Weltfrauentag

Wie uns Frauen durch die Corona-Krise bringen

Veröffentlicht: 08. März 2022 15:59 Uhr
Pfleger:innen, Verkäufer:innen, Pädagog:innen – all das sind klassische Frauenberufe, deren Wichtigkeit in der Corona-Krise besonders deutlich wurde, es gab Danksagungen und Applaus. Bis zur gerechten Entlohnung von Systemerhalterinnen ist es aber noch ein weiter Weg, wie Ines Grössenberger vom Salzburger Frauenrat im Gespräch mit SALZBURG24 betont.

Zum heutigen Weltfrauentag wird Jahr um Jahr für Gleichberechtigung gekämpft. Doch auf dem Lohnzettel erleben viele Frauen nach wie vor eine Benachteiligung. Von niedrigen Gehältern sind besonders die systemerhaltenden Berufe betroffen. Von Mitarbeiter:innen im Lebensmittelhandel über Gesundheitspersonal bis zu Kindergartenpädagog:innen, sie alle leisten Arbeit, die für unser tägliches Leben essenziell ist. Seit Beginn der Corona-Pandemie haben diese Jobs zwar mehr Anerkennung erfahren, am Gehalt machen sich Applaus und Blumen aber nicht bemerkbar. Das sieht auch Ines Grössenberger, sie ist Referentin für Frauenpolitik der Arbeiterkammer Salzburg und Sprecherin des Salzburger Frauenrates: „Wenn uns eine weltweite Krise nicht bewusst macht, wie wichtig diese Arbeit ist, was dann?“

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Unbezahlte Arbeit bezahlt machen

„Frauen leisten nach wie vor den Großteil an Sorgearbeit, sei es im Haushalt, der Erziehung oder bei der Betreuung von Angehörigen", so Grössenberger. Daher sei es nicht verwunderlich, dass sowohl im Gesundheits- und Sozialbereich als auch in Erziehung und Bildung mehr als drei Viertel der Beschäftigten weiblich sind. „In diesen Sparten machen Frauen die unbezahlte Arbeit, die sie sowieso leisten, zumindest bezahlt.“ Das deckelt aber auch die Bezahlung, erklärt Grössenberger. „So nach dem Leitsatz: Wenn Frauen diese Arbeit ja sowieso leisten, wieso sollten sie dafür dann hoch bezahlt werden?‘“

 

MINT-Berufe als Lösung?

Bereiche, in denen viele Frauen arbeiten, werden tendenziell schlechter bezahlt. Deshalb gibt es immer mehr Initiativen, um Mädchen und Frauen für sogenannte MINT-Berufe, also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern und ihnen so ein höheres Gehalt zugänglich zu machen. Diese Rechnung geht aber nicht auf, wie Grössenberger betont. „Frauen zu sagen, sie müssen in einen vermeintlichen Männerberuf, wenn sie ein angemessenes Gehalt wollen, kann nicht die Lösung sein.“

Der Familie zuliebe im Frauenberuf

Die Betreuung von Kindern oder Pflege von Angehörigen sei nach wie vor meist Frauensache. Fast die Hälfte aller berufstätigen Frauen in Österreich arbeitet laut Statistik Austria in Teilzeit. Solche familiären Verpflichtungen schränken die Berufswahl für Frauen zusätzlich ein. „Für einen Job als Programmierer:in oder Informatiker:in muss man oft einen weiteren Arbeitsweg in Kauf nehmen. Einen Lebensmittelladen oder Friseur gibt es aber in fast jedem Dorf, das lässt sich mit dem Familienleben meist besser vereinbaren“, erklärt die Frauenpolitik-Referentin.

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Wachsender Frauenanteil deckelt Gehälter

Doch auch ein Job in Informatik, Technik und Co ist kein Garant für Gleichberechtigung. Denn sobald Frauen in eine Branche drängen, sinke das Ansehen der Branche und damit das Gehalt, so Grössenberger. Waren Lehrer und Apotheker früher männerdominierte und angesehene Berufe, hätte sich das mit einem hohen Frauenanteil stark gewandelt. „Frauen verdienen häufig wenig, einfach weil sie Frauen sind und genauso verhält es sich mit weiblich dominierten Branchen.“

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Systemrelevante Berufe neu bewerten

Wenn schon auf die enorme Wichtigkeit dieser Berufe hingewiesen werde, müsse man diese auch generell aufwerten, so die Expertin. „Systemrelevante Berufe halten nicht nur unsere Gesellschaft am Laufen, sondern sind obendrein physisch und psychisch belastend. Auch die Arbeitszeiten sind in vielen Fällen sehr fordernd.“ Faktoren wie diese sollten laut Grössenberger ebenfalls in die Lohngestaltung miteinfließen.

Für Pflegerinnen, Kindergartenpädagoginnen oder Verkäuferinnen sei es aber schwierig, Druck auf Arbeitgeber und Branche auszuüben. „Dem Personal obliegt oft eine große menschliche Verantwortung. Wer mit Maschinen arbeitet, kann seine Arbeit leichter niederlegen als jemand, der mit Kranken oder Kindern zu tun hat“, betont Grössenberger. Die Anerkennung, die von der Gesellschaft kommt, müsse vonseiten der Politik auch umgesetzt werden. „Blumen und Applaus sind nett, aber es muss auch endlich angemessene Bezahlung und menschliche Arbeitsbedingungen geben.“

(Quelle: salzburg24)

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