Um 17,8 Prozent auf 14.304 Personen ist die Arbeitslosigkeit in Salzburg im März gestiegen – das sind um 2.164 Menschen mehr als im März des Vorjahres. Bei jungen Arbeitskräften unter 25 Jahren war der Zuwachs mit 16 Prozent ebenfalls hoch, blieb aber unter dem Anstieg der Gesamtarbeitslosigkeit. Insgesamt waren 2.173 Jugendliche bis 25 Jahre in Salzburg als arbeitslos gemeldet.
Warum finden so viele junge, motivierte Menschen keinen Job? Was steckt hinter der Schere zwischen Lehrstellenangebot und Nachfrage?
Regionales Angebot nicht immer passend
Bundesländerübergreifend kann Salzburg mit einer geringen Arbeitslosigkeit punkten, zeigt sich Beer im Gespräch mit SALZBURG24 erfreut. Die hohe Anzahl an offenen Lehrstellen führt der Experte einerseits auf das regionale Angebot, aber auch auf die verschiedenen Branchen zurück. „Was nutzt es einem Jugendlichen aus dem Pinzgau, der Mechaniker werden möchte, wenn in seiner Region Lehrstellen in der Gastronomie offen sind?", erläutert Wilfried Beer das Problem.
Vor allem in der Gastronomie bleiben viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Im dritten Quartal 2013 waren es etwa 212 Lehrstellen als Koch/Köchin, 189 Plätze als Restaurantfachfrau/ -mann und 67 als Hotel- und Gastgewerbeassistent/in. Platz vier belegt der Einzel- und Großhandel mit 53 offenen Lehrstellen. In demselben Zeitraum waren 60 Salzburger auf der Suche nach einer Ausbildung in dieser Branche, 32 suchten Plätze im Büro. 22 Salzburger meldeten sich für eine Mechaniker-Lehrstelle, 17 als Köche/Köchinnen, 14 als Friseure/Friseurinnen und zehn als Elektriker/-innen.
Mädchen wollen ins Büro, Burschen in die Werkstatt
Auch wenn die Gastro-Branche in der Statistik besonders schlecht abschneidet, werden in Tourismusregionen wie in Salzburg und Tirol dennoch viele Jugendliche in diesen Berufen ausgebildet, merkt Beer an.
Besonders auffallend sind, laut Beer, auch die geschlechterspezifischen – gar klischeehaften – Berufswünsche der jungen Salzburger/-innen. Mädchen drängten vor allem in den Einzelhandel, für Burschen seien technische Berufe, wie Elektriker und Mechaniker, immer noch am beliebtesten.
Ausbildung ist garantiert - auch ohne Lehrbetrieb
Doch was geschieht, wenn ich für meinen Wunschberuf keine passende Ausbildung finde? Genau hier setzt das AMS mit einer Ausbildungsgarantie an. „Können wir keine passende Lehrstelle anbieten, haben wir immer noch die Möglichkeit einer überbetrieblichen Ausbildung", erläutert Beer.
Diese überbetriebliche Lehrausbildung stellt eine Alternative zur klassischen Lehre im Betrieb dar. Einrichtungen wie das TAZ Mitterberghütten sichern diese Möglichkeit, hier im Speziellen in Elektro- und Metallberufen. Ohne einen bestimmten Lehrbetrieb zu haben, kann in diesen Institutionen eine Ausbildung absolviert werden.
Hier finden Sie weitere Informationen zur Überbetrieblichen Lehrausbildung.
Schulabbrecher sind die Arbeitslosen von morgen
Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) will im Zusammenhang mit der Jugendarbeitslosigkeit einen weiteren Schritt setzen. Ab 2016/17 soll in Österreich eine Ausbildungsverpflichtung umgesetzt sein, denn vor allem Bildungsabbrecher seien gefährdet, in die Arbeitslosigkeit abzurutschen. Das zeigt einmal mehr das Ende März präsentierte "Bildungsbezogene Erwerbskarrierenmonitoring (BibEr)" der Statistik Austria. "Ohne Qualifikation hast du alle Gefährdungselemente Richtung Armut", betonte Hundstorfer gegenüber der APA. "Natürlich wird es die klassische Karriere vom Tellerwäscher zum Multimilliardär auch in zehn Jahren geben. Aber das ist einer in Millionen."
Ausbildung soll verpflichtend sein
Jährlich brechen in Österreich 35.000 Jugendliche zwischen 15 und 18 einen Ausbildungsweg bzw. die Schule ab oder beginnen nach der Pflichtschule gar keine weitere Ausbildung. Rund die Hälfte hat auch drei Monate nach Abbruch noch keinen Ausbildungsplatz.
Genau an diese Problemgruppe richtet sich die geplante Ausbildungsverpflichtung. Diese kann nach der Schulpflicht durch einen weiterführenden Schulbesuch, das Absolvieren einer Lehre oder die Inanspruchnahme eines außerschulischen Qualifizierungsangebots erfüllt werden. Dazu will Hundstorfer zunächst die derzeitigen Maßnahmen wie Jugendcoaching und Anreizmodelle zur Teilnahme an Ausbildungsmaßnahmen intensivieren. "Am Tag X ist es aber natürlich auch nötig zu sagen, wenn du die Verpflichtung nicht einhältst, gibt es eine Verwaltungsstrafe analog zur Schulpflichtverletzung." Diese Strafmöglichkeit sei aber nur ein "Nebenprodukt": "Wenn kein Strafbescheid ausgestellt wird, wäre ich der glücklichste Mensch."
Links zu diesem Artikel:
- Arbeitslosigkeit in Ö auf Rekordhoch
(Quelle: salzburg24)