" in das Freigehege entließ, wurde er von dem Tier angegriffen und verletzt. Die näheren Umstände seien noch unklar. "Die Erhebungen laufen."

Die 33-Jährige erlitt Verletzungen im Bereich des Brustkorbes. Wiederbelebungsversuche brachten keinen Erfolg mehr, die Frau starb noch am Unfallort. "Sie war bei den Tieren sehr vorsichtig und bedacht und sie hatte ein extrem gutes Gespür für Tiere", sagte Grebner. Der 34-Jährige erlitt einen Oberschenkelbruch. Er wurde mit dem Hubschrauber in das Uniklinikum Salzburg geflogen.

Der ausgebildete Tierpfleger arbeitet seit 2008 im Zoo Salzburg, die Verstorbene, eine geprüfte Tierpflegerin, seit 2014. Zuvor war sie in München beschäftigt. Am Dienstag in der Früh sei sie bei den Nashörnern eingeteilt gewesen, und er zum Ausfahren des Futters, schilderte die Zoo-Direktorin.

"Yeti" ist 30 Jahre alt und lebt seit 2009 im Zoo Salzburg. Wie es mit Yeti nun weitergeht, ist unklar. Grebner sagte, es würden auch alle Sicherheitsbestimmungen evaluiert, und sollten sich hier Möglichkeiten zur Optimierung zeigen, werde man diese natürlich umsetzen. Nashörner seien auf jeden Fall grundsätzlich sehr sanfte und schlaue Tiere, nur ihr Gewicht mache den Umgang mit ihnen schwierig.

Die im Zoo lebenden Breitmaulnashörner gelten neben Elefanten als das größte Landsäugetier. Bullen können über drei Tonnen wiegen. "Breitmäuler" ernähren sich von Gras: Ihr Futterbedarf liegt bei etwa 100 Kilogramm pro Tag. Breitmaulnashörner gelten als potenziell gefährdet.

Zoo Salzburg nach Unfall geschlossen

Der Zoo bleibt heute geschlossen. Mitarbeitende und Angehörige wurden und werden vom Kriseninterventionsteam betreut. Die Polizei und das Arbeitsinspektorat untersuchen nun, wie es zu dem tragischen Unglück kommen konnte.

Grebner äußerte beim Mediengespräch auch ihr tiefes Bedauern und sprach den Angehörigen der Bayerin ihr tiefes Mitgefühl aus. In der Geschichte des Zoos hätte es noch nie einen so schweren Unfall gegeben. Seit etwa 30 Jahren gibt es ein Nashorngehege im Zoo Salzburg. Es handle sich um eine "Vorzeigeanlage". Erst heuer sei die Anlage von der EAZA (European Association of Zoos and Aquaria, Anm.) gescreent worden. "Es wurde alles begutachtet und für korrekt empfunden."

Laut der Facebook-Seite des Zoos bleibt der Tiergarten den ganzen Dienstag geschlossen.

Rätsel über Unfallursache im Zoo Salzburg

Die Unfallursache gibt jedenfalls noch Rätsel auf. Sobald es der Gesundheitszustand des verletzten Tierpflegers zulässt, soll er zum Unfallhergang befragt werden. Kameras sind laut Grebner außerhalb des Nashornhauses installiert, nicht im Inneren. Nun sollen die Aufnahmen der Außenkameras ausgewertet werden, um herauszufinden, ob womöglich "in der Nacht etwas auffällig war". Das Gehege verfügt über zwei Nashornhäuser, einen Vorplatz und eine große Außenanlage, die sich die Nashörner mit Antilopen und Zebras teilen.

Tödliche Unfälle in Österreichs Zoos

Der tödliche Unfall im Zoo Salzburg heute Früh ist nicht der einzige in Österreich, wie ein Blick zurück auf die vergangenen 32 Jahre zeigt. Mehrere Menschen starben durch Tiere in heimischen Zoos. Eine Chronologie ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • 13. Juni 1991: Ein Pfleger wird im früheren Safaripark Gänserndorf (Bezirk Gänserndorf) im Raubtiergehege von einem Tiger angefallen und tödlich verletzt. Die Leiche des Mannes wird rund zehn Meter von seinem Pkw entfernt gefunden. Zuvor war der Mann entgegen der Bestimmungen des Tierparks in dem Gehege aus seinem Auto gestiegen.
  • 5. März 2002: Eine Mitarbeiterin stirbt nach einem Genickbiss durch einen Jaguar im Wiener Zoo Schönbrunn während der Vorbereitungen für die Fütterungen. Der damalige Zoodirektor Helmut Pechlaner wird bei einem Versuch, die Frau zu retten, an der Hand gebissen und verletzt. Im Zuge der Untersuchungen wird entdeckt, dass die Frau übersehen hatte, die Türen zwischen dem Boxenbereich und dem Gehege zu schließen. 20. Februar 2005: Der 1.600 Kilogramm schwere, vier Jahre alte Elefantenjungbulle "Abu" rammt einem Pfleger im Wiener Tiergarten Schönbrunn im Zuge der Morgendusche seine Stoßzähne in die Brust sowie in den Bauch und fügt ihm einen offenen Schädelbruch zu. Der Mann gilt zur damaligen Zeit als einer "der besten und erfahrensten Elefantentrainer Europas", wie es vom Zoo heißt. Das Elefantenhaus bleibt daraufhin für eine Woche geschlossen. Die Ermittlungen der Polizei ergeben, dass der Vorfall nicht vorherzusehen gewesen se 
(Quelle: SALZBURG24/APA)

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