Nach Corona setzt der Tourismus in Salzburg wieder voll ein. Der Start in die Sommersaison ist gelungen: Insgesamt 3,4 Millionen Nächtigungen wurden im Mai und Juni dieses Jahres im Bundesland Salzburg verzeichnet – um 200.000 Übernachtungen mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019. Gefragt ist bei den Gästen vor allem das Wandern.
Die Berge stehen somit hoch im Kurs, die Sommersaison gewinnt an Attraktivität. Doch der Trend hin zum Bergsport bringt auch Probleme mit sich: Ausgebuchte Hütten, Wartezeiten vor Klettersteigen und Müll auf und neben den Wanderwegen werden in letzter Zeit vermehrt festgestellt.
Bergsport-Boom sorgt für Veränderungen in Salzburg
In den vergangenen Jahren habe aufgrund des Bergsport-Booms eine Veränderung stattgefunden, meint Anita Bitterlich vom Salzburger Alpenverein im Gespräch mit SALZBURG24 am Donnerstag: "Der Tourismus setzt den Bergen zu. Konnte man vor ein paar Jahren noch unterwegs sein, ohne vorab auf den Hütten einen Platz zum Übernachten buchen zu müssen, geht das nun kaum mehr. Tourenplanung und entsprechendes Reservieren sind vorab dringend notwendig."
Bergtouren wenn möglich abseits der Stoßzeiten
Mitunter seien in den Bergen derart viele Menschen unterwegs sein, dass es vor Schlüsselstellen regelrecht zu Staus kommt. Bitterlich rät dazu "azyklisch zu gehen", also wenn möglich abseits der Stoßzeiten unterwegs zu sein. Gerade auf Hütten, zu denen mehrere Aufstiege hinführen und von denen aus Bergsteiger:innen weitere Gipfel erreichen – wie etwa das Kärlingerhaus auf bayerischer Seite des Steinernen Meers – ist ohne Buchung kaum mehr eine Übernachtung möglich.
Probleme nur zu Spitzenzeiten?
Die Probleme seien sehr punktuell und würden nur zu Spitzenzeiten auftreten, meint hingegen Leo Bauernberger, Geschäftsführer von Salzburger Land Tourismus. Man habe sich darauf festgelegt, für Angebote außerhalb der Hauptsaisonen zu sorgen, um so eine bessere Verteilung zu gewährleisten. "Es ist gut, dass der Outdoor-Tourismus seit zehn bis 15 Jahren wieder verstärkt wahrgenommen wird", so Bauernberger. Ende der 1980er-Jahre bzw. Anfang der 1990er-Jahre sei die Situation hier ganz anders gewesen, erinnert sich der Touristiker zurück.
Der Salzburger Alpenverein deshalb bemüht, die Auswirkungen auf die Natur so gering wie möglich zu halten. Man appelliert an die Menschen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Ausgangspunkten für Bergwanderungen anzureisen. "Hier ist ein Umdenken erforderlich. Es braucht eine bessere Verteilung und Besucherlenkung", so Bitterlich und verweist auf die Gemeinde Werfenweng (Pongau), die hier eine Vorreiterrolle einnehme. "Es gibt hier ein Shuttle, das die Menschen vom Bahnhof direkt zu den Ausgangsrouten der jeweiligen Touren bringt. Wir brauchen nicht mehr Parkplätze, sondern mehr Öffis." Einen ähnlichen Weg schlug man in der Pinzgauer Region Saalfelden-Leogang ein. Mit der in den Hotels erhältlichen "Saalfelden-Leogang-Card" sind die Zubringer zu den Aufstiegsmöglichkeiten gratis nutzbar.
"Der Alpenverein hat hier natürlich Recht, da müssen wir noch viel attraktiver werden. Es gibt schon regionale Lösungen, aber nicht lückenlos", teilt Bauernberger mit. Gerade junge Menschen würden ihren Urlaub mitunter komplett mit den Öffis planen. Eine Besucherlenkung hält er hingegen nicht für notwendig.
Mehr Aufwand bei Erhaltung des Wegenetzes
Dass in den Bergen mehr Menschen als noch vor einigen Jahren unterwegs sind, merkt der Alpenverein auch durch den Mehraufwand bei der Erhaltung der Wege. Doch noch mehr als ein zunehmender Tourismus setze den heimischen Bergen der Klimawandel zu. "Unwetterereignisse führen zu Hangrutschungen und Steinschlägen. Gerade das führt zu vermehrter Arbeit bei der Erhaltung der Wege", erklärt Bitterlich.
Konflikte aufgrund eines zunehmenden Tourismus seien dem Touristiker Bauernberger bislang nicht bekannt. "Die Sommersaison dauert ein halbes Jahr, die Besucher verteilen sich. An sich haben wir eine relativ beherrschbare und vertretbare Gästeanzahl in Salzburg", so Bauernberger.
Salzburg wird zur Ganzjahresdestination
Salzburg wird immer mehr zur Ganzjahresdestination. In den Jahren 2001/2002 machte der Sommertourismus landesweit 43 Prozent aus. 2021/2022 kamen hingegen bereits 54 Prozent der Gäste in den Monaten Mai bis Oktober. Regional zeigt sich der Ganzjahrestrend noch deutlicher: 2001/2002 verteilten sich im Pinzgau die Touristen wie folgt: 60 Prozent im Winter, 40 Prozent im Sommer. 2021/2022 lag die Verteilung mit 49 Prozent im Winter und 51 Prozent im Sommer fast gleichauf.
(Quelle: salzburg24)