Lifte, Beleuchtung beim Nachtskifahren und Beschneiungsanlagen: Wegen ihres hohen Stromverbrauches werden Skigebiete immer wieder stark kritisiert. Die Gletscherbahnen am Kitzsteinhorn in Kaprun (Pinzgau) nutzen die Speicherseen seit über einem Jahr aber nicht zur zum Beschneien der Pisten, sondern auch zum Erzeugen von Strom.
Das Wasser zum Beschneien am Kitzsteinhorn wird von drei Quellen genommen: aus einem natürlichen Gletschersee, aus den Stauseen der Verbund-Kraftwerke in Kaprun und aus einem technisch angelegten Teich auf 2.000 Höhenmetern. Bei letzterem haben die Gletscherbahnen Kaprun auch ein Pumpspeicherkraftwerk mitgebaut. „Die Bewilligung, dass wir den Speichersee nun auch ganzjährig zum Stromerzeugen nutzen dürfen, haben wir von der Wasserrechtsbehörde 2022 erhalten“, freut sich Günther Brennsteiner, technischer Prokurist der Gletscherbahnen Kaprun, im Gespräch mit SALZBURG24. Im Bundesland Salzburg ist das Pinzgauer Skigebiet das einzige mit so einem Pumpspeicherkraftwerk.
Warum sind Pumpspeicherkraftwerke wichtig?
Im gesamten europäischen Stromnetz herrscht eine einheitliche Frequenz von 50 Hertz. Diese darf nur leicht über- oder unterschritten werden. Das bedeutet, es darf nicht zu viel verbraucht werden, aber auch nicht zu viel eingespeist werden. "Gerade mit dem Boom der privaten Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) wird zu Spitzenzeiten, also wenn die Sonne scheint, zu viel Strom erzeugt. Damit das Stromnetz stabil bleibt, können Energiedienstleister wie zum Beispiel die Salzburg AG bei einem Stromüberschuss auch Kraftwerke ausschalten", erklärt Sophie Uitz, Salzburger Landessprecherin des Vereins Kleinwasserkraft Österreich.
„Besser als einfach nur abschalten ist aber die aktive Verwendung. Das ist bei Wasserkraftwerken mit einem Pumpspeicher der Fall. Der Strom wird verwendet, um das Wasser wieder auf den Berg hinaufzubefördern. Dabei geht natürlich etwas Strom verloren, aber es lohnt sich“, weiß Uitz. Wenn wieder mehr Strom benötigt wird, lässt man das Wasser wieder hinunter preschen. Somit könne der Speicherteich als Batterie gesehen werden.
Rund 100 Speicherseen in Salzburgs Skigebieten
In Salzburgs Skigebieten, vor allem im Pinzgau und Pongau, gebe es rund 100 Speicherseen, so Erik Wolf, Fachverbandsgeschäftsführer der österreichischen Seilbahnen. „Davon sind 47 für ein Pumpspeicherkraftwerk geeignet“, informiert er und beruft sich dabei auf eine Studie vom Land Salzburg und der Wirtschaftskammer. Mit geeignet meint er, dass die Grundstruktur bereits vorhanden sei. Dazu gehört ein Becken im oberen Bereich, ein passendes Gefälle – nicht zu flach und nicht zu steil – und ein entsprechendes Becken im unteren Bereich.
Zwischen Bewilligung und Investition
„Natürlich muss bei den Beschneiungsanlagen erst ein Pumpspeicherkraftwerk gebaut werden. Auch die Rohrleitungen müssen bei jeder Anlage individuell geprüft werden, ob die Rohre vergrößert werden müssen“, meint Sophie Uitz. Neben dem Kraftwerk brauche es vor allem aber eine Bewilligung, dass der Speichersee das ganze Jahr auf- und abgefüllt werden kann. „Die Skigebiete dürfen die Stauseen meist nur in der Saison, also von November bis März ablassen und wieder befüllen“, betont die Kleinwasserkraft-Sprecherin.
Auch laut Erik Wolf sei beim Bewilligen die Politik gefordert: „Wir brauchen die Energie und ein stabiles Netz. Wenn sich die gesteckten Ziele für Klima und Co bis 2030 ausgehen soll, müssen Verfahren einfacher werden.“
„In Salzburg ist vorgesehen, dass die Speicherbecken der Beschneiungsanlagen am 30. Juni befüllt sein müssen und den 'Sommerstauspiegel' bis Ende Oktober halten müssen. Bei Pumpspeicheranlagen gilt diese Regel natürlich nicht, trotzdem muss der Einzelfall geprüft werden“, heißt es vom Land Salzburg auf S24-Anfrage. Vielmehr sehe das Land Salzburg die Hürden bei den notwendigen hohen Investitionen wie zum Beispiel einem etwaigen Umbau der Rohrleitungen und spielt den Ball zurück an die Seilbahnen in den Skigebieten.
Pumpspeicherkraftwerk am Katschberg angedacht
„Bei unseren bestehenden vier Speicherseen werden wir eher kein Kraftwerk dazu bauen. Derzeit planen wir den fünften Speichersee und überlegen, auch in ein Pumpspeicherkraftwerk zu investieren“, schildert Josef Bogensberger, Geschäftsführer der Katschberger Bergbahnen zwischen Kärnten und dem Lungau. Er sei überzeugt, dass man diese Anlagen das ganze Jahr über nutzen können soll. Allerdings müsse er sich erst ansehen, ob sich so ein Kraftwerk finanziell rentiert. Wann und ob das erste Pumpspeicherkraftwerk am Katschberg kommt, steht also noch nicht fest.
Speicherseen im Snow Space Salzburg sollen keinen Strom erzeugen
Im Snow Space Salzburg setze man derzeit auf PV-Anlagen auf den Dächern der Liftstationen. „Gerade prüfen wir aber die Möglichkeit von Kleinwasserkraftwerken bei natürlichen Bächen. Da schauen wir, welche Sinn ergeben und wo wir Bewilligungen bekommen“, erklärt Marketingleiter Simon Guggi. Insgesamt gibt es im Snow Space zehn Speicherteiche. Dort Pumpspeicherkraftwerke zu erbauen, stehe derzeit aber nicht im Raum.
"Das nachträgliche Bauen ist bei den bestehenden Speicherseen immer ein bisschen schwierig, auch wenn die Gegebenheiten stimmen. Bei Neubauten ist das immer leichter zu berücksichtigen und das wird es auch", so Erik Wolf abschließend.
(Quelle: salzburg24)